Kapitel 21 und 22
21. Aufregung in Panama und Ecuador
Pia liegt in einem Deckchair unter dem Bimini und hat den Fuß hochgelegt. Es geht ihr schon wesentlich besser. Die Fieberschübe sind weg, sie hat keine Atemnot mehr. Nur ihr Knöchel schmerzt noch etwas. Aus Erleichterung wird sie von der Crew so verwöhnt, dass es ihr schon peinlich ist. Aber nur ein bisschen, denn sie genießt es auch und ruft: „Mensch, das Leben kann schön sein. Eben dem Tod von der Schippe gesprungen und nun hier, mit Euch auf diesem schönen Schiff, mit Sonne, blauem Meer und weißen Segeln, was will man mehr!“ „Tja, Du kannst halt besser mit Haien, als mit Schlangen!“ grinst Theresa.
Giorgio hat sich zurückgezogen und brütet über Seekarten. Besonders über Infos zum Panamakanal. Seine größte Sorge ist der starke Schiffsverkehr mit Schiffen die bis zu achtmal größer als die Catalina sind. Er erkundigt sich per Seefunk genau, was zu beachten ist und welche Kosten auf sie zukommen. Vor allem aber, ob sie mit einem Segelschiff den Kanal überhaupt passieren dürfen. Nach einer Weile kommt er wieder hoch und ruft seine Mannschaft zusammen. „Also, dieser Kanal ist ein Abenteuer für sich. Bevor wir da rein dürfen, müssen wir jede Menge Auflagen erfüllen. Da sowohl unsere Papiere, wie auch die Schiffspapiere auf dem neuesten Stand sind, ist das kein großes Problem, aber eben kompliziert. Für die Reise durch den Kanal wollen die nur für die Catalina 2850 US Dollar haben. Dazu kommen Schleusen Gebühren, Lotsengebühren, Festmacher Gebühren und Lokomotivgebühren. Alles zusammen sind das für uns 4380 US Dollar. Das haut ganz schön rein!“ „Was sind denn Lokomotiv-gebühren?“ will Pia wissen.
„Bei den Schleusen darfst Du nur von Lokomotiven reingezogen werden, die am Schleusenrand fahren.“ erklärt Giorgio. „Außerdem gibt es Lotsenpflicht, auch auf so kleinen Schiffen wie unserem. Zwei Festmacher für die Schleusen fahren auch noch mit. Wir dürfen dort überhaupt nichts selber machen. Für die Sicherheit im ganzen Kanalbereich sind nur die Lotsen und Festmacher zuständig. Wir dürfen nur mit Motorkraft und nicht mit Segeln den Kanal befahren. Die vorgeschriebene Geschwindigkeit im ganzen Kanal ist sechs Knoten. Der Einlass findet streng nach Ankunft statt. Die Wartezeit kann bis zu acht Stunden betragen. Wenn irgendwo gebaut oder repariert wird, auch mal bis zu acht Tagen!“ „Wie lang ist denn eigentlich dieses Wunderwerk?“ fragt Theresa. „Der Kanal hat 82 Kilometer Länge und überwindet über 26 Höhenmeter. Er hat drei große Schleusen mit insgesamt neun Schleusenkammern. Die erste, die wir passieren ist die Gatun Schleuse, dann kommt nach ungefähr 60 Kilometern die Pedro Miguel Schleuse und 10 Kilometer weiter, die Miraflores Schleuse. Dazwischen sind viele Seen und Kanäle. Aber zuerst müssen wir bei der Stadt Colon in die Limon Bay auf Reede und auf die Einfahrt Genehmigung warten. Dann geht es in den Zufahrtkanal. Da kommen Lotse und die Festmacher an Bord. Dort werden auch unsere Schiffspapiere genau überprüft und die Kohle kassiert.“
„Sag mal Pap´s, wenn das bis zu acht Tagen dauern kann, ist es dann nicht besser, wir segeln direkt dort hin, damit wir nicht zu viel Zeit verplempern?“ sorgt sich Flo. „Ehrlich gesagt, habe ich daran auch schon gedacht. Gibt es irgendwelche Einwände?“ fragt Giorgio. Nachdem das nicht der Fall ist, legt er als neues Ziel Colon in Panama fest.
Fünf Tage später erreicht die Catalina die Panamaische Küste und haben es nicht mehr weit bis Colon. Sie merken schon seit Stunden einen wesentlich stärkeren Schiffs-verkehr, der immer dichter wird, je näher sie Colon kommen. Nach zwei Stunden haben sie die Lemon Bay erreicht und stellen bestürzt fest, dass dort ungefähr 30 Schiffe vor
ihnen liegen. Die Segel haben sie längst gerefft und fahren mit Motorkraft in die Bay hinein. Giorgio meldet sich bei der ACP an und wird für die Passage registriert. „Was heißt ACP Giorgio?“ will Flo wissen. „Das heißt Autoridad del Canal de Panama.“ erklärt er. Dann fragt er an, mit wie viel Wartezeit sie rechnen müssen und erhielt die Antwort: „We think, five or six hour´s, but we give you a message!“ Also ankern sie zwischen Tankern, Container und Stückgutfrachtern. Sie entdecken auch noch zwei kleinere Yachten vor ihnen. Der Tag vergeht, die Sonne brennt unbarmherzig auf die Catalina. Als um 16°° Uhr immer noch keine Message da ist, fragt Giorgio noch einmal nach und erhält die Antwort, dass sich auf Grund einer Störung an einer Schleusen-kammer die Passagezeiten um etwa sechs Stunden verzögern. „Na toll, dann können wir gegen Mitternacht weiterfahren. Das wird ja eine fröhliche Nacht!“ meint Giorgio sarkastisch.
Um halb elf schnarrt das Funkgerät. Eine Stimme ruft: „Hello MS Catalina, ACP is speaking. You are the next. You have the code number 29!” Flo, die gerade in der Nähe des Seefunkgeräts steht, drückt auf den Knopf und ruft zurück: “Ok, thank you for your Message ACP, we think, we are in the Canal in a half hour.” “Ok, roger and out!” kommt es zurück. Jetzt ist die ganze Mannschaft gefordert. „Anker einholen, Maschinen halbe Kraft voraus!“ Giorgio sortiert die benötigten Schiffspapiere. Nach weiteren zehn Minuten quakt das Funkgerät erneut und man teilt ihnen mit, wo sie im Zufahrtkanal anlegen sollen. Sie müssen auf der Steuerbordseite auf eine Leuchttafel mit der Nummer 29 achten. 20 Minuten später fahren sie exakt mit den vorgeschriebenen sechs Knoten Geschwindigkeit in den Kanal ein und sehen kurz darauf an Steuerbord eine große orangefarbene Leuchttafel mit der Nummer 29 leuchten. Giorgio drosselt die Geschwindigkeit und hält darauf zu. Vor ihnen liegt bereits ein 4000 Teu Containerschiff. Direkt hinter ihnen, quält sich mit der Nummer 30 ein alter Stückgutfrachter in den Kanal. Am Kai stehen schon zwei Festmacher und warten auf die Tampen, die ihnen von Max und Theresa zugeworfen werden, um sie an den Pollern zu verankern. Pia, die ihr Bein in den letzten Tagen geschont hat und fast schon wieder die Alte ist, läßt mit Flo zusammen die Gangway runter. Giorgio läuft mit den Papieren zu einem Bürogebäude und kommt nach einer halben Stunde mit allen notwendigen Stempeln versehen und über 4000 Dollar leichter, zurück. Mit ihm klettern der Lotse und zwei Festmacher an Bord.
Der Lotse erklärt der Besatzung sogleich, dass er ab sofort, bis zum Ende des Kanals die oberste Befehlsgewalt inne hat und auch die Catalina im Schleusenbereich selbst steuern werde. Die Anlegemanöver in den Schleusen und im Kanal sind ausschließlich Sache der beiden Festmacher. Giorgio fügt sich und meint zufrieden: „Prima, wenn was passiert, ist die ACP verantwortlich. Soll mir Recht sein.” Der Lotse ist ein alter Hase, der genau weiß, was zu tun ist. Er bewundert die Catalina und meint, dass man solche schöne Schiffe leider nicht mehr so oft sieht. Er ist Giorgio und dem Rest der Crew, einschließlich Kolumbus sofort sympathisch. Jetzt müssen sie warten, bis ihre Nummer von Orange auf grün springt und dürfen dann losfahren. Zehn Minuten später war es soweit. Am Kai lösen zwei Männer die Tampen. Die Kollegen an Bord, holen sie ein und legen sie sorgfältig zusammen, was Giorgio wohlwollend registriert. Dann löst sich ihr Schiff vom Kai und fährt einige Kilometer weiter in den Kanal hinein, bis vor ihnen die erste Schleuse auftaucht. Die ganze Anlage ist taghell beleuchtet. Nun übernimmt der Lotse das Ruder und lenkt die Catalina vorsichtig in die erste Schleusenkammer hinein.
Die Festmacher haben ihre Posten am Bug und am Heck eingenommen und werfen, sobald die Catalina ein paar Meter in der Schleuse ist, die Tampen mit geübtem Schwung ihren Kollegen zu, die auf beiden Seiten der Kammer an Land stehen und die Tampen an den dort wartenden Treidellocks festmachen. Ihr Schiff ist jetzt beidseitig an Bug und Heck, fest verankert. Der Lotse stellt die Motoren ab. Hinter ihnen kommt noch der alte Stückgut Dampfer in die Schleusenkammer und fährt langsam, bis auf zwei Meter an das Heck der Catalina heran. Giorgio und seine Kinder staunen über diese interessante Schleusentechnik. Ihre Müdigkeit ist wie weggeblasen. Die großen Schleusentore schließen sich. Einströmendes Wasser drückte die beiden Schiffe langsam hoch. Nachdem ungefähr neun Meter Höhendifferenz überwunden sind, öffnet sich automatisch das vordere Tor. Kaum ist es offen, setzen sich die beiden Loks synchron in Bewegung und ziehen die Catalina in die nächste Kammer. Dort beginnt die gleiche Prozedur erneut. Wieder müssen etliche Höhenmeter überwunden werden, und dann von den Loks in eine dritte Kammer gezogen werden. Auch hier werden die Schiffe einige Meter nach oben gehievt. Als sich das letzte Tor öffnet, läßt der Lotse die Motoren an und manövriert die Catalina vorsichtig aus der Schleuse in den dahinter beginnenden Gatunsee.
