Kapitel 04
04. Eine folgenschwere Entscheidung
Endlich zu Hause, stellt Giorgio eine Flasche Amaretto auf den Tisch und verkündet: „Jetzt lasst uns erst mal als würdigen Abschluss unserer Reise, auf unsere Rückkehr einen trinken“. Columbus ist noch bei Frau Herzig und kann sie daher nicht begrüßen. Am nächsten Morgen, Giorgio ist schon früh ins Büro gefahren, sitzen die Kinder mit Frau Herzig in der Küche und erzählen ihr, wild durcheinander redend, ihre Erlebnisse. Columbus hat unter lautem Geheul einen Freudentanz aufgeführt und muss jeden einzelnen ausgiebig ab schlecken. „Jetzt wollen wir einen Familienrat einberufen und gemeinsam überlegen, was wir mit dem Erbe machen sollen!“ beendet Max ihre Erzählung. „ Du Henriette, unsere Freunde und Hubertus müssen auch daran teilnehmen, schließlich betrifft es ja uns alle“ ergänzt Flo nachdrücklich. „Dann schlage ich vor, wenn es Eurem Vater recht ist, diese Familien und Freundes Konferenz morgen Abend einzuberufen, da ich dann Zeit habe und wenn ich das richtig verstehe, dürft ihr ja auch nicht mehr all zu lange warten!“ „Okay, uns ist das recht und wenn es Giorgio auch in den Kram passt, nur zu. Am besten rufst Du ihn eben an, Henriette!“ „Nee, Pia, das mach Du mal, ich muss auch noch einkaufen.“ Sie steht auf, schnappt sich den Einkaufskorb und verschwindet.
Giorgio hat früh morgens bereits einen wichtigen Termin auf der Baustelle in Lübeck, den er jedoch relativ schnell erledigen konnte. Er beschließt spontan nach Travemünde zu fahren, was von Lübeck aus nicht mehr weit ist, um sich den Wind der Ostsee um die Nase wehen zu lassen.
Er hofft, bei einem ausgedehnten Strandspaziergang den Kopf frei zu bekommen und sich einer Entscheidung, bezüglich der Catalina, zumindest zu nähern. Aus diesem Grunde hat er auch sein Handy im Auto gelassen. Er will in der Zeit für niemanden erreichbar sein, so dass Pia vergeblich versucht, mit ihm den Termin für den Familienrat abzustimmen. Giorgio läuft, obwohl es inzwischen angefangen hat zu regnen, den Strand hinunter in Richtung Timmendorfern und sieht dem Platschen der Wassertropfen auf den Wellen zu. Er ist so in Gedanken vertieft, dass er den Regen gar nicht zur Kenntnis nimmt und versucht seine Gedanken zu ordnen. Auf jeden Fall muss er erst mal mit seinem Partner sprechen und nimmt sich vor, dies schnellstens zu tun. Dann überschlägt er, wie lange so eine Weltumsegelung wohl dauern wird, welche Route man nehmen soll, welche und wie viele Länder man ansteuern soll und tausend weitere Dinge.
Er kommt zu dem Ergebnis, das zwei Jahre wahrscheinlich nicht reichen werden. Durch diese Überlegung wird er nicht nicht eben fröhlicher, da er sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, seine Arbeit so lange zu vernachlässigen und beruflich gar nichts zu machen. Giorgio stellt erneut nüchtern fest, in welchen Zwängen er durch seinen Beruf und vor allem, durch seine Selbstständigkeit steckt. Ihm wird immer stärker bewusst, das er als allein erziehender Vater dreier Kinder in der Ausbildung, die Verantwortung für sie hat und allein schon dadurch mehr oder weniger tief verstrickt in einem geregelten Alltagsleben ist. Ohne irgendeinen Entschluss zu treffen, oder in seinen Überlegungen auch nur eine Spur weiter zu kommen, tritt Giorgio missmutig nach drei Stunden, völlig durchnässt die Heimfahrt an. Er hofft, dass sein Gespräch mit Freund und Partner Hubertus Meyerdierks, ihn ein Stück weiter bringen wird.