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„Das ist ein 26 Kilometer langer Stausee!“ erklärt der Lotse. „Danach kommt der Rio Chagres, der auch aufgestaut ist. Auf dem fahren wir 8 Kilometer. Dann beginnt der Gaillard Durchstich durch die Berge mit 13 Kilometer Länge.
Da ist auch die Wasserscheide zwischen Ost- und Westpanama. Danach kommt dann die Pedro Miguel Schleuse. Dann kommen wir langsam wieder tiefer, zum Pazifik. Wir durchqueren noch den Mirafloressee und erreichen nach einer Weile die dritte Schleuse, die Miraflores Schleuse. Wenn wir die überwunden haben, fahren wir durch einen natürlichen Kanal und kommen an den Hafenanlagen von Balboa vorbei, die gehören zu Panama City.
Wir unterqueren die große Brücke Puente de las Americas, mit der berühmten Pan
Americana, fahren dann noch durch einen 12 Kilometer langen Kanal in den Golf von Panama. Schon haben sie es geschafft!“ strahlt er. „Das Ende des Panamakanal ist bei der Isla Perico. Dort werden wir mit einem Lotsenboot wieder abgeholt.“ Da sie jetzt den See durchqueren und Giorgio merkt, das der Lotse sich für die Catalina interessiert, lädt er in kurzerhand zu einer Schiffsbesichtigung ein. Max führt solange das Schiff. „Das darf ich eigentlich nicht. Ich muss die ganze Zeit, schon wegen des Gegenverkehrs auf der Brücke bleiben, aber einen schnellen Blick riskiere ich mal,“ erklärt der Lotse begeistert. Nach fünf Minuten kommen Beide zurück. Der Lotse strahlt und lobt die Catalina in den höchsten Tönen. „Giorgio, glaubst Du, dass Du von ihm Geld zurückbekommst oder warum machst Du diese Sightseeingtour?“ fragt Flo lachend auf Deutsch. „Der Mann ist nett und freundlich, also kann man ihm doch auch ne Freude machen!“ entgegnet Giorgio ruhig.
Der Schiffsverkehr ist hier wie auf deutschen Autobahnen. Schiff an Schiff und in der Gegenrichtung genauso. Man muss schon aufpassen. Max versteht jetzt auch die Geschwindigkeitsvorgabe von 6 Knoten. Dann kommt endlich die zweite Schleuse und die Prozedur des Festmachens und Ziehens mit der Treidellock beginnt von neuem. Hier sind allerdings nur zwei Schleusenkammern zu bewältigen. Diese Schleuse liegt in einer tiefen, künstlich geschaffenen Schlucht, die beim Bau durch die Berge gefräst
wurde um den Kanal zu schaffen. Zwei Stunden später kommt dann die dritte Schleuse in Sichtweite und erfordert volle Konzentration. Diese Schleuse besteht aus vier Kammern mit über 16 Meter Höhenunterschied. Auch hier steuert der Lotse die Catalina vorsichtig in die erste Kammer. Die beiden Festmacher werfen die Tampen ihren Kollegen an Land zu. Nach ihnen fährt der Stückgut Dampfer langsam in die Kammer ein, rückt aber der Catalina immer näher auf den Pelz, äh auf das Heck.
Giorgio steht besorgt am Heck und ruft plötzlich: „Ja bremst der den nicht!“ Der alte Pott ist mindestens dreimal so groß wie ihr Schiff, auch einiges Breiter und Höher. Er ist noch höchstens 15 Meter von der Catalina entfernt. Auch ihr Lotse wird nervös und schreit auf spanisch seinem Kollegen auf dem anderen Schiff wilde Flüche zu. Erst jetzt wird dort das Kommando volle Kraft zurück, erteilt. Trotzdem schiebt sich der Bug langsam weiter an die Catalina heran und ist höchstens noch fünf Meter entfernt. Die Geschwindigkeit verlangsamt sich, aber trotzdem kommt der Bug immer näher an die Catalina heran. Jetzt endlich reagieren die beiden Festmacher auf dem alten Schiff und werfen geistesgegenwärtig und die Bugleinen an Land. Ihre Kollegen sehen die Gefahr auch, befestigten die Tampen schnell an den Treidellocks und spannen sie über Funk an. Da reagiert das Schiff endlich und kommt zum stehen. Zwischen beiden Schiffen ist noch genau 35 cm Platz, wie Giorgio schnell gemessen hat. Er ist wütend, da er so ohnmächtig daneben stehen muss und nichts machen kann. Auch ihr Lotse ist verärgert und meint: „Das ist nicht normal, das hat ein Nachspiel. Ein Paar Zentimeter weiter und wir hätten hier den größten Schaden gehabt. Das muss geklärt werden.“
Er berichtet den Vorfall seiner Dienststelle und hört kurz darauf, dass der Lotse an Bord des Stückgutfrachters mit einem Schwächeanfall zusammengebrochen ist. Deshalb klappt die Koordination zwischen Brücke und Maschinenraum nicht. Man hat viel zu spät reagiert.„Dennoch ist es merkwürdig. Der Kapitän des Frachters hätte doch einspringen müssen. Also dass muss genau geprüft werden.“ erklärt der Lotse kopfschüttelnd. Der Schiffsrumpf des Frachters ragt bedrohlich über dem Heck der Catalina auf.Giorgio und Max beruhigen sich langsam. Ihr Schiff wird in der Zwischenzeit in die nächste Kammer gezogen. Auch den Frachter hinter ihnen, ziehen die Loks langsam an die richtige Position. Giorgio wäre es lieber gewesen, sie könnten ohne den Seelenverkäufer in die nächste Kammer, aber das Hydraulik System der Tore funktionierte nur, wenn sich nach allen Schiffen, die in der ersten Kammer sind, die Tore wieder schließen können.
Dann hat die Catalina endlich alle Schleusenkammern geschafft und schwimmt im Golf von Panama. „Herzlich Willkommen im Pazifischen Ozean!“ beglückwünscht der Lotse die ganze Besatzung, schüttelt jedem überschwänglich die Hand und übergibt Giorgio das Ruder. Kurze Zeit später kommt ein kleines Lotsenboot längsseits und nimmt die Festmacher und den Lotsen wieder auf. Zum Abschied meint der: „Es war schön, hier an Bord. Ich entschuldige mich nochmal im Namen der ACP für den Zwischenfall. Wenn der geklärt ist, hören Sie von uns!“ Dann springen die Drei in ihr Boot und tuckern an Land. „Auf den Stress mit dem Seelenverkäufer hätte ich gern verzichten können, aber sonst fand ich die Passage hochinteressant und spannend!“ begeistert sich Pia. Hinter ihnen kommt langsam die Sonne über den Horizont. Dadurch merken sie erst, dass eine schlaflose Nacht hinter ihnen liegt.
Da auch für den Golf von Panama, wegen des hohen Schiffsaufkommens sechs Knoten und halbe Maschinenkraft vorgeschrieben sind, macht Pia den Vorschlag, hier in Balboa, dem Vorhafen von Panama City zu ankern, sich auszuschlafen und danach die Stadt anzusehen. Nachdem sie sich darüber einig waren, steuert Giorgio nach Backbord, während Max per Seefunk bei den Hafenbehörden nach einem Liegeplatz fragt. Sie staunen, als sie näher kommen nicht schlecht über die moderne, Wolkenkratzer gespickte Skyline dieser Stadt. „Das sieht ja aus wie in New York, zumindest von der Wasserseite!“ staunt Theresa. Auf der Steuerbordseite vom eigentlichen Hafen, gibt es einen größeren Yachthafen, wo sie einen Liegeplatz zugewiesen bekommen. Nachdem die Catalina festgemacht und die Gangway runter gelassen ist, stellt Flo fest: „Na endlich sind wir wieder unter unseres gleichen und haben keine großen Stahlpötte als Nachbarn. So ist es viel gemütlicher!“
„So, jetzt werden wir erst mal eine Mütze voll Schlaf nehmen. Dann sehen wir weiter. Kolumbus, Du hast in der Nacht genug geschlafen, Du hast jetzt Wachdienst!“ Giorgio sieht ihn an und wartet auf Zustimmung, erntet aber nur einen mitleidigen Hundeblick. Am späten Nachmittag, nachdem die Crew ausgeschlafen wieder an Deck erscheint, serviert Smutje Flo als Snack Mexikanische Boritos und eine kräftige Chili con Carne. Pia und Theresa untersuchen mit Kolumbus unterdessen die Umgebung des Yachthafens. Hinter einem Gestrüpp am Ufer entdeckt Kolumbus eine abgemagerte Hundedame, die Pia als spanischen Podenko identifiziert. Die beiden Hunde spielen und toben ausgelassen über die Böschung, als gäbe es kein Morgen mehr. „Das ist doch ein Straßenhund, der hat kein Halsband, ist ungepflegt und unterernährt!“ stellt Theresa fest. „Kolumbus sieht dass offensichtlich anders!“ meint Pia. „Der ist ja richtig verliebt in sie!“
Da Kolumbus oft lange allein an Bord bleiben muss, gönnen die Mädchen ihm das Vergnügen, sich mal richtig auszutoben. Nach einer Stunde gehen sie langsam, sehr zum Ärger von Kolumbus, zurück an Bord. Er kriecht widerstrebend die Gangway hoch. Seine neue Freundin sitzt am Kai und blickt traurig zur Catalina hoch. Flo bringt ihr erstmal einen großen Napf Hundefutter, den sie sofort genüsslich verspeist. Dann legt sie sich unter einen Busch, läßt aber das Schiff keinen Moment aus den Augen.Die Mädchen machen sich Landfein. Giorgio hat ein Taxi bestellt, was sie in die Stadt bringen soll. Kolumbus muss an Bord Wache schieben. Vorsichtshalber hat Giorgio noch die Gangway hochgezogen um es Ganoven schwerer zu machen.
Die Stadt fasziniert sie, da sie sich Panama City so ganz anders vorgestellt haben. Es ist eine moderne, pulsierende Großstadt mit vielen Hochhäusern, Einkaufsmalls, breiten Straßen und schönen Parks. Dazwischen immer wieder alte Gebäude und Straßen-händler mit ihren einfachen Ständen. Die Altstadt präsentiert sich überwiegend im Kolonialstil ausgesprochen gemütlich. Wie in allen Großstädten gibt es auch hier lebhaften Verkehr. Autos aus allen Epochen des Automobilbaus kriechen durch die Straßen. „Die Stadt kommt mir so vor, wie eine Mischung aus New York und Havanna!“ meint Pia mit Blick auf die vielen Oldtimer die hier fahren.Sie suchen sich ein Restaurant und entdecken ein Werbeschild für ein Lokal im obersten Stock eines Hochhauses.
„Mann, das ist ja doll hier. Der Blick über das Lichtermeer der Stadt und den Hafen.
Da drüben, die erleuchteten Anlagen vom Panama Kanal sind allein schon den Besuch wert. Wenn dann das Essen auch noch genießbar ist, haben wir alles richtig gemacht!“ begeistert sich Giorgio. Das Essen ist vorzüglich und strapaziert die Reisekasse nicht zu sehr. Danach wollen sie noch einen kleinen Stadtbummel machen, da die Geschäfte hier bis spät in die Nacht offen haben. Auf jeden Fall haben Max und Giorgio vor, sich hier echte Panama Hüte zuzulegen. Auch die Mädchen sind scharf darauf. In der schönen Altstadt werden sie in einem kleinen, alten Laden fündig. In schmalen Regalen stapeln sich Hüte in allen Farben und Formen bis unter die Decke. Ein kleines, älteres Männchen klettert in Windeseile die Leiter rauf und runter und zeigt ihnen immer neue Modelle. Endlich haben sie sich entschieden und verlassen stolz mit ihren Errungenschaften den Laden. Selbst Flo ist jetzt müde und nicht mehr für weiteres Shopping zu haben. Ein Taxi bringt sie zurück zur Catalina.
Giorgio läßt ihre Zugbrücke runter. Er wundert sich, dass ihr Wachhabender nicht, freudig bellend an der Reling steht. Flo und Pia ahnen nichts Gutes und fangen sofort an, das ganze Schiff abzusuchen. Kein Kolumbus ist zu sehen. „Von Bord kann er doch nicht sein. Die Gangway war ja hoch.“ Grübelt Theresa. Alles suchen und rufen nützt nichts, Kolumbus ist nicht auffindbar. „Lasst uns vorsichtshalber mal am Kai suchen!“ überlegt Pia besorgt. Theresa fällt plötzlich ein, dass Kolumbus zu dem Gestrüpp gelaufen sein könnte, wo er seine neue Freundin kennengelernt hat. Aber auch da ist kein Kolumbus zu sehen. Auch seine neue Freundin ist nicht da. Die Mädchen machen sich auf den Rückweg und sehen voll Sorge hinter jeden Busch. Dann sind sie wieder am Kai. Auch dort gucken sie unter alle Sträucher. Unter dem größten Busch, der Catalina direkt gegenüber, kauern die beiden Hunde und geben keinen Laut von sich. Sie sehen Pia und Theresa aus großen Augen an. Kolumbus hat einen frechen Blick drauf, während seine Freundin sehr ängstlich dreinschaut. Als Pia Kolumbus aus dem Gestrüpp zieht, merkt sie, dass er humpelt. „Der verliebte Kerl muss über die Reling gesprungen sein und sich dabei die Pfote verstaucht haben. Das sind immerhin über zwei Meter.“ vermutet Giorgio.
„Was machen wir jetzt mit ihm und seiner Freundin?“ will Flo wissen. „Na erst mal an Bord hieven, dann sehen wir nach, ob wir eine Verletzung finden. Wenn das Morgen früh nicht besser ist, müssen wir noch einen Tierarzt suchen,“ stellt Pia fest. „Seine Freundin kriegt noch was zu fressen und kann unter ihrem Busch schlafen!“ „Du meinst, das funktioniert. Der verliebte Gockel klettert notfalls auch auf drei Beinen die Gangway runter, um zu seiner Flamme zu kommen,“ vermutet Max. Giorgio überlegt: „Dann versucht doch, das Mädchen an Bord zu bekommen, dann kann sie bei Kolumbus Krankenschwester spielen. Die Beiden können auf der Decke am Steuerhaus pennen“. Pia, Flo und Theresa versuchen vorsichtig, die Hündin zu überreden, an Bord zu kommen. Pia probiert, ihr ein Halsband von Kolumbus anzulegen. Die Hündin muss schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben und verhält sich sehr scheu. Erst als Flo mit einem großen Knochen ankommt, gibt sie ihre ablehnende Haltung auf und läßt sich überreden, das Halsband anzulegen. Pia stellte fest, das der ganze Hund dreckig und voller Flöhe ist: „Morgen früh wird sie als Erstes gebadet und mit Flohpulver behandelt. Kolumbus gleich mit. Das machen wir auf der Badeplattform und nehmen dazu am besten unser Schlauchboot!“ Dann sehen sie, wie die Hunde sich zufrieden auf der Decke am Steuerhaus einkuscheln und gehen ebenfalls ins Bett.
Um sechs Uhr am nächsten Morgen ist Giorgio bereits auf und geht an Deck. Dort sieht er die beiden Hunde fröhlich herumtollen. Er hat das Gefühl, als wenn die Hündin ihr sorgenvolles Leben als Straßenhund total ausgeblendet hat. Sie albert mit Kolumbus herum, zwickte ihn zärtlich ins Ohr, um dann im nächsten Augenblick quer über das ganze Deck zu sausen und Kolumbus humpelnd hinterher. Giorgio geht das Herz auf, als er merkt, wie glücklich und zufrieden beide Tiere sind. Er überlegt. dass es ja eigentlich schon Tierquälerei wäre, die beiden in Kürze wieder zu trennen. In dem Moment stolpert Pia, noch schlaftrunken, nur mit ihrem Slip bekleidet, den Niedergang hoch. Nach einem Blick auf die Hunde ruft sie sofort: „Ach Giorgio, die spielen so niedlich zusammen und sind so glücklich. Die können wir doch nicht mehr trennen. Das wäre doch unmenschlich!“„Erstens ziehst Du Dir bitte mal was an, Du weckst ja die Begierde der ganzen Nachbarschaft. Zweitens werden wir darüber in Ruhe beim Frühstück sprechen!“ verspricht er.
Flo bereitet ein ausgiebiges Frühstück zu. Pia deckt den großen Tisch heute besonders liebevoll, um Giorgio bei Laune zu halten. Als der erste Hunger gestillt ist und auch Theresa, Max und Flo eine Weile das Toben der Hunde beobachten, fängt Flo mit dem Thema an: „Die sind ja so süß zusammen, als würden die sich schon ewig kennen. Können wir das Hundemädchen nicht einfach behalten? Das hat nur Vorteile. Kolumbus wäre nicht mehr so allein, Wir tun ein gutes Werk und retten die Hündin vor ihrem Elend. Außerdem kann sie mit auf das Schiff aufpassen!“ Sie schaut ihren Vater mit ihrem verführerischsten Augenaufschlag an. Bevor Giorgio antworten kann, ist eine erregte Diskussion in Gange. Auch Max, Theresa und Pia sind letztendlich der gleichen Meinung und schauen erwartungsvoll zu Giorgio.
Der läßt sich mit seiner Antwort Zeit, schiebt sich noch ein Stück Orange rein, nippt in Ruhe an seinem Kaffee, lehnt sich dann zurück und meint: „Ich war heute Morgen der Erste an Deck und habe die Toberei der Beiden schon beobachtet, als Ihr noch in die Kissen geschnarcht habt. Ich habe darüber nachgedacht und bin zu folgender Entscheidung gekommen!“ Er setzt eine ernste Mine auf und sieht bedächtig in die Runde. „Wir können beim besten Willen nicht alles Elend dieser Welt beseitigen. Leider auch nicht jeden Straßenhund aufnehmen, dann hätten wir schnell eine Arche Noah.“
Er beobachtet genüsslich, wie sich die Minen seiner Besatzung verfinstern, hebt die Hand um Flo´s Einwände im Keim zu ersticken und fährt fort: „Andererseits sehe ich auch, wie viel Spaß und Freude Kolumbus mit seiner neuen Freundin hat. Insofern kann ich mich den Argumenten von Flo nur anschließen. Also, der Hund darf an Bord bleiben, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: Erstens geht Ihr heute Morgen noch mit ihr zum Tierarzt. Der muss sie genau untersuchen, Impfen, Schippen, einen Internationalen Gesundheitspass ausstellen und vor allem von Ungeziefer und Flöhen befreien. Zweitens, da der Hund das Bordleben nicht gewöhnt ist und bestimmt Seekrank wird, erwarte ich von Euch, dass Ihr Euch geduldig darum kümmert und sie in ihr neues Leben behutsam einführt. Ihr habt auch in brenzligen Situationen die Verantwortung für das Tier. Es wird dann ein vollwertiges Familienmitglied. Ist Euch das klar? Wenn Ihr sie jetzt immer noch behalten wollt, bin ich Einverstanden!“ Giorgio holt tief Luft und lehrt seinen Orangensaft. Pia springt auf und fliegt ihrem Vater freudig um den Hals. Flo ruft: „Papp´s, Du bist der Beste“. Auch Max und Theresa freuen sich und bieten sofort an, mit der Hündin zum Tierarzt zu fahren. „Ich komme mit!“ Pia steht bereits auf, um sich fertig zu machen. Kolumbus springt freudig bellend, als hätte er die Entscheidung verstanden, um den Tisch herum.