Gegen sieben Uhr abends kommt er schließlich zu Hause an, isst noch ein Stück Brot und verschwindet in seinem Zimmer. Flo kann ihm gerade noch den Terminvorschlag wegen des Familienrats morgen Abend zurufen. „Von mir aus,“ brummt Giorgio kurz zurück und hat seine Tür auch schon zugeknallt. Am Morgen darauf hat Giorgio ausführlich Gelegenheit, mit Hubertus über das Thema Erbschaft zu reden. Es wird eine erregte, engagierte Diskussion auf beiden Seiten. Am Ende sind sie froh, die Angelegenheit, für alle Beteiligten, zumindest ansatzweise, gelöst zu haben. Giorgio lädt Hubertus und auch Theo, da diese schließlich auch betroffen ist, für den Abend zu seinem Familienrat ein. Außerdem fällt ihm ein, das es doch ganz gut ist, auch ihre Nachbarn, Dr. Joachim Emden nebst Gattin Elisabeth einzuladen. Bei einer derart weitreichenden Entscheidung ist es bestimmt nicht verkehrt, auch seine direkten Nachbarn einzuweihen, zumal der „Ostfriese“, wie er heimlich von den Kindern in Anspielung auf den Namen genannt wird, als Anwalt sicher auch den einen oder anderen geistreichen Beitrag liefern kann. Seine Elisabeth ist zwar manchmal etwas anstrengend, was sie aber tapfer in Kauf nehmen wollen.
Gegen sieben Uhr trudeln alle Beteiligten nach und nach ein. Frau Herzig ist gar nicht erst nach Hause gegangen, sondern hat, mit Hilfe von Flo und Bolle eine kaltes Buffet gezaubert, was für eine ganze Armee ausreicht .
Hubertus kommt mit einer Magnum Flasche Champagner, Dr. Emden und seine Elisabeth folgen ihm auf dem Fuße und auch Theresa, Alexa, Laurin und Naina tauchen kurz darauf auf. Theo kommt eine Viertelstunde später und bringt auch ihren Ulli mit, den Reederei Agenten, der ausnahmsweise mal in Hamburg ist. Theo will, wenn er denn schon da ist, keine Minute auf ihn verzichten. So quetschen sich also vierzehn Personen um den großen Tisch in der Küche. Giorgio stellt einige Flaschen Barolo und Mineralwasser auf den Tisch und schon beginnt eine lebhafte Diskussion, bei der zunächst alle durcheinander reden, bis Giorgio sich Gehör verschafft, in dem er eine Gabel an sein Weinglas schlägt. Nach dem Stille eingekehrt ist, setzt er zu einer Rede an:
„Bevor wir jetzt alle wild durcheinander diskutieren und spekulieren, möchte ich meine Überlegungen, die ich mit Hilfe von Hubertus angestellt habe und die vielleicht vieles abkürzen kann, zum Besten geben. Aber gestattet, das ich dabei sitzen bleibe,“ er nimmt noch einen Schluck Barolo und legt los:
„Also, Ihr habt ja inzwischen alle von unserem merkwürdigen Erbe gehört. Die Folgen dieser Erbschaft gehen Euch alle an, ob nun als Freund oder Freundin, als Partner oder Mitarbeiter, als Nachbar oder,“ dabei schaut er Frau Herzig an „als gute Seele unseres Hauses. Wenn wir tatsächlich zu so einer Weltumsegelung aufbrechen würden, währt Ihr alle davon betroffen, weil das unweigerlich auch Trennung bedeutet. Wenn auch nur auf Zeit, ist es dennoch eine große Belastungsprobe für Beziehungen jeglicher Art.“ Er macht eine Pause und schaut in die Runde. Da er bisher keinen Widerspruch auf ihren Mienen entdecken kann, fährt er fort: „Dann habe ich mich gefragt, können wir uns selbst, aber auch unseren Freunden das alles überhaupt zumuten und vor allem, lassen unser Beruf und unsere Berufs- und Ausbildungswünsche eine derart lange Auszeit überhaupt zu. Wir alle sind so tief in unserem Alltagsleben verwurzelt, ja man kann sogar sagen gefangen, das ein derartiges Vorhaben nur schwer verwirklicht werden kann.“
Er nippt an seinem Glas und stellt amüsiert fest, dass alle gebannt an seinen Lippen hängen.
„Diese Überlegungen habe ich alle gründlich durchdacht und weiter daran gedacht, was wir in den letzten Jahren alles durchgemacht haben, der Tod von Charlotte, Eurer Abitur mit dem dazugehörigen Stress. Auch im Büro ist in den letzten Jahren nicht immer alles so gelaufen, wie wir es gern gehabt hätten!“ Er sieht erst seine Kinder und dann Hubertus an. „Um es jetzt auf den Punkt zu bringen, möchte ich Euch dazu folgendes sagen. Ein derartiges Angebot, wie uns unser Onkel Victor mit seiner Erbschaft jetzt gemacht hat, kommt, wenn überhaupt, nur einmal im Leben und man darf es nicht so einfach in den Wind schlagen. Es bietet auch die große Chance, fremde Menschen und Kulturen kennen zu lernen, wir würden Herausforderungen erleben, die wir unter normalen Umständen nie erleben. Durch neue Sprachen, Gebräuche, andere Lebensweisen und eine völlig andere Sicht der Dinge können wir mehr lernen und erleben, als wir je erleben könnten, wenn wir diese Fahrt nicht antreten würden. Und dann habe ich noch folgendes überlegt.“
Er macht wieder eine Pause, nippt an seinem Glas und stellt befriedigt fest, dass alle mit erwartungsvoller Miene an seinen Lippen hängen.
„Der Zeitpunkt ist jetzt so günstig, wie er nie wieder sein wird. Wenn ich mal mit Dir anfange, Max. Du willst, ein Jurastudium beginnen, hast aber noch nicht entschieden, wo. Was passiert denn, wenn Du erst in zwei bis drei Jahren mit dem Studium beginnst. Bis dahin hast Du so Vieles erlebt, das Du dann beruflich vielleicht ganz andere Überlegungen anstellst, oder wenn nicht, ein Jurastudium immer noch anfangen kannst!“ Max grübelt über das gerade gehörte und ist unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Dies ist auch nicht möglich, da Giorgio jetzt in seinem Element ist und weiter spricht: „Du, Pia, bist fast genau in der gleichen Situation wie Max. Auch Du willst jetzt studieren und ich bin der Meinung, dass für Dich das gleiche gilt. Die Erfahrungen, die Du auf dieser Reise machen kannst, kann Dir keiner mehr nehmen und hinterher siehst Du mit Sicherheit viele Dinge anders und hast viel mehr Perspektiven für Dein Studium!“ Pia lächelt versonnen und macht den Eindruck, als wenn man sie nicht mehr groß überreden muss.
Giorgio spricht schon weiter: „Du, Flo hast Dir noch gar keine Gedanken gemacht, welche berufliche Richtung Du einschlagen möchtest, was ja auch durch Dein, gerade erst abgelegtes Abitur verständlich ist. Auch Du würdest so viele neue Eindrücke bekommen und weißt nach dieser Reise sicherlich eher, wo Deine Berufliche Reise hingehen soll. Hinzu kommt, dass Dein geliebter Laurin auch, um beruflich weiterzukommen, in die große, weite Welt hinaus will. Also vom Zeitablauf doch gar nicht so schlecht, oder?“ Er sieht Flo direkt an. Die schaut entsetzt auf Laurin und malt sich schon aus, wie lange sie getrennt sein würden. „Und nun zu mir selbst,“ doziert Giorgio weiter. „Das Architekturbüro Lindner & Meyerdierks kann durchaus auch mal eine Zeit ohne Lindner auskommen. Ich habe das mit Hubertus ausführlich besprochen. Wir sind der Meinung, dass das Arbeitsaufkommen in dieser Zeit mit einem zusätzlich eingestellten Bau-Ingenieur durchaus bewältigt werden kann. Im Übrigen gibt es im Zeitalter der Kommunikationstechnik genügend Möglichkeiten, eventuelle Probleme auch von unterwegs per Internet, Telefon oder Fax zu klären. Hubertus wäre tatsächlich so lieb, mich für diese Zeit zu beurlauben!“ grinst er ihn fröhlich an.