Seine neue Freundin hält schüchtern Abstand und rätselt, was das Spektakel bedeuten soll. Als Pia die ersten Versuche startet, der Hündin eine Leine anzulegen, braucht sie viel Geduld und Leckerlis. Nach eine halben Stunde ist es geschafft und das Halsband sitzt da, wo es hin gehört. „Wie soll sie eigentlich Heißen?“ fragt Flo plötzlich. Erneut beginnt eine lebhafte Diskussion, bis Theresa schließlich die Idee hat: „Es ist für sie doch ein Glück, jetzt ein besseres Leben beginnen zu können. In spanisch heißt Glück Felicidad. Warum nennen wir sie nicht Felicia? Ich finde, das passt zu ihr!“ Kolumbus findet das offensichtlich auch, denn er läuft zu Theresa bellt kurz und wedelt freudig mit dem Schwanz.
Die Anderen sehen sich an und und haben daran nichts zu meckern. „Also Felicia, wir begrüßen Dich herzlich in Deiner neuen Familie“! begrüßt Flo das neue Familienmitglied und versucht sie vorsichtig zu streicheln. Drei Stunden später sind Pia,Theresa und Max zurück und berichten dem Rest der Familie: „Also, die Tierärztin war sehr nett. Felicia ist absolut gesund und sogar sterilisiert. Sie ist jetzt nach Internationalem Standard geimpft und geschippt. Einen Pass hat sie jetzt auch. Die Ärztin vermutet, dass Felicia irgendwann ausgesetzt wurde. Dass ist hier leider üblich. Sie fand es toll, dass wir ihr ein neues Zuhause geben. Wir sollen beide Tiere gründlich Baden und dieses Pulver mit ins Wasser geben“! Pia zeigte eine große Flasche und Theresa meint: „Das machen wir am Besten sofort. Dann können wir in ungefähr drei Stunden auslaufen!“
Also wird ihr Schlauchboot zur Hundewaschanstalt umfunktioniert. Flo und Pia stürzen sich, nur mit Bikini bekleidet, in die Reinigungsschlacht. Damit das ganze nicht in einer wilden Toberei endet, nehmen die Mädchen sich erst ihren neuen Schützling vor, die sich dass, ängstlich zitternd, auch gefallen läßt. Kolumbus ist schon mutiger und tobt fröhlich im Wasser herum, bis beide Hunde und beide Mädchen klitschnass sind. Flo und Pia staunen, wie schnell Felicia ihre Angst ablegt und zu ihnen vertrauen fasst.
Am Nachmittag löst Max die Leinen. Giorgio dreht das Schiff langsam Richtung Meer.Sie haben beschlossen, ihren nächsten Törn nicht zu lang werden zu lassen, damit sich ihr neues Familienmitglied an die christliche Seefahrt gewöhnen kann. Da Theresas Vater, geschäftlich viel in Ecuador zu tun und dorthin gute, sogar freundschaftliche Kontakte hat, die auch Theresa teilweise kennt, beschließen sie nach Manta zu segeln. In diesem kleinen Ort, in der Nähe von Guyaquil lebt ein langjähriger Geschäftsfreund der Familie Lauritzen, der ihnen bestimmt gute Tipps für Ecuador und ihre weitere Reise geben kann. „Also dann lasst uns nach Manta segeln, dass sind ungefähr 700 Seemeilen und in fünf bis sechs Tagen zu schaffen!“ schlägt Giorgio vor. Nach über zwei Stunden hat die Catalina endlich den Golf von Panama hinter sich gebracht. Giorgio kann die Maschinen abstellen und auf Segelbetrieb umschalten. Als Felicia die aufgeblähten Segel sieht, kommt sie aus dem Staunen nicht heraus und bellt ängstlich in den Himmel. Kolumbus beruhigt sie, indem er sich lässig auf seine Decke legt und Ruhe versprüht. Als Felicia merkt, dass von den Segeln keine Gefahr droht, wird auch sie ruhiger und legt sich zu Kolumbus.
Genau fünf Tage später segeln sie in die große Bucht von Manta. Giorgios Plan geht auf. Felicia hat sich bereits gut an das Bordleben gewöhnt und das schaukeln des Schiffes bei stärkerem Wellengang macht ihr nicht mehr viel aus. Die ganze Besatzung hat viel Spaß an den beiden Hunden und deren inniger Freundschaft. Giorgio steuert langsam durch die Bucht, Richtung Hafenmole, als etwa 200 Meter vor ihnen, von Steuerbord ein kleines Fischerboot mit Außenborder den Weg kreuzt. Giorgio betätigt zur Warnung das Nebelhorn.
Die zwei Figuren in dem Boot stoppen daraufhin, um offensichtlich zu warten, bis die Catalina vorüber ist. Unmittelbar, bevor sie jedoch die Stelle passiern, setzt sich das Boot wieder in Bewegung und steuert direkt auf die Catalina zu. „Sind die denn bescheuert?“ schreit Pia, die am Bug steht und alles gut beobachten kann.
Giorgio hat längst die Maschinen eingeschaltet und gibt volle Kraft zurück. Es nützt allerdings nichts mehr. Sie hören einen großen Krach. Anschließend ein splittern. Etwa 50 Meter weiter bringt Giorgio das Schiff zum stehen. Max, Flo und Pia sehen über die Bordwand und entdecken die zwei Fischer im Wasser zappeln. Ihr Boot ist im Bugbereich noch in Ordnung, aber das Heck hat es voll erwischt. Es ist zersplittert und der Motor abgerissen. Es dringt jede Menge Wasser ein und es wird in kurzer Zeit sinken. Pia und Max werfen den Schiffbrüchigen zwei Rettungsringe zu, während Flo die Klappe der Badeplattform runter läßt und das Dingi klarmacht. Max und Giorgio fahren zur Unglücksstelle und hieven die Männer an Bord ihres Dingis. Die stoßen wilde Flüche aus und beschimpfen Max und Giorgio aufs Heftigste. Erst an Bord der Catalina kann Theresa übersetzen, was die Männer meinen. „Der Ältere Mann sagt, dass wir Schuld währen an dem Unfall und überhaupt nicht gestoppt hätten, obwohl sie sich bemerkbar gemacht haben.“ „Das stimmt doch nicht. Ihr habt doch mitbekommen, dass ich das Nebelhorn betätigt habe. Dass die ihr Boot dann gestoppt haben. Die sind doch bewusst vor unseren Bug gefahren, als wir auf ihrer Höhe waren und bemerkbar haben die sich schon gar nicht gemacht!“ Giorgio ist sehr aufgebracht.
„Ja, das stimmt. Ich hab gesehen, wie die Zwei nach dem Stopp ihren Kahn wieder gestartet haben, und uns direkt vor den Bug gefahren sind. So als wenn sie den Crash bewusst herbeiführen wollten!“ gibt Pia ihrem Vater Recht.Die beiden Fischer wollen nun mit jemandem an Land telefonieren. Max stelle die Verbindung her. Die Catalina liegt jetzt an der Unfallstelle vor Anker. Giorgio bittet Theresa das Hafenamt und die Wasserschutzpolizei anzurufen um den Unfall zu melden. Theresa wartet, bis die zwei Männer fertig telefoniert haben. Dann gibt sie Giorgio ein Zeichen, ihr zu folgen. In ihrer Kabine erzählt sie ihm von dem Gespräch der Männer. „Also irgendwas stimmt nicht mit den Kerlen. Ich hab gehört, wie sie am Telefon zu jemandem gesagt haben, das ihr Plan jetzt geklappt hat und er solle das Nötige in die Wege leiten. Die 20% bekäme er, wenn alles erledigt wäre. Irgendwie riecht das nach Betrug Giorgio!“ „Ich habe den Crash sofort fotografiert und alles drauf, bevor das Boot gesunken ist.“ erklärt Max. Die von Theresa gerufene Hafenpolizei ist 20 Minuten später zur Stelle. Drei Beamte klettern das Fallreep hoch.
Der Chef dieser Truppe ist sehr unfreundlich und hört sich zunächst die Aussagen der beiden Schiffbrüchigen an. Dann kommt er auf Giorgio zu und fragt, ob er der Kapitän sei. Als Giorgio das bejaht, will er das Patent und die Schiffspapiere sehen. Giorgio möchte seine Stellungnahme zu dem Unfall abgeben. Der Polizist fällt ihm ins Wort und raunzt Giorgio an, dass er die Fischer offensichtlich zum Kentern bringen wollte. Das ist grobe Fahrlässigkeit. Eventuell sogar versuchter Mord. Aus dem Grunde müsse er Giorgio als Schiffsführer festnehmen. Max, Theresa, Pia und Flo bringen, genau wie Giorgio vor Schreck und Empörung, kein Wort heraus. Als Theresa sich gefangen hat, schreit sie den Beamten an: „Sie haben unsere Argumente zu dem Unfall ja noch gar nicht gehört. Wenn Sie nicht wissen, wie sich das Ganze abgespielt hat, können Sie doch nicht einfach jemanden verhaften!“„Für uns ist der Fall eindeutig. Ich muss Ihre Meinung dazu nicht mehr hören. Wenn Sie nicht sofort still sind, nehme ich Sie auch fest, wegen Behinderung der Polizei!“ faucht der Obermufti Theresa an. Er will Giorgio sogar Handschellen anlegen. Dann verzichtet er zwar darauf, zerrt ihn aber zum Fallreep, dann auf das Polizeiboot. Auch die beiden Schiffbrüchigen klettern, unter wilden Beschimpfungen an die restliche Besatzung ,auf das Boot. Giorgio ruft seinen Kindern zu: „Versucht bitte jemanden zu finden, der uns helfen kann und mich aus den Klauen dieser korrupten Spinner befreit. Versucht das bitte schnell!“
Einer der Beamten bleibt an Bord und zeigt Max, zu welchem Liegeplatz er die Catalina bringen soll. Kaum dort angekommen, versiegelt er das Steuerrad, untersagt ihm, ohne Genehmigung, den Hafen zu verlassen und klettert von Bord. Als Theresa dem Beamten hinterher ruft, wohin sie Giorgio denn gebracht haben, nuschelt der: „Ins Polizei-gefängnis, wohin denn sonst.“ Flo ist außer sich vor Empörung. Pia und Max sitzen fassungslos auf einer Deckskiste und begreifen die Welt nicht mehr. Theresa fängt sich als Erste: „Wir müssen sofort die Deutsche Botschaft in Guyaquil anrufen und um Hilfe bitten. Dann rufe ich Senior Garzia Morino an. Das ist der Geschäftsfreund meines Vaters. Der spricht sogar Deutsch und wohnt hier in der Nähe. Der kann uns vielleicht auch helfen!“
Während Max versucht, in der Botschaft einen Zuständigen zu erreichen, spricht Theresa mit Senior Morino und erklärt die Lage. Der hört aufmerksam zu, denkt einen Moment nach und erklärt Theresa dann: „Das ist doch wohl das Letzte. Dass riecht sehr nach Korruption und Betrug. Ich werde in einer Stunde bei Euch sein. Meinen Anwalt, der wirklich gut ist, bringe ich mit. Dann besprechen wir, wie wir weiter vorgehen.“ Theresa legt auf, berichtet von ihrem Telefonat und schöpft wieder etwas Hoffnung. Nach über Einer Stunde kommen zwei ältere Herren den Kai herunter. Theresa ruft erleichtert: „Ola Garzia, Buenos Dias!“ Max merkt erst jetzt, dass sie vor lauter Aufregung die Gangway noch nicht runter gelassen haben und holt das schnell nach. Dann kommen die Herren an Bord. Senior Morino stellt seinen Begleiter als Mario Mendez vor. Senior Morino ist einer der größten Kaffee Plantagenbesitzer in Ecuador. Senior Mendez ist sein Anwalt in allen Lebenslagen und macht durchaus den Eindruck, dass er weiß, wovon er redet. Theresa und der Rest der Crew erzählen ausführlich, was passiert ist. Max zeigt die Fotos, die er gemacht hat. Senior Mendez hört sich alles ruhig an, überlegt einen Moment und meint dann: „Als Erstes müssen wir Euren Vater aus dem Gefängnis bekommen. Da Ihr mit der Vermutung, dass hier Korruption im Spiel ist, wahrscheinlich nicht falsch liegt, ist es am Besten, höhere Dienststellen einzuschalten. Also werde ich mit dem Polizeipräfekten von Manta sprechen. Wenn das nicht hilft, schalte ich den Innenminister in Guyaquil ein. Ich habe so meine Verbindungen.
Das kann doch nicht sein, dass solch korruptes Pack gemeinsame Sache mit Ganoven macht und den guten Ruf unseres Landes beschädigt!“ Empört er sich, setzt sich an den Decktisch, holt sein Handy raus und fängt an zu telefonieren. Nach zehn Minuten kehrt Senior Mendez zurück und erklärt: „Vorsichtshalber habe ich gleich den Wirtschaftsminister angerufen und ihm den Fall geschildert. Er ist mit mir einer Meinung, dass hier etwas nicht stimmt. Außerdem habe ich durchblicken lassen, dass die Tochter des größten Kaffeeabnehmers unseres Landes in diesem Fall geschädigt wurde. Dadurch auch die wirtschaftlichen Interessen Ecuadors auf dem Spiel stehen. Ich bin sicher, dass diese Bemerkung den Fall wie Raketentreibstoff beschleunigt. Für unseren Präsidenten haben wirtschaftliche Belange oberste Priorität. Außerdem habe ich noch vor Diplomatischen Verwicklungen mit Deutschland und Italien gewarnt. Ich würde mich sehr wundern, wenn Senior Lindner nicht spätestens heute Abend wieder an Bord ist!“ „Wieso Italien?“ fragt Flo. „Na weil das Schiff unter Italienischer Flagge fährt und hier an die Kette gelegt wurde.“
„Mich wundert nur, dass die Deutsche Botschaft sich noch nicht gemeldet hat!“ grübelt Pia. „Also das wundert mich überhaupt nicht. Das sind doch Beamte. Allein daher schon nicht die schnellsten. Außerdem müssen die den offiziellen Dienstweg einhalten, das kann dauern. Daher sind gute Beziehungen in unserem Land so extrem wichtig,“ meint der Anwalt. „Also ich werde jetzt mal zur Präfektur fahren und sehen, ob ich da was beschleunigen kann!“ überlegt er und klettert schon die Gangway runter. Die restliche Besatzung setzt sich mit Senior Morino an den Deckstisch. Er erzählt über sein Land und dass leider solche Fälle immer schlimmer werden. „Um so wichtiger ist es, so was gleich im Keim zu ersticken!“ Man merkt ihm an, dass ihm die Sache peinlich ist und ihn wütend macht. Dann berichtet er von alten Zeiten und gemeinsamen Erlebnissen mit seinem alten Freund Heinrich Lauritzen. Oft geht sein Südamerikanisches Temperament mit ihm durch. Er fuchtelt so wild mit Händen und Füssen, dass alle, trotz der angespannten Situation lachen müssen. Flo bereitet einen kleinen Snack zu, um die Anspannung abzubauen, aber gedanklich sind sie bei Giorgio. Was ihm wohl passiert ist. Zwei Stunden später rollt der Wagen des Anwalts auf den Kai. Zur großen Freude der ganzen Besatzung bringt er tatsächlich Giorgio mit. Pia und Flo werfen sich schluchzend an seinen Hals. Eine große Erleichterung macht sich breit. Senior Mendez berichtet ausführlich: „Als ich in die Präfektur kam, wurde ich schon erwartet. Der oberste Chef der Polizei erklärt mir, dass er schon seit längerem die Vermutung hat, dass einige seiner Beamten eventuell korrupt sind. Wir sind dann zusammen in den Gefängnistrakt gegangen, haben nach Senior Lindner gesucht, ihn auch schnell gefunden und gleich mit in dass Chefbüro gebracht. Dort hat uns Ihr Vater ausführlich den Fall geschildert und berichtet, dass er von zwei Polizisten geschlagen und um 5000 Dollar erpresst wurde. Diese Beamten wurden sofort in das Chefbüro zitiert und gaben nach einer sehr ungemütlichen Befragung zu, dass sie zusammen mit zwei Fischern diesen Plan ausgeheckt haben. Die Zwei wurden umgehend verhaftet. Zwischenzeitlich sitzen auch die beiden Fischer hinter Gittern. Eigentlich steckt ein Versicherungsbetrug dahinter. Aber die Kerle hofften, auf diese Weise zweimal kassieren zu können. Offensichtlich haben sie diese Masche schon öfter durchgezogen. Also kann ich mich für die Unannehmlichkeiten im Namen meines Landes nur entschuldigen!“
Giorgio nimmt einen großen Schluck Wein und ergänzt: „Als die Polizisten auf mich einprügelten, dachte ich, dass für mich hier die Reise zu Ende ist und ich in einem Südamerikanischen Knast verschimmeln muss. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ihr es so schnell schaffen würdet, mich da rauszuholen. Aber ich hab mich getäuscht. Ihr seid die Besten und ich danke Euch. Vor allem Dir, Theresa!“ „Für die guten Bezie-hungen meines Vaters kann ich nichts. Wir haben sie nur genutzt.“ meint Theresa bescheiden.Max holt Gläser und Champagner: Lasst uns auf den guten Ausgang dieses unerfreulichen Abenteuers anstoßen. Sie prosteten sich gerade zu, als zwei Polizeimotorräder mit Blaulicht auf den Kai fahren, gefolgt von einer großen Limousine mit dunklen Scheiben. Direkt vor der Catalina kommen sie zum stehen. Ein Mann im dunklen Anzug springt aus dem Auto und reißt die hintere Tür auf. Dort klettert ein weiterer Anzugträger heraus, geht auf die Gangway der Catalina zu. Unmittelbar davor bleibt er stehen und fragt auf spanisch, ob er an Bord kommen dürfe. Senior Mendez eilt zur Reling und ruft „Senior Ministro Da Silva, es ist uns eine Ehre, sie hier begrüßen zu dürfen!“ Der Anzugträger klettert an Bord und begrüßt jeden Einzelnen mit Handschlag. „Das ist unser Wirtschaftsminister Senior Alvarez Da Silva.“ erklärt Senior Morino.
Der Minister setzt zu einer kleinen Rede an, die von Theresa übersetzt wird: „Liebe Familien Lauritzen und Lindner, im Namen meines schönen Landes muss ich Sie für diesen üblen Zwischenfall und den Ärger, den Sie gehabt haben, um Verzeihung bitten. Ich darf Ihnen versichern, dass die Männer, die Sie in diese missliche Lage gebracht haben, mit der ganzen Härte unserer Gesetze bestraft werden. Als Wiedergutmachung möchte ich Sie im Namen meiner Regierung einladen, mit einem Regierungsflugzeug für einen Tag auf die Galapagos Inseln zu fliegen. Dort unter fachkundiger Führung unsere Nationalparks zu Wasser und an Land kennen zu lernen. Diese Parks sind wegen der strengen Naturschutz Gesetze nicht öffentlich zugänglich. Sie haben daher die Möglichkeit, seltene Tiere und Pflanzen in einer völlig intakten Natur kennen zu lernen. Wir würden Ihnen Morgen früh einen Helikopter schicken, der Sie zum Flughafen bringt um dann mit einem Learjet weiterzufliegen. Der Flug dauert ungefähr eine Stunde. Am Abend währen Sie wieder zurück. Ihr Schiff wird in der Zwischenzeit von unserer Nationalgarde bewacht. Machen Sie mir die große Freude und nehmen die Einladung an?“ fragt er.
Giorgio weiß gar nicht was er sagen soll und sieht seine Kinder an. Als er in die freudigen Minen blickte, dreht er sich zu dem Minister um: „Herr Minister, ich bedanke mich auch im Namen meiner Kinder für diese großzügige und zugleich interessante Einladung, die wir gerne Annehmen. Den unfreundlichen Empfang in Ihrem schönen Land werden wir schnell vergessen. Dafür die Momente auf den Galapagos Inseln sowie die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft Ihrer Regierung in Erinnerung behalten!“ Er schüttelt dem Minister die Hand und bedankt sich auch bei Senior Mendez und Senior Marino für ihre effektive und schnelle Hilfe. Als dann alle Details für ihren morgigen Flug besprochen sind, verabschieden sich der Minister und der Anwalt von der Besatzung der Catalina. Senior Morino will Giorgio und seine Kinder noch für den Abend in sein Landhaus einladen. Da sie aber die Aufregung des Tages erst mal verarbeiten müssen und müde sind, lehnen sie diese Einladung freundlich ab. Senior Morino hat dafür Verständnis und verabschiedet sich alsbald von der Catalina und seiner Crew.
Pünktlich um acht Uhr am nächsten Morgen landet knattert ein schwarzer Hubschrauber auf dem Kai und holt sie ab. Zwei Armeesoldaten helfen, vor allem den Damen, beim einsteigen Es ist für alle, außer Max der erste Helikopter Flug ihres Lebens. Max hatte öfter Hubschrauber Einsetze bei der Bundeswehr und erklärt seiner Familie gern die Technik und Besonderheiten des Fliegens. Nach nur Zehn Minuten Flug sind sie schon auf einem kleinen Flugplatz, wo der Jet auf sie wartet. Es ist eine komfortable Regierungsmaschine mit Schlafsessel, kleiner Bar und sonstigen Annehmlichkeiten. Kaum haben sie die Reiseflughöhe erreicht, werden ihnen von einer hübschen glutäugigen Stewardess alkoholfreie Drinks, Kaffee und Gebäck serviert.
70 Minuten später landet die Maschine auf einer kleinen Piste auf der Insel San Cristobal. Dort steht ein Empfangskomitee von zwei Rangern der Nationalpark-verwaltung und begrüßt sie herzlich. Dann klettern sie in einen großen Jeep und werden zum Büro der Nationalparkverwaltung. Gebracht. Dort serviert man ihnen ein üppiges Frühstück. Der Chef der Parkverwaltung höchstpersönlich setzt sich dazu. Er erzählt ihnen ausführlich über die Entstehung, die Größe und die Bedeutung des Parks für die Umwelt. Dadurch erfahren sie, dass 95 Prozent der Landfläche und 99 Prozent des Meeres um die Galapagos Schutzgebiete sind und nur 25 Prozent von Touristen betreten werden dürfen. Auch Schiffe durften nur an wenigen Stellen anlegen. Das Gebiet beherbergt hunderte von seltenen Tieren und Pflanzen, wovon der größte Teil endemisch ist, also nur hier vorkommt. „Wir werden heute mit Ihnen eine Tour zu entlegenen und ausgefallenen Bereichen machen. Wir fahren teilweise mit dem Jeep, aber größtenteils mit Booten. Wenn Sie Glück haben, können sie außer unserem bekanntesten Wahrzeichen, der Riesenschildkröte, auch noch Seelöwen, Mähnenrobben, Seebären, Landleguane, Meeresechsen und viele Vogelarten sehen. Zwischendurch möchten wir Sie zu einem kleinen Picknick einladen. Wenn sie möchten, können sie dort auch schwimmen. Pia sieht Theresa und Max an. Keiner von ihnen hat an Badesachen gedacht. Giorgio erklärt kurz, dass sie auf einem Segelschiff leben und schwimmen nicht so wichtig ist.
Den ganzen Tag zeigen ihnen die Ranger Stellen, wo Riesenschildkröten oder Seebären, Meerechsen und Mähnenrobben zu Hause sind.
Sie sehen viele Vogelarten, die sie vorher noch nicht mal im Zoo gesehen haben. Überall dürfen Normalsterbliche sonst nicht hin, als Gäste der Regierung ist das natürlich was anderes. Die Begegnung mit einer Schildkröte haben Pia und Flo besonders beeindruckt. Das Tier ist riesengroß, zutraulich und wiegt laut den Rangers über 300 Kilo. Es ist ein Weibchen. Ihr Alter wird auf über 100 Jahre geschätzt. Pia will sie streicheln, aber der Ranger rät davon ab, da man nie wissen kann, wie sie gerade gelaunt ist und sich nicht an Menschen gewöhnen soll. Die Catalina Besatzung ist fasziniert von der Artenvielfalt, der schönen, bizarren Landschaft und vor allem von der ausführlichen Information und Freundlichkeit der Ranger. Der Höhepunkt ist die Fahrt mit einem Glasbodenboot durch viele kleine Inseln des Archipels. Dadurch haben sie einen einmaligen Einblick in die vielfältige Unterwasserwelt. Um Fünf Uhr hebt der Learjet wieder ab und bringt sie zurück nach Manta, wo sie vom Helikopter bereits erwartet werden. Um halb sieben kommen sie Todmüde wieder an Bord. Zwei Soldaten haben sich gut um die Catalina und vor allem die beiden Hunde gekümmert und sind sogar mit ihnen Gassi gegangen.
Am nächsten Morgen machen sie noch die notwendigen Einkäufe. Giorgio ordnet an, Wasser, Proviant und Sprit bis zum Anschlag zu Bunkern um eine lange Strecke zu überstehen. Als alles an Bord ist, hat Flo Mühe, die Vorräte sicher zu verstauen. Jetzt muss die Catalina noch einen intensiven Check über sich ergehen lassen. Die gesamte Technik, die Takelage und die Segel werden penibel überprüft. Den Rumpf inspiziert Giorgio höchst persönlich auf Algenbewuchs. Alle Ergebnisse sind erfreulich. Mängel finden sie nicht. Nun will Giorgio sich noch telefonisch bei Minister Da Silva bedanken, kann aber nur seine Sekretärin erreichen. Er hinterlässt seinen Dank und Beste Grüße.
Die Liegegebühren darf er nicht bezahlen, da der Hafenkapitän ihm mitteilt, dass sie Regierungsgäste wären und nichts zahlen müssen. „Also dass hat sich der Staat Ecuador ja richtig was kosten lassen. Bei dieser Art von Wiedergutmachung, habe ich den Ärger und die Prügel schon vergessen. Diese zwei Tage sind aber in jeder Hinsicht unvergesslich!“ freut er sich. Dann berät er sich mit seiner Besatzung über den weiteren Kurs: „Ich glaube, es ist an der Zeit, nachdem wir fast ein Jahr unterwegs sind und ungefähr ein Drittel unserer Reise hinter uns gebracht haben, über den weiteren Reiseablauf nach zu denken. Als nächstes wollen wir ja die Südsee erobern. Oder haben sich Eure Pläne geändert? Dann müssen wir das jetzt klären!“
„Ich kann gar nicht glauben, dass schon ein Jahr vorbei ist. Wir haben so viel erlebt, da ist die Zeit ja richtig geflogen!“ sinniert Theresa. Auch Flo und Pia haben die Jahreszeiten völlig ausgeblendet. Max meint: „Eigentlich habe ich gedacht, dass wir von hier aus zu den Galapagos Inseln fahren, aber die kennen wir ja nun schon und wissen, dass man dort gar nicht richtig hin darf.“
Giorgio schlägt vor: „Wenn Ihr keine Einwände habt, denke ich, ist es am sinnvollsten, wenn wir von hier direkt zu den Marquesas Inseln segeln. Dass sind ungefähr 3400 Seemeilen, ohne Land zu sehen und ohne nennenswerten Schiffsverkehr. Das heißt, dass wir ungefähr 40 Tage am Stück segeln und ganz auf uns gestellt sein werden, ist Euch das klar?“ er sieht seine Crew an und jeder nickt. „Das heißt, dass vor allem unser Wasser und Proviant reichen muss. Theresa und Flo, macht Euch bitte über den Speiseplan Gedanken. Zur Not müssen wir beides von Anfang an rationieren. Und noch eines. Jeder ist nicht nur für sich verantwortlich, sondern passt auch auf die Anderen auf. Also keine unnötigen Risiken eingehen. Unsere Sicherheitsleinen werden wir nun ständig gespannt lassen, Schon allein wegen der Hunde!“ Auch Felicia bekommt jetzt eine Schwimmweste verpasst, was ihr aber gar nicht gefällt. Sie zerrt ständig daran herum. Erst als sie sieht, dass Kolumbus seine Weste mit Stolz und Würde trägt, ergibt sie sich ihrem Schicksal.
Giorgio fährt fort: „Wenn wir weiter so zusammenhalten wie bisher, werden wir das Kind schon schaukeln. Also dann los. Gangway einholen, Leinen los. Wenn wir aus dem Hafen raus sind, kennen wir nur noch einen Kurs, nämlich Südwest!“ „Ay ay, Sir!“ schallt es vierstimmig zurück.
Kapitel 22
22. Nach Westen, in tödliche Gefahren
Die ersten fünf Tage machen sie ordentlich Fahrt und schaffen immerhin um die 13 Knoten. Pia führt fleißig das Logbuch und berechnet gewissenhaft, täglich die Etmale. Der Wellengang ist ruhig, der Wind kommt von Nord und die Sonne brennt mal wieder
unbarmherzig vom Himmel, sodass alle Sonnensegel an Deck gespannt sind. Seit fünf Tagen haben sie, außer einem Fischkutter am ersten Tag, kein weiteres Schiff gesehen und bekommen langsam das Gefühl, allein auf der Welt zu sein. Dennoch ist die Stimmung gut. Langeweile kommt nicht auf. Auch die nächsten drei Tage ändert sich daran nichts. Am Mittag des neunten Tages knarrt ihr Seefunkgerät. Pia drückt auf den Empfangsknopf, um zu hören was los ist. Sie hört eine allgemein gehaltene Warnung vom Mexikanischen Seewetteramt. Alle Schiffe im mittleren Pazifik, westlich und südlich der Galapagos Inseln werden vor einer Monsterwelle gewarnt, die sich 1000 Seemeilen östlich der Marquesas aufgebaut hat und Richtung Nordost rollt. Dann folgen die Koordinaten. Laut Satellitenbild soll sich die Welle auf etwa 500 Kilometer Breite dahin wälzen und eine ungefähre Höhe von 18- 20 Metern haben. Mehrere Schiffe sind schon in Schwierigkeiten gekommen. Dann wird das ganze nochmal wiederholt. Pia drückt den aus Knopf und läuft sofort zu Giorgio.
„Giorgio, die Mexikanische Seefunkstation hat alle Schiffe in diesem Seegebiet vor einer Monsterwelle gewarnt, die von den Marquesas kommend nach Nord Ost rollen soll.
Wird dass für uns gefährlich?“ „Scheiße“, entfährt es ihrem Vater. Er sieht sich die Koordinaten an und stellt fest, dass sie ungefähr noch dreihundert Seemeilen von der Welle entfernt sind. Max kommt dazu und fragt: „Können wir nicht nach Süden ausweichen?“ „Ja, müssen wir versuchen, also sofort neuer Kurs Süd. Ob uns dass hilft, bezweifle ich allerdings.“ Giorgio wird jetzt etwas nervös. „Pia Du bleibst am Funkgerät und versuchst zu klären, in welcher Geschwindigkeit diese Welle unterwegs ist. Alle Anderen kommen hierher!“ Befiehlt der Käpt´n. Dann erklärt er mit ernster Mine: „Kinder, die Situation ist sehr ernst und gefährlich. Es sind schon viele Schiffe bei solchen Monsterwellen gesunken. Ich will Euch keine Angst machen, aber dass hier wird gefährlicher, als der Wirbelsturm im Atlantik. Wir versuchen auszuweichen, aber ich befürchte, dass wir das nicht schaffen werden. Daher werden wir uns ruhig, aber überlegt auf diese Welle vorbereiten. Ich schätze, dass wir noch ungefähr drei bis vier Stunden Zeit haben. Also, alle losen Teile unter Deck und gut fest laschen. Auch unter Deck alles befestigen, was irgendwie geht. Alle Sicherheitsvorkehrungen treffen. Was nicht vom Deck entfernt werden kann, muss hier sicher festgelascht (festgeschnallt) werden. Alle Luken müssen fest verschlossen werden. Unten im Maschinenraum haben wir dicke Holzplatten, die Befestigen wir an den Fenstern vom Ruderhaus und am Niedergang, damit uns nicht die Scheiben eingedrückt werden. Wenn die Welle in Sichtweite kommt, sofort alle Segel bergen und unter Deck verstauen.
Es darf auf dem ganzen Schiff über und unter Deck nichts mehr verrutschen, denk dabei auch an Deine Kombüse, Flo. Wenn uns die Welle erwischt, bleibt als einzige Möglichkeit, zu versuchen, sie mit Motorkraft schräg von vorn anzugehen. Dass muss beim Ersten Versuch klappen. Einen Zweiten gibt’ s nicht. Darum ist es so wichtig, dass nichts verrutscht, wenn wir in Schräglage sind. Das wäre sonst das Todesurteil für die Catalina und für uns auch. Aber Panik ist ein schlechter Ratgeber. Führt meine Anweisungen so ruhig und überlegt wie möglich aus. Wir haben eine Chance, also lasst sie uns nutzen!“ erklärt er ernst, läßt sich aber nicht anmerken, wie gefährlich er die Lage tatsächlich beurteilt.
Pia ruft aus dem Ruderhaus: ” Die Mexikanische Seefunkstelle teilt mit, dass die Welle mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 40 Kilometern in der Stunde durch den Pazifik pflügt!” „Das bedeutet, dass wir ungefähr fünf Stunden Zeit haben. Bei dieser Geschwindigkeit haben wir eine reelle Chance, da durchzukommen!“ ruft Giorgio, selbst nicht ganz überzeugt und ergänzt: „Max und ich werden im Ruderhaus sein, weil wir alle Kräfte aufbieten müsse, um Kurs zu halten. Ihr Mädchen bindet Euch unter Deck an irgendwas fest, was nicht verrutschen kann. Denkt auch an die Hunde. Porzellan und Gläser wickelt in Decken und legt alles in die großen Bettkästen. Die Türen in der Pantry schraubt ihr am Besten zu. Auch die Gasflaschen abstellen und sichern. Jetzt fangt an. Max und ich auf Deck und Theresa und Flo unter Deck. Pia steuert weiter und gibt uns sofort Bescheid, wenn es was neues gibt!“ Theresa und Flo sehen sich mit Angst erfüllten Gesichtern an und hätten vor Schreck am liebsten losgeheult. Dann fangen sie sich. Theresa meinte: „Ich hab Giorgio noch nie so ernst und besorgt gesehen. Aber es nützt niemandem, wenn wir jetzt durchdrehen, also führen wir lieber Giorgios Befehle aus und nutzen unsere Chance, da lebend durch zu kommen.“ Flo gibt ihr Recht. Beide fangen an, systematisch Raum für Raum durch zu gehen und alle beweglichen Teile festzuziehen oder sicher zu verstauen. Es kommt ihnen zu gute, dass alle Möbel an Bord, außer Sesseln und Stühlen, festgeschraubt sind. Aber es liegt genug loser Kram herum, der gesichert werden muss. An Deck ist etliches, was sie unter Deck sicherer verstauen können. Giorgio und Max laufen bestimmt zwanzigmal den Niedergang rauf und runter.
Alle haben jetzt Schwimmwesten um.. Sicherheitsleinen und Netze sind auf dem ganzen Schiff gespannt. Pia überbringt Giorgio gerade den neuesten Seefunkbericht, nach dem die Monsterwelle noch ungefähr eineinhalb Stunden entfernt ist. Um der Welle zu entgehen, hätten sie, bei gleich bleibender Geschwindigkeit, noch mindestens Hundert Seemeilen weiter südlich sein müssen. Also ist abzusehen, dass sie diesem Monster nicht entgehen können. Giorgio und Max schrauben gerade die letzten Platten vor die Fenster des Ruderhauses, als Flo und Theresa ihnen mitteilen, dass unter Deck alles gesichert ist und auch die Hunde festgeschnallt in ihren Körbchen liegen.
„Pap´s, die sind sehr unruhig, als wüssten sie, in welcher Gefahr wir sind.“ vermutet Flo. „Tiere haben dafür einen sechsten Sinn, die spüren so was tatsächlich.“ versichert der Käpt´n. Dann ruft er: „Sobald die Welle am Horizont sichtbar wird, müssen wir alle zusammen die Segel bergen und zwar sehr schnell. Alle Segel werden unter Deck gebracht und sicher verstaut, damit wir, wenn wir in die Welle kommen, so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. Dann bleibt Ihr unten und bindet Euch gegenseitig am Großmast fest. Max und ich werden uns im Ruderhaus verbarrikadieren. Dann hilft nur noch beten!“ Dann schneidet Giorgio Sehschlitze in die Platten, um den richtigen Kurs erkennen zu können. Eine knappe Stunde später entdeckt Pia eine schmale dunkle Linie an Horizont und schreit: „Die Welle kommt, ich sehe die Welle!“ Giorgio brüllt: „Sofort alle Segel bergen!“ Er wirft die Maschinen an. Als sechs Minuten später alle Segel sicher unter Deck verstaut sind, drückt Giorgio wortlos Pia, Flo und Theresa an sich und schaut ihnen ernst in die Augen. Dann rennen die Mädchen zum Niedergang, schieben die Luken fest zu und binden sich gegenseitig um den Großmast unter Deck fest. Sie schlottern dabei vor Angst. Max und Giorgio verbarrikadieren sich im Steuerhaus und schnallen sich fest.
Die Welle kommt immer bedrohlicher auf die Catalina zu und baut sich langsam Haus hoch vor ihnen auf. Giorgio schätze sie auf mindestens 22 Meter. Vor der Welle sackt
das Schiff zunächst in ein Tal, um gleich darauf wie im Fahrstuhl hochgehoben zu werden. Giorgio läßt beide Motoren mit voller Kraft laufen, dreht den Bug zur Welle und versucht die Catalina schräg seitlich in sie hinein zu bohren. Ihm ist klar, dass sie das nur überleben können, wenn er es schafft, die Welle so weit wie möglich hoch zu reiten, um sie dann im oberen Drittel zu durchbohren. Die Catalina hat jetzt eine bedrohliche Schräglage nach Steuerbord. Giorgio und Max stemmen sich mit aller Kraft gegen das Ruder um diesen Kurs zu halten. Gleichzeitig wird auch der Bug mit voller Wucht angehoben. Wenn sie nicht festgeschnallt wären, würden sie spätestens jetzt wie Bälle durch das Schiff geschleudert. Die Catalina steht fast senkrecht in der Welle, wird immer noch weiter nach oben gedrückt. Die beiden Männer halten verzweifelt das Ruder fest und haben das Gefühl, als wenn diese Hölle nie mehr endet. Unter Deck schreien die Mädchen vor Angst um ihr Leben. Die Hunde heulen genauso angstvoll in ihren Körbchen. Sie haben aber offensichtlich ihre Arbeit gut gemacht, da bis jetzt nichts herumgeflogen ist.Merkwürdigerweise ist kaum Lärm zu hören. Keine Brandungs-, oder Windgeräusche untermalen diese Apokalypse. Niemand an Bord ist in der Lage, auf diese Stille zu achten, sondern kämpft ums nackte Überleben.
Dann bricht eine Wasserwand über dem Schiff zusammen. Alle haben das Gefühl, mit dem ganzen Schiff zu versinken. Es herrscht jetzt völlige Dunkelheit. Einen Moment später verharrt die Catalina in fast waagerechter Position. Die, jetzt in der Luft hängenden, durchdrehenden Schrauben unterbrechen die gespenstische Stille mit einem metallischen Heulen. Gleich darauf, stürzt der Segler, wieder fast senkrecht in ein tiefes Wellental. Giorgio erfasst Panik, ob das Material diese Extrembelastung aushalten wird. Schon bohrt sich der Bug tief ins Wasser. Wieder bricht eine Wasserwand über dem Schiff zusammen und klatscht mit voller Wucht auf das Steuerhaus. Das ganze Schiff zittert und bebt. Irgendwo hören Giorgio und Max etwas splittern, haben aber keine Ahnung, wo das Geräusch herkommt. Sie können jetzt absolut nichts sehen und haben das Gefühl, mit dem ganzen Schiff unter Wasser zu sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit hebt sich der Rumpf langsam wieder aus dieser Wasserwand heraus. Die Catalina rollt von einer Seite auf die andere. Dann liegt ihr Schiff wieder einigermaßen ruhig im Wasser. Die Motoren bringen es zügig weg von der Gefahrenstelle. Max ist kreidebleich und zittert. Auch Giorgio geht es nicht besser. Nun schnallt er sich los, öffnet vorsichtig die Tür und sieht sich um.
Außer einigen kleineren Schäden kann er an Deck nichts nennenswertes erkennen. Doch dann entdeckt er den Grund für das Splittergeräusch. Den Holzrahmen von der Heckklappe hat es einseitig erwischt, sodass die Hydraulikklappe, hinter der sich das Dingi und die Badeplattform befindet, nicht mehr richtig fest war, links herunterhing und nicht abgesenkt werden kann. Auf jeden Fall muss das schnell repariert werden, bevor der nächste Sturm kommt. Max fragt per Walki Talki nach, ob unter Deck noch alle leben. Da er keine Antwort bekommt, macht er sich Sorgen, ob den Mädchen was passiert ist. Er ruft Giorgio. Gemeinsam entfernen sie ihre Barrikaden, schieben die Luken zum Niedergang beiseite und schrauben die Platten von den Türen. Pia, Theresa und Flo sitzen, völlig verängstigt, zusammengebunden um den Großmast im Salon und zittern am ganzen Leib. Da noch alle Fenster und Bullaugen zugeschraubt sind, herrscht unter Deck eine diffuse Dunkelheit. Man kann kaum etwas erkennen. Als sie aber Giorgio und Max sehen, kommen schnell ihre Lebensgeister wieder. Sie fragen, ob jetzt alles vorbei sei und binden sich erleichtert vom Mast, nachdem Max das bejaht. Dann befreien sie die Hunde und überprüfen gemeinsam unter Deck alles auf Schäden. Sie haben wahnsinniges Glück oder nur gut gesichert, oder Beides.
Außer zwei Kaffeetassen und einer großen Blumenschale ist nichts kaputtgegangen. „Als unser Schiff sich auf die Seite drehte und dann noch steil nach oben gezogen wurde, dachte ich, jetzt ist alles aus. Aber wie kannst Du wissen, Giorgio, wie man diese Welle nehmen muss?“ schaut Pia ihren Vater ungläubig an. „Vor vielen Jahren haben wir in unserem Club diese Situation mal durchgespielt, nachdem ein Segelkamerad als Kapitän auf einem Frachter in eine ähnliche Situation gekommen war. Wir hatten damals sogar jemanden von der Schiffsbau Versuchsanstalt da, der genau berechnete, wie man so eine Welle nehmen muss. Die einzige Chance ist so, wie wir es heute gemacht haben. Aber auch dass ist keine Garantie fürs überleben. Es kommt auf die Höhe der Welle und auf deren Geschwindigkeit an. Es gehört halt eine große Portion Glück dazu!“ meint er. Dann prüfen Max und Pia gemeinsam die gesamte Takelage auf Schäden, können aber auch hier nichts finden. Nur der Klüverbaum, wo die Galionsfigur der Catalina befestigt ist, hat sich durch den Aufprall ins Wasser gelöst und muss im nächsten Hafen neu verkeilt und befestigt werden. Sonst hat ihr Schiff, zumindest auf den ersten Blick, keinerlei Schäden davon getragen. Wenn sie nicht alles so gut gesichert hätten, wäre das durch die enormen Fliehkräfte ganz anders ausgegangen. Sie haben über fünf Stunden gebraucht, über und unter Deck alles sicher zu verstauen und fest zu laschen, brauchen aber fast einen ganzen Tag, um alles wieder an seinen angestammten Platz zu bringen.
Die Mädchen montieren zuerst die Segel wieder an die Takelage. Auch Theresa klettert in den Wanten herum, als wenn sie das schon immer gemacht hat. Giorgio und Max reparieren unterdessen provisorisch die Schäden.Er ist stolz auf seine Crew. Sie haben diese lebensgefährliche Situation trotz allem gut gemeistert, haben alles bestens gesichert, sind nicht in Panik verfallen und auch mit ihrer Todesangst souverän umgegangen. Am Abend kommen Pia, Flo, Max und Theresa zu ihrem Käpt´n und bedanken sich bei ihm: „Giorgio, Du bist der allerbeste Käpt´n. Du hast uns allen das Leben gerettet. Wie Du die Welle bezwungen hast, ist absolute Spitze. Wir sind sicher, dass die wenigsten Kapitäne das so geschafft hätten!“ Sie umarmen ihn. Giorgio wird verlegen, freut sich aber doch über diese Anerkennung. Dann gibt er ehrlich zu, das er zwischendurch schon mit dem Leben abgeschlossen hat.
(Sehen Sie hier echte Monsterwellen, ein Film vom WDR, 4.33 Minuten :
Weitere acht Tage später ist um sie herum immer noch nichts als Wasser. Das Meer ist ruhig, der Wind läßt sie mit angenehmen 13 Knoten vorwärts kommen. Sie haben seit fast drei Wochen kein Schiff gesehen, ab und zu ein paar Delphine, zwei Wale und ein paar Haie. Nachdem sie das Abenteuer mit der Monsterwelle durch endlose Diskussionen einigermaßen verarbeitet haben, kehrt langsam Langeweile und Frust in ihr Bordleben ein. Flo versucht mit raffinierten Leckereien die Eintönigkeit zu unterbrechen und ihre Leute bei Laune zu halten. Giorgio aus gleichem Grund verschiedene Instandhaltungsarbeiten auf Deck, der Takelage und am Rumpf vornehmen läßt. „Wir haben gut die Hälfte geschafft, abgesehen von unserer kleinen Welle, hat bisher doch alles gut geklappt!“ beruhigt er fröhlich. Max stimmt sich als Reiseführer auf ihr nächstes Ziel ein und sucht, was auf den Marquesas von Interesse sein kann. Logbuch schreiben und Etmale auswerten ist für Pia auch nicht Tages füllend. Mit Naina kann sie nicht tratschen, weil hier absolut kein Empfang ist, was auch für die Internet Verbindung gilt. Theresa hat 14 Briefe an ihre Familie und Freunde geschrieben, die alle auf einen Briefkasten warten.
Nur Giorgio kennt keine Langeweile, da er endlich zu seinen Arbeiten für das Architekturbüro Lindner & Meyerdierks kommt und den Rückstand aufholen kann. So verbringen sie ihre Tage mit arbeiten,schlafen, Spiele spielen, Geschichten erzählen und herum blödeln. Elf Tage später, es ist der 36. Tag seit Ecuador, können sie schwach am Horizont plötzlich Land sehen, brauchen aber fast noch den ganzen Tag um den Marquesas so nahe zu kommen, dass man wirklich was erkennen kann.
„Das ist die Insel Ua Huka, die wir da sehen!“ verkündet Giorgio mit Blick auf seine Seekarte. „Die soll wunderschön sein, aber nur wenig bewohnt und für unseren Kahn gibt es nur einen Anleger auf der Westseite. Da es hier keine Einkaufsmöglichkeiten gibt, wir dringend Proviant und vor allem Trinkwasser auffüllen müssen, bin ich der Meinung, dass wir lieber nach Nuku Hiva segeln. Das ist noch ungefähr vier Stunden weiter, aber die Hauptinsel der Marquesas. Da gibt es einen kleinen Hafen und einkaufen kann man da auch. Dieser Hafen wird von vielen Weltumseglern als Zwischenstation genutzt. Vielleicht treffen wir ein paar Weltenbummler und können noch wertvolle Tipps kriegen und Erfahrungen austauschen“ hofft Giorgio.
23. Folgenreiche Südseeparadiese