Hubertus ruft mit theatralischer Geste dazwischen: „Ich würde Dir die Freundschaft kündigen, wenn Du diese Gelegenheit sausen lässt!“
„Also, wie gesagt,“ macht Giorgio ungerührt weiter: „Ist die Zeit für ein solches Vorhaben so günstig wie nie. Der einzige Wermutstropfen ist die lange Trennung von unseren Freunden. Aber auch da kann man all zu heftigen Trennungsschmerz mit Telefon und eventuell auch mit einem Flug in das jeweilige Land überbrücken. Fliegen kostet ja heute kein Vermögen mehr. Also, lange Rede kurzer Sinn, ich bin dafür, das Erbe anzutreten und einmal alles hinter sich zu lassen. Von dieser Reise würden wir alle unser Leben lang zehren und ein völlig neues Weltbild bekommen. Ich bin Onkel Victor daher ewig dankbar, das er soviel Weitblick bewiesen hat und uns quasi zwingt, eine derartige Entscheidung zu treffen!“
Er holt tief Luft und ergänzt noch: „Ich weiß, dass ich Euch mit meinem Vortrag vorgegriffen habe, will Euch aber nicht davon abhalten, anderer Meinung zu sein oder die Sache anders zu sehen. Wer also jetzt Argumente dagegen hat, soll sie jetzt äußern, damit eine konstruktive Diskussion zu Stande kommt, oder aber für immer schweigen!“
Giorgio nimmt einen kräftigen Schluck, schaut fragend in die Runde und sieht, wie sich eine Hand erhebt. Es ist die von Theresa. Sie meint etwas schüchtern und mit leicht verzweifelter Mine: „Wie soll ich das denn bloß drei Jahre ohne Max aushalten, kann ich nicht auch auf Eurem Schiff anheuern? Ich könnte ja den Leichtmatrosen machen.“ fragt sie treuherzig. „Du bist doch mitten in Deiner Ausbildung!“ ruft Max „Ich meine, es wäre toll, wenn Du dabei wärst, aber Du kannst doch nicht einfach abbrechen. Dein Vater würde das auch nie akzeptieren und mich in Stücke reißen!“ „Abbrechen würde Pap´s wohl nicht akzeptieren, aber Unterbrechen vielleicht schon eher. Das was Giorgio über Wissenserweiterung gesagt hat, träfe ja auch auf mich zu und müsste meinen Vater doch auch überzeugen, oder?“ hofft sie etwas unsicher. „Denkst Du denn, dass die Lufthansa da mitspielt, wenn Du Deine Lehre so einfach unterbrichst?“ wollte Hubertus wissen. „Ich muss natürlich mit meinem Ausbilder sprechen, aber ich hoffe doch, ich kann ja ganz gut mit ihm!“
Giorgio blickt in die Runde. „Also, wenn sonst keine Gegenstimmen vorhanden sind, ist mein Vorschlag einstimmig angenommen und wir gehen auf unsere große Reise. Wenn Max und Theresa das gerne wollen und Deine Eltern und Dein Arbeitgeber gegen eine Ausbildungsunterbrechung nichts einzuwenden haben, bin ich gerne einverstanden, wenn Leichtmatrose Theresa anheuert. Wir können bei der Größe des Schiffes jede helfende Hand gebrauchen!“ beendet Giorgio seinen Vortrag.
„Dann ist das jetzt ein würdiger Anlass, mit einem Glas Champagner auf diese Entscheidung anzustoßen“ ruft Hubertus. Frau Herzig stellt bereits die Gläser auf den Tisch. Die Spannung löst sich und wieder redeten alle durcheinander. Jeder will einen Beitrag dazu leisten, was alles noch bis zur Abreise zu tun sei und welche Route für die Weltumseglung die beste wäre.
„Als Erstes müsst Ihr ja wohl mal dem ehrenwerten Notar Bescheid geben“, meint Hubertus „Dann solltet Ihr, nein, Wir alle zusammen Euren Reisetermin festlegen!“ “Ja und ich werde wohl vorher auch noch einmal nach Genua und Porto Maurizio müssen, um die Erbschaftspapiere zu unterzeichnen. Außerdem brauche ich auch noch eine technische Einleitung von Luigi,“ brummt Giorgio.
Naina, Alexa und Laurin waren anfangs wenig begeistert, aber nach einigem Nachdenken, kann zumindest Laurin der Sache auch etwas Gutes abgewinnen. „Wenn ich jetzt wegen meiner Ausbildung nach Amerika gehe, kämt Ihr da ja sowieso in Kürze vorbei und wir könnten uns sehen!“ versucht er Flo zu trösten. „Ja und wir können Euch ja auch besuchen, wenn Ihr uns rechtzeitig mitteilt, wann Ihr wo ankommt,“ tröstet Naina ihre Freundin. „Außerdem, Telefon für unsere Schwätzchen gibt’s doch überall und Internet Telefonie ist sogar fast kostenlos!“ „Also!“ lässt sich Elisabeth Emden jetzt vernehmen, „Also, ich finde das überhaupt nicht gut. Man stelle sich einmal vor, was auf so einer Reise alles passieren kann. Wenn ich allein an die Haie oder die Stürme denke. Seeräuber soll es doch auch überall geben. Und die Kinder könnten unterwegs krank werden und die ärztliche Versorgung in der dritten Welt ist doch ganz schlecht, hört man immer wieder!“ Sie schüttelt mit bedenklicher Miene immer wieder Ihren Kopf. Ihr Mann rollt schon leicht genervt, mit den Augen und meint: „Lise, Du kannst schon davon ausgehen, das Herr Lindner sich über die Risiken einer solchen Reise durchaus im klaren ist, aber wenn man so was gut vorbereitet und nicht leichtsinnig wird, ist das bestimmt ein tolles Erlebnis. Ich wollte, ich könnte mitfahren“! seufzt er aus tiefstem Herzen. „Und mich dann ganz allein lassen, das könnte Dir so passen. Ich würde so eine Reise niemals in meinem Leben machen, niemals!!! Sie sitzt mit hochrotem Kopf da, zerknüllt mit den Händen vor Aufregung ein Taschentuch und schaut ihren Göttergatten böse an. „Eben!“ Der Ostfriese sagt das ironisch, mit leichtem Grinsen, aber wagt nicht, seine Elisabeth anzuschauen.
Flo und Pia sehen sich an und können nur mühsam das Lachen unterdrücken. Ihr Vater, der das natürlich merkt, schießt einen warnenden Blick in ihre Richtung und versucht gleichzeitig die ängstliche Elisabeth zu trösten: „Wir werden bestimmt keine unnötigen Risiken eingehen Frau Emden und wenn wir nicht mehr weiter wissen, werden wir auch sie um Rat fragen!“ Giorgio dreht den Kopf aber vorsichtshalber auch zur Seite, damit sie sein Grinsen nicht sehen kann. Elisabeth scheint jedoch zunächst beruhigt zu sein.
Die Partyhäppchen von Frau Herzig finden an dem Abend, genau wie der Barolo reißenden Absatz. Die letzten Gäste verdrücken sich erst gegen drei Uhr Nachts. Frau Herzig hat noch ein bisschen aufgeräumt und es sich dann im Gästezimmer bequem gemacht, weil sie Nachts nicht mehr nach Hause will. Am nächsten Vormittag hat Giorgio bereits mit Signore Palmiotta telefoniert und ihn von dem Beschluss des Familienrats in Kenntnis gesetzt, das Erbe anzunehmen.
„Ich haben gewusst, dass es so wird entschieden, ich haben gesehen Leuchten in Ihre Augen, bei Blick von Schiff!“ freut sich Palmiotta. „Wann sie können kommen, zu unterzeichnen die Papiere. Luigi haben Idee für Übergabe von Schiff. Wenn sie kommen nach Porto Maurizio, wir werden machen eine kleine Tour nach Elba, um zu zeigen Schiff in Fahrt und zeigen die Technik. Ich dann auch kommen mit und können machen, letzte Fahrt auf diese schöne Schiff und helfen. Aber nur, wenn Ihnen recht ist“! ruft er mit Begeisterung in der Stimme. Giorgio freut sich, so Gelegenheit zu bekommen unter fachmännischer und gleichzeitig angenehmer Anleitung das Schiff näher kennen zu lernen, um Sicherheit zu bekommen.
Dann kommt ihm ein Gedanke, den er bisher noch nicht bedacht hat. Er ist der einzige, der ein großes Hochseepatent und das dazugehörige Seefunkzeugnis für größere Schiffe hat. Wenn er mal ausfallen sollte, kann keiner der Kinder die richtigen Entscheidungen treffen. Also muss zumindest einer der Crew noch ein Hochseepatent machen, besser wären jedoch alle drei. Und dass so schnell wie möglich, da diese Ausbildung wesentlich umfangreicher ist, als ein normaler Segelschein. Er nimmt sich vor, noch am selben Abend mit ihnen hierüber zu sprechen.
Zwei Wochen später, also Mitte November, fliegt Giorgio, diesmal nur von Max begleitet, nach Pisa um die besprochenen Formalitäten hinter sich zu bringen und das Schiff in Empfang zu nehmen. Max hat den Vorschlag gemacht, mitzukommen, in dem er meint, dass es doch nur gut wäre, wenn auch ein Zweiter aus der Familie in die Technik eingewiesen würde. Die Mädchen kämen dafür ja wohl nicht in Frage, da sie für technische Dinge viel zu dämlich wären. Giorgio kann nur zustimmen, aber nur dem ersten Teil seiner Bemerkung. Die Erbschaftspapiere zu unterzeichnen ist eine reine Formsache.
Anschließend erhalten sie drei dicke Ordner mit den Schiffspapieren, den Wartungsverträgen, Klassebestimmungen, Urkunden, Garantien und sonstigen Vertragsunterlagen bis hin zu Versicherungspolicen. „Die Prämien für Versicherung sind alle für zwei Jahre bezahlt und der Liegeplatz hier in Porto Maurizio für ein Jahr“ erklärt der Notar. Dann übergibt er Giorgio auch noch die dunkelblaue, dicke Mappe mit der goldenen Aufschrift „Catalina“, die er bereits beim letzten Mal in der Hand hatte. „Dann, ich schlagen vor, wir jetzt gehen zu Banca und öffnen eine neue Konto, für überweisen von meine Notarkonto das Geld für Unterhalt von Schiff und für Reise auf Ihre Konto.“ Palmiotta strahlt Giorgio an. „Ich kennen gute Bank, wo zwei Personen sprechen auch Deutsch, also keine Problema!“ Giorgio ist einverstanden und so steigen sie in den Landrover und fahren zur „Banca Populare de Ligure.
Er und die Kinder haben lange über den günstigsten Abreisetermin gebrütet und sich auf Anfang März geeinigt. Bis dahin können sie ihre Vorbereitungen für die lange Reise erledigen. Nachdem alle drei Kinder zugestimmt haben, noch einen Hochseesegelschein zu machen und die Prüfung auf den 27. Februar festgesetzt ist, wäre dann diese Hürde auch genommen. Giorgio wird bis dahin seinen Auftrag in Lübeck fertig gestellt haben und nicht zuletzt das Wetter auch schon beständiger sein. Er ist der Meinung, das sie noch früh genug in schweres Wetter kommen, es muss ja nicht gleich am Anfang sein. Ihm war wichtig, dass sich seine Mannschaft zunächst mit dem Schiff, dem Segelverhalten und der Technik vertraut macht.
Dies alles erzählt er Palmiotta, der zustimmend nickt und meint: „Si, ist eine gute Plan. Schiff soll nach Reise von Elba auch noch mal gründlich geprüft werden in Werft hier in Genua. Vor Reise um die Welt ist Sicherheit wichtig. Bis März, wir haben dafür Zeit genug. Luigi werden sich darum kümmern!“ Giorgio fällt ein Stein vom Herzen, das ihm so viel an Vorbereitung abgenommen wird und ist davon überzeugt, sich unter der Leitung von Luigi darauf verlassen zu können. Sie verabreden sich für den nächsten Morgen um sechs Uhr, um gemeinsam nach Porto Maurizio zu fahren um gegen elf Uhr in See zu stechen.
Luigi ist bereits seit zwei Tagen dabei, das Schiff aufzuklaren und morgen früh soll nur noch Proviant an Bord kommen, dann können sie los segeln, Richtung Elba. Luigi hat für die Fahrt nach Porto Ferraio, der Inselhauptstadt, ungefähr eineinhalb Tage und für die Rückfahrt, da man unterhalb Liguriens Küste immer mit ablandigem Wind rechnen muss, ungefähr zwei Tage angesetzt. Zurück soll es jedoch gleich nach Genua gehen, damit das Schiff in den nächsten Wochen in der Werft intensiv überprüft werden kann. Außerdem hat Giorgio um die Installation eines starken Internet Anschlusses gebeten, damit er auch im Bedarfsfall mit seinem Partner kommunizieren kann, auch wenn ihm klar ist, dass das nicht überall funktionieren wird. Max und Giorgio gehen am Abend noch in einen Supermarkt, direkt am Hafen um Proviant einzukaufen und laden ihren Mietwagen randvoll.
Anschließend verputzten beide noch eine Pizza und verschwinden an diesem Abend früh im Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein.