31. Eine Reise in die koloniale Moderne

Kapitel 31  und  32

31. Eine Reise in die koloniale Moderne

Nach einer fünftägigen, ruhigen Segeltour laufen sie am Vormittag in den Hafen von Kampot ein. Der ist sehr klein und völlig überfüllt. Daher müssen sie erneut auf Reede liegen.

Giorgio und Pia fahren zum Hafenmeister um den Papierkram zu erledigen. Sie fragen ihn nach einer Möglichkeit, nach Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha zu kommen. Entweder mit einem Sammeltaxi oder mit einem Bus!“ ist die knappe Antwort. Also wollen sie sich heute erst mal die Stadt ansehen, die noch stark von der Kolonialzeit geprägt ist und morgen früh in die Hauptstadt aufbrechen. Von dort mit dem Zug zu der weltberühmten Tempelanlagen von Angkor Wat fahren, die über 200 Kilometer nördlich am Tonle Sap See liegt. Diese riesige, über 1000 Jahre alte Anlage des Khmer Volks hat es vor allem Giorgio angetan. Auch seine Kinder und Theresa interessieren sich für diese alte Kultur. Sie wollen eine Nacht dort verbringen und am nächsten Tag zurück zur Catalina fahren. „Was machen wir mit Kolumbus und Felicia?“ fragt Flo. „Hier gibt es niemand, den wir als Dogsitter bitten können und mitnehmen, wird zu anstrengend für die Beiden!“ befürchtet Giorgio. „Dann werde ich mich opfern und hierbleiben!“ schlägt Max vor. „Das sind ja völlig neue Töne, Bruderherz!“ staunt Flo. „Bringt mir wenigstens schöne Fotos mit, damit ich sehen kann, was ich verpasst habe!“ knurrt er. Insgeheim ist er nicht so scharf auf diesen Ausflug, da sich sein Interesse an solchen alten Gemäuern in Grenzen hält und er es nur Theresa zuliebe vorgaukelt. So kann er in Ruhe an Bord entspannen, lesen oder mit den Hunden herum tollen.

Nachdem die Kulturreisenden am Abend des übernächsten Tages, todmüde zurück auf die Catalina kommen, finden sie Max und die Hunde einträchtig zusammen in der großen Hängematte liegend und schlafend vor. Die Mädchen, noch aufgewühlt von den tollen Erlebnissen, wecken die Drei sofort. Erzählen Max von der aufregenden Tempelstadt und überschütten ihn mit etlichen Fotos und Broschüren. „Wir haben Hunger!“ unterbricht Max den Redeschwall seiner Schwestern. Flo und Pia beeilen sich, da ihr Bruder schon auf Angcor Wat verzichtet hat, ihm wenigstens jetzt eine leckeres Mahl zu bereiten. Giorgio und die Mädchen sind beeindruckt von diesem Land, das vor wenigen Jahren noch einen fürchterlichen Krieg erlebt hat und größte Anstrengungen unternimmt, die schreckliche Zeit zu vergessen und den Anschluss an die Moderne zu finden. Überall herrscht rege Bautätigkeit, wobei man sich bemüht, das Alte zu bewahren.

Da sie ganz in der Nähe paradiesische Strände gesichtet haben, wollen sie vor ihrer Weiterfahrt nochmal ausgiebig schwimmen und schnorcheln. Sie fahren mit dem Dingi zum Strand und stellen erfreut fest, das er absolut Menschenleer ist. „Wenn das so ist, werde ich wieder blank ziehen, das bin ich ja jetzt gewöhnt!“ Pia, zieht sich ihren Bikini aus und rennt ins Wasser. Theresa und Flo machen es ihr sofort nach. Auch Giorgio und Max haben keine Probleme, da nackt schwimmen in warmen, kristallklarem Wasser durchaus seine Reize hat. Hier hat der Tourismus noch keinen Schaden angerichtet. Die Unterwasserwelt ist noch völlig in Ordnung. Sie können die tollsten Fische und Korallen beobachten. Nach ihrem Schwimmausflug machen sie die Catalina seeklar und segeln weiter im Golf von Siam, Richtung Norden, nach Thailand.

Giorgio hat von einem Segelfreund den Tipp bekommen, das sie unbedingt durch die kleine Inselwelt der Ko Chang Inseln segeln sollen. Diese sehr ursprüngliche Inselgruppe mit Südseeflair liegt an der Grenze zwischen Kambodscha und Thailand. Giorgio hat dies als Zwischenstopp vor ihrer Weiterfahrt nach Hua Hin, dem königlichen Badeort vor den Toren Bangkoks vorgesehen. Dort wollen sie einige Tage vor Anker gehen, mit dem Zug in die 180 Kilometer entfernte quirlige Metropole Bangkok fahren und tief in das asiatische Leben eintauchen.

Schnorcheln in Koh Chang

Giorgios Segelfreund hat nicht zu viel versprochen, die kleinen Inseln um Ko Chang sind wirklich einen Besuch wert. Die meisten sind unbewohnt, auf einigen gibt es kleine Strandrestaurants, die von vorbeiziehenden Fischern oder Seglern besucht werden und eine schmackhafte Küche bieten. Sie legen einen Strandtag ein, genießen das ursprüngliche Leben und probieren die legendäre thailändische Küche. Am nächsten Morgen lichten sie früh die Anker und segeln auf direktem Weg, quer durch den Golf von Siam, Richtung Hua Hin. Am Abend des dritten Tages werfen sie in der großen Bucht von Hua Hin die Anker.

Hua Hin ist der älteste und mondänste Badeort Thailands. Hier hat die thailändische Königsfamilie ihre Sommerresidenz und die Oberschicht ihre schicken Villen. Es ist sehr sauber, geprägt von unaufdringlicher Eleganz, ohne snobistisch zu wirken. Schickeria Gesellschaft gibt es nicht. Das Leben verläuft hier, im Gegensatz zum hektischen Bangkok, in normalen, ruhigen, asiatischen Bahnen. Von hier aus fährt alle zwei Stunden ein Zug in die quirlige Hauptstadt. Nachdem sie eine junge Thai, für drei Tage als Kindermädchen für Kolumbus und Felicia verpflichten können, machen sie sich auf den Weg, in Thailands zwölf Millionen Metropole. Nach zweistündiger Zugfahrt sind sie mittendrin, im pulsierenden asiatischen Leben.

Bangkok

Es ist laut, stickig und sauber kann man es hier nicht gerade nennen. Ein hektischer Verkehr tost um sie herum. Sie quartieren sich in einem kleinen, im alten Thai Stil erbauten Hotel im ursprünglichen Teil der City ein und können vieles, was sie ansehen wollen, zu Fuß erreichen. Giorgio möchte keine Zeit verlieren und schlägt zuerst eine Fahrt zu den berühmten schwimmenden Märkten vor. Ganz in der Nähe finden sie einige Klonks, wie die Kanäle hier genannt werden. Ein paar einheimische Bootsbesitzer wittern sofort ein gutes Geschäft. Da drei der Kapitäne zusammenstehen, handelt Max sie gnadenlos herunter. Als der Gewinner mit ihnen fröhlich loszieht und anfängt, pausenlos auf sie einzureden, zieht Giorgio die Notbremse, hebt die Hand hoch und stellt gezielte Fragen. Die Fahrt geht in rasantem Tempo durch enge, teilweise sehr schmutzige Kanäle Richtung Norden. Nach einer Weile biegt das schmale Boot in den Chao Praya River ein, der Bangkok von Nord nach Süd durchquert. Hier haben sie einen traumhaften Blick auf die Silhouette Bangkoks mit vielen Hotel und Bürotürmen, unterbrochen von Buddhistischen Tempeln mit prunkvollen goldenen Dächern.

Der flotte Käpt´n will sie nach Taling Chan bringen, einem der ursprünglichsten schwimmenden Märkte, wo kaum Touristen hinkommen. Zehn Minuten später quetscht sich ihr Boot zwischen eine Unzahl anderer Boote, die mit allem was das Herz begehrt, beladen sind. Vom Wasser ist fast nichts mehr zu sehen.

Die Mädchen sind happy, haben sie doch mehrere Schuh- und Taschenhändler entdeckt. Uhren, Computer und Handy´s, natürlich nur von teuren Marken werden genauso angeboten wie teure Designerklamotten zu Tiefstpreisen. „Lasst bloß die Finger davon, diese Kopien bekommt ihr beim Zoll gleich wieder abgenommen!“ warnt Giorgio. Also suchen sie sich Sachen aus, wo kein gefälschtes Markenlabel drauf ist und haben dennoch reiche Beute gemacht. Es ist ein unbeschreiblich buntes Treiben. Sie bewundern ihren Käpt´n, wie er trotz der Fülle auf den Klonks sein Boot sicher durch schiebt, ohne etwas zu beschädigen.

Am nächsten Tag besuchen sie den Königspalast, eine der größten Palastanlagen der Welt. Viele prunkvolle Gebäude mit echt goldenen Dächern sind um ein Hauptgebäude verteilt Die imposantesten sind die große Thronhalle, der große Chakri Palast und der Tempel des Smaragd Buddhas.

Da auch die königliche Familie hier lebt, können sie nicht alles besichtigen. Überall stehen Wachen in feschen weißen Uniformen und kontrollieren die Besucherströme. Am Nachmittag sind Giorgio und seine ,Männer; froh wieder im Hotel zu sein, um die Füße hochlegen zu können. Bei Flo, Pia und Theresa hält die Ruhe nicht lange an, da sie an der Rezeption gehört haben, das in der Sukhumvit Road, gleich um die Ecke, eine der größten Shopping Malls in ganz Asien zu finden ist. Also raffen die Mädchen sich wieder auf und düsen dort hin. Ist schon komisch, aber wenn es um Shopping geht, ist keine Frau zu müde oder hat Migräne!“ lacht Giorgio.

Er will nur noch gemütlich Abend essen, mit Lone telefonieren und am nächsten Morgen unbedingt das Nationalmuseum, mit reichhaltigen Sammlungen und Artefakten zur thailändischen Geschichte besichtigen. Flo möchte ihn begleiten, da sie durchaus Interesse an asiatischer Kultur hat.Die Anderen ziehen es vor, tief in das thailändische Leben einzutauchen und wollen Bangkok zu Fuß erkunden. Am Abend treffen sie sich im Hotel, genießen ein letztes Mal das tolle thailändische Essen und ein bisschen das Nachtleben von Bangkok. Nachdem die Mädchen ständig eindeutig zweideutige Angebote bekommen und Flo auch noch ihre Handtasche geklaut wird, haben sie genug und verziehen sich ins Hotel. „Hast Du Deine Papiere noch!“ fragt Giorgio besorgt. „Die hat Max sicher in seinem Brustbeutel verstaut, nur meine Schminkutensilien und ungefähr 2000 Bath sind weg. Und die Tasche natürlich!“ seufzt Flo.

Am nächsten Vormittag fahren sie zurück nach Hua Hin und freuen sich, nach all der Hektik wieder auf die Ruhe ihres Schiffes und laufen am frühen Nachmittag aus. Als nächstes Ziel steht Singapur auf dem Programm. Etwa 1300 Seemeilen liegen vor ihnen. In ungefähr 12 Tagen wollen sie dort sein. Flo freut sich wie ein kleines Mädchen auf das Wiedersehen mit Laurin und versucht ihren Vater zu überreden, mindestens eine Woche dort zu bleiben. Nach langen Diskussionen, nur um ihre Hartnäckigkeit zu stoppen, gesteht Giorgio ihr schließlich vier Tage zu. „Die will ich dann aber auch ganz für mich und Bolle haben. Ihr müsst sehen, wer Euch was zu essen macht!“ „Da mach Dir keine Sorgen, wir werden uns schon was brutzeln. Verhungern werden wir nicht!“ nimmt Pia ihrer Schwester den Wind aus den Segeln.

Sie segeln bei herrlichem Wetter zunächst an der thailändischen – später an der malaysischen Küste entlang und sind angetan, von der Schönheit und Ursprünglichkeit der Landschaft. Am liebsten würden sie an vielen Stellen Anker werfen, aber Giorgio meint: „Männer, irgendwann müssen wir auch wieder in Hamburg ankommen. Wir sind jetzt fast zwei Jahre unterwegs und haben noch viele tausend Seemeilen und Länder vor uns. Wenn wir überall, wo es schön ist, ankern wollen, sind wir noch mindestens fünf Jahre on Tour!“ Die Catalina gleitet ruhig durch eine sternenklare, tropische Nacht. Es ist weit nach Mitternacht, Giorgio hat Deckswache. Er lümmelt sich auf dem bequemen Sessel im Ruderhaus herum und hängt, wie so oft in letzter Zeit, seinen Gedanken nach. Er läßt ihre Weltreise Revue passieren und träumt gerade von dem Moment, wie er Lone kennen lernt. Außer dem Rauschen der Bugwellen und dem leisen Knarren der Takelage herrscht absolute Stille. Ein idealer Augenblick um mit Charlotte Zwiesprache zu halten. Er ist sich sicher, dass auch sie ihm zu einer Partnerschaft mit Lone geraten hätte. Er kann einem Zusammenleben mit Lone, entweder in Hamburg, in Kopenhagen oder sonst wo, immer mehr abgewinnen. Er ist sich völlig sicher, das die Gefühle die er für Lone hat, tiefe Liebe ist und diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht. Er freut sich auf die Zeit mit ihr, nach ihrer Reise und auf die gemeinsame Planung ihres zukünftigen Lebens.

Dann schweifen seine Gedanken zu seinen Kindern. Er ist riesig stolz darauf, wie sie die Herausforderungen, im Positiven wie im Negativen, während der letzten zwei Jahre gemeistert haben. Wie sie an ihren Aufgaben gewachsen und reifer geworden sind. Das Gleiche gilt natürlich auch für Theresa. Als zukünftige Schwiegertochter ist sie ihm ans Herz gewachsen. Er freut sich für Max, solch eine Frau zu bekommen. Auch wenn Pia und Flo noch nicht an Heirat denken, ist Giorgio sich sicher, das sie mit Laurin und Arthur die richtigen Partner für sich gefunden haben. Dann hält er Zwiesprache mit Onkel Victor, dankt ihm erneut für die tolle Erbschaft. Vor allem für die Weitsichtigkeit der damit verbundenen Auflagen.

Giorgio ist froh, vor über zwei Jahren die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Diese Erfahrungen und Erlebnisse kann uns keiner mehr nehmen. Sie werden mit Sicherheit auch den weiteren Lebensweg der Kinder beeinflussen. Er wird von Theresa, die kommt um ihn abzulösen, jäh aus seinen Träumen gerissen. Wo warst Du mit Deinen Gedanken?“ will sie wissen. „Ach wenn man hier in so einer schönen Nacht allein herumsitzt, kommen einem die verrücktesten Gedanken!“ lacht er und macht, dass er in seine Koje kommt.

Drei Tage später, nach einem kurzen Zwischenstopp auf der malaysischen Trauminsel Tioman, läuft die Catalina in den riesigen Hafen von Singapur ein. Lange vor dem Hafen liegt bereits eine große Flotte von Frachtern, Containerschiffen und Tankern auf Reede und wartet darauf, die Ladung löschen zu können.

Der größte Hafen der Welt hat seine eigenen Gesetze. Man tut gut daran, diese genau zu beachten. Giorgio hat am Vortag mit der Hafenbehörde gesprochen, die Daten des Schiffes und der Besatzung, einschließlich der Hunde, durchgegeben. Nun wird ihm mitgeteilt, dass sie zuerst in einem bestimmten Teil des Hafens auf die Ankunft von Beamten der Zoll und Gesundheitsbehörde warten sollen. Wenn von denen eine Freigabe vorliegt, erhalten sie ihren eigentlichen Liegeplatz.

Sie dürfen dann immer noch nicht an Land, sondern müssen warten, bis der Hafenmeister die Liegegebühren kassiert und die Versicherungsnachweise geprüft hat. Erst dann können sie das Land betreten oder Besuch empfangen. „Das ist hier genauso schlimm wie in den USA!“ stöhnt Giorgio, fügt sich aber in sein Schicksal und wartet geduldig auf die Zoll und Gesundheitsbeamten. Die sind aber sehr freundlich, erklären kurz, das diese Überprüfung zum Schutz von Singapur wichtig ist, um keine Drogen, Waffen oder Krankheiten einzuschleppen.

Die drei Beamten sind jedoch durch den Anblick der Mädchen offensichtlich abgelenkt. Die Überprüfung der Papiere fällt deshalb sehr kurz aus. Sie erteilen, mit freundlichem Augenzwinkern zu Theresa und Pia, der Catalina einen Liegeplatz in der exklusiven Raffles Marina, die Yachten bis zu 100 Meter Länge aufnehmen kann. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt oder auch nicht. Neben einem tollen Klubhaus, sogar mit eigenem Golfplatz findet man auch nützliche Dinge, wie einen permanenten Shuttle Service in die City oder mehrere gut bestückte Geschäfte und Dienstleister für kleinere Reparaturen. Sogar eine Werft für größere Reparaturen befindet sich auf dem Gelände. Dafür sind die Liegegebühren mit etwa 180 Dollar pro Tag durchaus günstig.

Wisst Ihr eigentlich, wer dieser Raffles war?“ Max gibt wieder den Oberlehrer. „Yes Sir, Thomas Raffles war vor fast 200 Jahren für die britische Ostindien Kompanie tätig und hat 1819 hier in den Sümpfen die letzten Tiger ausgerottet und einen Stützpunkt gegründet. Er gilt deshalb als Gründer von Singapur!“ erklärt Giorgio. „Sehr gut, der Kandidat hat 100 Punkte!“ albert Max.

Pia schlägt nach bewährtem Muster eine Stadtrundfahrt vor, um einen Eindruck der sechs Millionen Metropole zu bekommen. „Aber nur, wenn wir einen Stopp im Mandarin Orientel Hotel machen, damit ich Bolle überraschen kann!“ wendet Flo ein.Nach einer fast dreistündigen Rundfahrt, bei der sie tolle Ideen, für ihre Ausflüge sammeln, steigen sie in der Nähe von Bolles Luxushotel aus. Flo stürmt vorweg in die Halle und verlangt an der eleganten Rezeption nach Mr. Bollwitz from Germany.

Eine hübsche Chinesin sucht lange in der Gästekartei und wird nicht fündig. „Sorry Madam, but Mr. Bollwitz from Germany is not in our Hotel.“ haucht sie verlegen. Quatsch!“ entfährt es Flo: He is one of the leader in your kitchen!“ verkündet sie energisch. Nachdem sich die Sache aufgeklärt hatte, telefoniert die Chinesin mit der Küche und bittet Flo und ihre Familie in einen separaten Raum. Drei Minuten später kommt Laurin und steht völlig überrascht in der Tür. „Wo kommt Ihr denn her?“ fragt er geistreich. Flo erklärt genauso geistreich: „Von draußen!“ „Ich habe frühestens in einer Woche mit Euch gerechnet!“ Bolle schließt strahlend seine Freundin in die Arme und küsst sie leidenschaftlich.

Nach diesem Überraschungsbesuch will Giorgio unbedingt an der Long Bar vom Raffles Hotel den weltberühmten Singapur Sling probieren. Das Hotel selbst ist eine Legende und in dem toll restaurierten Kolonialstil wirklich eine Augenweide.

Fassade des Raffles Hotel und Long Bar

Hier haben schon Hermann Hesse, Königin Elisabeth, Charlie Chaplin, Somerset Maugham, Michael Jackson und viele andere Berühmtheiten gewohnt, also ein bisschen mehr Ehrfurcht, wenn ich bitten darf!“ flaxt Giorgio. „Der Singapur Sling wurde hier 1915 von dem damaligen Barkeeper erfunden und schnell von der feinen Gesellschaft für Kult erklärt!“ Natürlich nur rein informationshalber bestellt er eine Runde für sich und seine Crew.

Da Flo sich für den Abend mit Laurin verabredet hat und deshalb die Bordküche kalt bleibt, sucht der Rest der Besatzung sich ein Restaurant und wird auf dem Dachgarten eines unscheinbaren Bürohauses fündig. Der Tipp kommt allerdings von Bolle. Der Blick von der 52. Etage über den Hafen und die Stadt ist atemberaubend. Das Essen ebenso.

Spät in der Nacht schleicht sich Flo, mit Laurin im Schlepptau an Bord und hat Glück, das die Hunde kein Freudengeheul anstimmen, sondern tief und fest unter dem Deckstisch schlafen. „Tolle Wachhunde habt Ihr!“ flüstert Laurin grinsend. Sie haben Mühe, bis zu Flo´s Kabine die Finger von einander zu lassen und hätten sich am liebsten schon auf dem Kai die Kleider vom Leib gerissen. Nachdem die Kabinentür dann verschlossen ist , gibt es kein halten mehr. Sie werfen sich auf´s Bett und genießen ihre erste Liebesnacht nach sechs Wochen Enthaltsamkeit in vollen Zügen. Nachdem die erste Luft raus ist und sie sich erschöpft aneinander kuscheln, erzählt Laurin von seinem Leben in Singapur. Er ist begeistert von seinen Kollegen, seinen Chefs und den Herausforderungen. „Was besseres hätte mir nach New Orleans gar nicht passieren können!“ schwärmt er: „Ich werde bis Ende des Jahres bleiben und versuchen noch ein halbes Jahr im Raffles zu arbeiten, bevor ich zurück nach Hamburg komme. Wenn das nicht klappt, bleibt mir immer noch Dubai!“

Flo freut sich darüber, das er im nächsten Jahr nach Hamburg zurück will: „Möchtest Du dann in Hamburg Dein eigenes Restaurant aufmachen?“ Er gibt keine Antwort sondern setzte sich, nackt wie er ist, in Positur und erklärt feierlich: „Meine geliebte Flo, ich liebe Dich und möchte mein zukünftiges Leben mit Dir verbringen. Deshalb frage ich Dich hier und jetzt, ob Du meine Frau werden möchtest. Mit Dir zusammen schaffe ich alles, auch ein eigenes Restaurant!“ Flo, genauso nackt, fährt ungläubig hoch, starrt ihn an, fällt ihm um den Hals und stammelt verlegen: „Natürlich will ich Dich heiraten, Du Dummerchen, ich will mit Dir die Welt verändern. Das Restaurant ist aber Dein Ding. Ich helfe gern dabei, aber ich habe mich entschieden, Architektur zu studieren und später bei meinem Vater einzusteigen. Er weiß es zwar noch nicht, das soll vorerst auch so bleiben, aber ich weiß, dass er sich sehnlichst wünscht, das der Laden in der Familie bleibt. Außerdem können wir zwei Gleisig fahren und sind besser abgesichert!“ Sie strahlt ihn zärtlich an und küsst ihn. „Sind wir jetzt so was wie verlobt?“ fragt sie ungläubig. „Nee, wie kommste denn bloß darauf?“ lacht Bolle, zieht sie an sich und küsst sie voller Leidenschaft.

Am späten Vormittag erscheinen Beide ziemlich übermüdet an Deck und und finden nur noch Max und Theresa vor. „Wo sind Giorgio und Pia?“ fragt Flo. Nachdem Ihr ja nicht aus dem Bett zu kriegen wart, sind Beide zum Singapur Art Museum gefahren und wollen am Nachmittag zurück sein!“ erklärt Theresa. Na gut, dann erfahrt Ihr es als Erste. Wir haben uns heute Nacht verlobt. Wenn wir wieder in Hamburg sind, werden wir heiraten!“ platzt Flo voller stolz heraus. Donnerwetter, meine kleine Schwester wird erwachsen. Meinen Glückwunsch Euch Beiden. Bolle, behandele sie ja anständig, sonst muss ich Dir leider den Kopf zwischen den Ohren heraushauen!“ witzelt Max. Er freut sich für Flo, einen so ehrlichen und tüchtigen Partner gefunden zu haben. „Sag mal Flo, wir wollen doch auch nächstes Jahr heiraten, da können wir uns doch eine Doppelhochzeit überlegen!“ schlägt Theresa vor. „Da könnte ganz leicht eine Massen-hochzeit draus werden, wenn Pia und Arthur und Giorgio und Lone auch noch auf die Idee kommen!“ bemerkt Max trocken. Flo und Bolle bereiten ein ausgefallenes Mittag-essen zu, decken den Decktisch festlich und warten ungeduldig auf die Rückkehr von Pia und Giorgio. Als sie endlich kommen, den schön gedeckten Tisch sehen und eine strahlende Flo auf sie zu wirbelt, schrillen bei Giorgio alle Alarmglocken. Als er den Grund für ihre Freude erfährt, ist auch er glücklich, da er Laurin schon lange in´s Herz geschlossen hat und davon überzeugt ist, das er der Richtige für seine Jüngste ist.Da Bolle nach so kurzer Zeit noch keinen Urlaub bekommt, können sich die frisch verlobten nur am Abend sehen und verbringen dann die meiste Zeit in Flo´s Kabine oder an Deck.

Der Rest der Crew nutzt die Zeit und erkundet Singapur.  Little India und China Town

stehen genauso auf ihrem Plan wie Fort Comming mit seinen alten Kolonialbauten und

dem ältesten Park der Stadt. Spice Garden mit vielen seltenen Pflanzen und Gewürzen ist wirklich sehenswert und bereits 1822 angelegt worden. Auch eine Bootfahrt, den Singapur River hoch, gönnen sie sich. Bei einem Bummel durch die Orchard Road, der berühmten Einkaufsmeile ist Flo selbstverständlich dabei und wird endlich mal bei schönen Sommerkleidern fündig. Auch Theresa und Pia werden schwach, angesichts der riesigen Auswahl und schleppen etliche Tüten auf die Catalina. Am letzten Abend lädt Giorgio seine Crew und Laurin noch nach Clark Quai ein.

Dieses Vergnügungsviertel mit urigen Kneipen, Bars, Restaurants und Discos ist bei jung und alt gleichermaßen beliebt.

Nach einem ausgiebigen Restaurant Besuch macht Giorgio sich per Taxi auf den Weg zum Schiff, während die Mädchen mit Max und Laurin die Discos unsicher machen wollen. „Denkt dran, das wir Morgen Vormittag auslaufen, wer nicht pünktlich an Bord ist, bleibt hier!“ verkündet Giorgio fröhlich. Gegen drei Uhr Nacht´s ist die Besatzung wieder vollzählig auf der Catalina. Flo und Bolle ziehen sich ein letztes Mal zurück während die Anderen noch einen Absacker nehmen und sich dann in die Koje verkrümeln.

Um elf Uhr legen wir ab. Sind unsere Vorräte alle aufgefüllt?“ macht der Käpt´n am nächsten Morgen Druck. „Ach du Schreck, das habe ich ganz vergessen!“ gesteht Flo kleinlaut. „Verdammt noch mal, das ist Deine Aufgabe mit Theresa zusammen. Was wäre, wenn wir jetzt einfach losgefahren währen. Also seht zu, dass Ihr in die Hufe kommt, nimm Max mit, beeilt Euch. Spätestens in zwei Stunden seid Ihr zurück. Wehe, wenn ihr nicht pünktlich seid!“ brüllt Giorgio ärgerlich. Er stolpert brummelnd die Gangway herunter, um den Papierkram für den Hafenkapitän zu erledigen. Zehn Minuten vor Elf sind die Drei tatsächlich mit allen Einkäufen zurück und hoffen, dass sich Giorgios Laune wieder gebessert hat. Der hat den Ärger längst vergessen und ist mit Pia beim aufklaren des Schiffes, damit sie pünktlich ablegen können.

Gerade als sie die Leinen gelöst und die Gangway hochgezogen haben, rast ein Taxi auf den Kai, stoppt vor der Catalina. Ein aufgeregter Bolle springt mit einem riesigen Blumenstrauß heraus. „Ich hatte Angst, zu spät zu kommen, aber ich will meiner Zukünftigen wenigstens einen Blumengruß mitgeben!“ brüllt er und wirft den Strauß mit voller Kraft auf das Deck der Catalina. Inzwischen sind fast drei Meter Wasser zwischen Kaimauer und dem Schiff. Flo fängt den Strauß jedoch geschickt auf, und bricht vor Rührung in Tränen aus. Ich liebe Dich, ich liebe Dich so sehr!“ stammelt sie schluchzend und winkt ihm hinterher, bis er nur noch als kleiner Punkt auf dem langen Kai zu sehen ist. Dann rennt sie, Tränen überströmt in ihre Kabine, wirft sich aufs Bett und muss den Trennungsschmerz erst mal verarbeiten.

Zu ihrer nächsten Station Malakka in Malaysia sind es etwas über 100 Seemeilen. Giorgio hofft, am Abend den Hafen schon erreichen zu können.

Kaum aus dem Hafen von Singapur heraus, holt er seine Mannschaft zusammen: Männer, wir kommen jetzt in ein Gebiet, wo es noch echte Seeräuber gibt. Die kommen alle von der Indonesischen Seite. Die sind nicht zimperlich und eine Plage der gesamten Schifffahrt in der Straße von Malakka. Wir werden uns deshalb relativ nahe an der malaysischen Küste halten und die Wachen ab sofort verdoppeln. Je früher wir irgendwelche Angreifer bemerken, um so schneller können wir die Küstenwache verständigen, die hier ständig patrouilliert. Also passt bitte auf und schreit, sobald Ihr was bemerkt!“ Die Fahrt dauert doch länger, als von Giorgio erhofft. Kurz vor Mitternacht erreichen sie, ohne Zwischenfälle, endlich den Hafen von Malakka und sind froh, die Strecke ohne ungebetene Besucher geschafft zu haben.

Als sie ausgeschlafen haben, wollen sie die Stadt erkunden und von der Vielfältigkeit und Schönheit überrascht. Die Holländer und Portugiesen als frühere Kolonialherren haben diese Stadt geprägt. Auch Chinesen und Inder leben bereits seit Jahrhunderten in dieser Stadt und haben auch ihren Stempel aufgedrückt. Die ganze Altstadt ist im holländischen Kolonialstil erhalten. Im chinesische Viertel sind uralte Clanhäuser zu besichtigen und eines der schönsten Museen Malaysias, das Baba Nyonya Heritage

Museum, zeigt plastisch die Lebensweise der alten chinesischen Familien. Der älteste chinesische Tempel von 1645 ist auch hier zu finden. Die Portugiesen haben einige, architektonisch schöne Kirchen beigesteuert.

Die Inder und Malaien tragen mit fröhlichen Hindu Tempeln und Moscheen zum interessanten Stadtbild bei. Gerade diese Vielfalt der Menschen und Kulturen machen den Reiz dieser Stadt aus. Giorgio und seine Crew haben sich sofort verliebt und fühlen sich auf Anhieb wohl. Sie erkunden Malakka auf klapprigen, aber üppig geschmückten Rikschas und zu Fuß.

Nach der Erkundung der Stadt machen sie sich auf den Weg zum Bahnhof, um nach Kuala Lumpur zu fahren.

Arthur soll erst gegen sechs Uhr abends ankommen. Sie nutzen die Gelegenheit, um sich die interessantesten Sehenswürdigkeiten der Malaysischen Hauptstadt anzusehen. Vor allem haben es Giorgio die Petronas Towers angetan. Diese Zwillingstürme sind mit die höchsten Gebäude der Welt und für ihn architektonisch die Schönsten. Er fotografiert begeistert von innen und außen, von oben und unten. Unter dem Gelände befindet sich eine mehrstöckige Einkaufsmall mit exklusiven Geschäften und Restaurants. Giorgio findet jede Menge Anregungen für eigene zukünftige Projekte.

Die Stadt selbst ist nicht so ein Hexenkessel wie Bangkok oder Hongkong sondern für asiatische Verhältnisse eher ruhig und beschaulich. Viel Grün, mit schönen Parks und Brunnen machen Kuala Lumpur zu einer attraktiven, lebenswerten Metropole. Obwohl der Islam Staatsreligion ist, werden auch alle anderen Religionen akzeptiert und bilden ein harmonisches Miteinander.

Also, diese Stadt gefällt mir, hier könnte ich auch leben. Aber nun müssen wir schnell zum Flughafen!“ Pia ist spontan begeistert, aber vor lauter Vorfreude ungeduldig. Sie fahren mit dem Klia Ekspres in 30 Minuten direkt bis zum Empfangsgebäude des Airport und kommen gerade rechtzeitig dort an, um Arthur in Empfang zu nehmen. Obwohl großes Gewimmel um sie herum herrscht und sie hier in einem mohammedanischen Land sind, lassen Pia und Arthur es sich nicht nehmen, sich ausgiebig zu küssen. Zurück an Bord verschwinden die Beiden, mit einer Flasche Wein bewaffnet, in Pias Kabine. Sie haben sich viel zu erzählen. Pia ist glücklich, Arthur bis Phuket an Bord zu haben.

Am nächsten Morgen macht die Crew die Catalina seeklar. Giorgio gibt jetzt den Kurs Richtung Penang vor und macht allen klar, das die 450 Seemeilen bis Georgetown wegen der Seeräubergefahr unter höchster Wachsamkeit bewältigt werden müssen und auch nachts eine Doppelwache aufpassen muss. Arthur will für den Wachdienst genauso eingeteilt werden, wie die Anderen. Giorgio ist froh darüber. Weil sie ständig Ausschau halten müssen, werden die Tage, bis zur Insel Penang ziemlich anstrengend. Pia und Arthur können sich daher nicht so oft zurückziehen, wie sie sich das vorgestellt haben, aber die Sicherheit des Schiffes und Besatzung geht eben vor.

Giorgio steuert die Catalina dicht an der wunderschönen malaysischen Küste entlang. Er stellt erfreut fest, das die Malaysische Marine ihren Schutz, die internationale Schifffahrt gegen die Piraten zu verteidigen, offensichtlich ernst nimmt, da er immer wieder Patrouillenboote in ihrer Nähe entdeckt. Am Mittag des vierten Tages läuft die Catalina unter vollen Segeln den Hafen von Georgetown auf Penang an.

Diese Stadt ähnelt Malakka stark, da auch hier überwiegend chinesische und indische Bevölkerung zu finden ist. Lebensmittel und Arzneimittel aus chinesischer Medizin sind hier preiswert und von hoher Qualität. Garküchen, die leckere Gerichte in allen Variationen anbieten, finden sich an vielen Plätzen. Ein Geschäftsfreund von Giorgio hat hier eine Niederlassung und ihm oft von dem preiswerten und lockeren Leben vorgeschwärmt. Er hat ihm ein paar Tipps gegeben, was sie sich unbedingt ansehen sollen. Im Norden der Insel befindet sich einer der größten Schmetterlings Gärten Asiens, den sie sich unbedingt sehen wollen.

Auf dem Dach eines der besten Hotels von Georgetown gibt es ein gutes Restaurant, was sich in einer halben Stunde einmal komplett dreht und phantastische Blicke auf die Stadt und die Insel freigibt.

Die Küche soll spitze sein, die Preise moderat. Diesen Tipp will Giorgio testen und bestellt dort für den Abend einen Tisch. Es gibt ein riesiges Buffet mit warmen und kalten Speisen, aus allen Teilen Asiens. Qualität und Vielfalt können mit jedem euro-päischen Spitzenrestaurant mithalten. Am nächsten Tag haben sie einen Wagen gemietet und fahren quer über die Insel zu dem Schmetterlingspark, der sehenswert ist. Arthur kann eine ganze Reihe von Schmetterlingen zuordnen und benennen. Danach entdecken sie einen traumhaften, menschenleeren Strand und können der Versuchung, schwimmen zu gehen, nicht widerstehen. Da sie Badesachen und ein Lunchpaket mitgenommen haben, bleiben sie den Rest des Tages hier und albern am Strand herum.

Abends probieren sie frischen Fisch an einigen der vielen Garküchen, nehmen noch einen Absacker an der Bar des Mandarin Orientel Hotels und schlendern zum Schiff zurück.

Um sieben Uhr morgens will der Käpt´n bereits los segeln, um der kleinen Nachbarinsel Langkawi noch einen Besuch abzustatten. Arthur möchte einen Kollegen seiner Organisation dort besuchen, der die Mangrovenwälder und den Dschungel auf der Insel betreut. Er ist sich sicher, dass sie viel interessantes zu sehen bekommen.

Am Mittag laufen sie in die idyllische Bucht von Kua ein und ankern direkt neben einer

die Lili Marleen

alten Bekannten. Die Zweimastbark Lilly Marleen ist hierher verkauft wurde und wird für mehrtägige Segeltörns eingesetzt. Sie ist so groß wie die Catalina und genau so gepflegt. Der gesamten Besatzung geht bei diesem schönen Anblick, der zwei nebeneinander liegenden Schiffe, aus einer anderen Zeit, das Herz auf.

Der Jeep von Arthurs Kollegen Karl wartet schon am Yachthafen. Er fährt mit ihnen direkt auf die Nordseite der Insel.

Karl ist Österreicher und bereits seit neun Jahren auf Langkawi. Seine offene, jungenhafte Art kommt, besonders bei den Mädchen gut an. Sie steigen in ein malaysisches Langboot um und dringen auf verschlungenen Kanälen tief in die uralten Mangrovenwälder ein. Er erzählt, wie viel Arbeit und Mühe es kostet, die Regierung dazu zu bringen, mehr für den Schutz dieser einzigartigen Naturlan-schaft zu tun. Langsam habe ich das Gefühl, das bei diesen Bürohengsten ein Umdenken stattfindet.“ seufzt er zufrieden. Die Tierwelt ist hier noch intakt. Er zeigt ihnen Eisvögel, Seeadler, Mangroven Delphine, Affen und zu Pia´s und Theresa´s entsetzen jede Menge Schlangen, im Wasser und in den Bäumen. Dann drückt er jedem von ihnen einen kleinen Mangroven Setzling in die Hand und fordert sie auf, etwas zur Erhaltung der Mangrovenkultur zu tun und die Setzlinge einzupflanzen. Karl erzählt, wie wichtig die Mangroven als Schutz vor dem Meer sind. “Als vor einigen Jahren, der schwere Tsunami auf die Nordküste der Insel zurollte, wurde kaum Schaden angerichtet, da die Mangroven die Wucht der Wellen nahezu komplett herausfilterten!”

Nach diesem interessanten Ausflug, setzt Karl sie in der Inselhauptstadt Kua ab, da Flo noch einige Einkäufe für ihre Kombüse machen muss.

Am späten Nachmittag lichten sie die Anker und segeln weiter Nordwärts. Das nächste Ziel ist Phuket, etwa 150 Seemeilen entfernt. Giorgio hofft Morgen Abend dort zu sein. Sie erreichen Phuket tatsächlich am nächsten Abend und ankern in der schönen, weitläufigen Bucht von Karong, in der Nähe des berühmten three Bay View Points.

Phuket at Dusk, Patong Beach, Karon Beach, Kata Beach, Taken from Karon Viewpoint. Phuket, Thailand.

Pia verfällt erneut in tiefe Trauer, da jetzt der letzte gemeinsame Abend mit ihrem geliebten Arthur anbricht. Es ist ungewiss, ob sie sich in diesem Jahr nochmal sehen werden, weshalb sie fieberhaft über einem Ausweg grübeln. Da er keinen nennenswerten Urlaub mehr hat und ihr Schiff sich immer weiter von Borneo entfernt, stehen die Aussichten auf ein weiteres Treffen denkbar schlecht. Pia läßt ihren Tränen freien Lauf. Arthur ist, angesichts der Trauer seiner Freundin, selbst völlig verzweifelt. Er drückt Pia tröstend an sich. Sie erwiderte den Druck und flüstert schluchzend: „Wenn ich schon so lange auf Dich verzichten muss, will ich Dich wenigstens die letzte Nacht ganz für mich haben. Und wenn ich Morgen vor Erschöpfung auf allen vieren krieche!“ Sie holt noch etwas zu essen und eine Flasche Wein in ihre Kabine und ist an diesem Abend für niemanden mehr zu sprechen.

Am Morgen bringt eine völlig übermüdete Pia, Arthur zum Flughafen von Phuket. Als seelische Unterstützung kommt Max mit. „Versprich mir, das Du ernsthaft darüber nachdenkst, wie und wo wir uns wiedersehen können!“ fordert Pia Arthur auf.

Giorgio, Theresa und Flo sehen sich unterdessen in Phuket um und stellen schnell fest,

das es hier zwar schön, aber viel zu touristisch ist. An allen Ecken bettelt jemand oder bietet irgendetwas an. Einige, sehr junge Mädchen versuchen, obwohl er in weiblicher Begleitung ist, Giorgio ihre Dienste aufzudrängen. „Das sind doch noch Kinder!“ stellt Theresa entsetzt fest.

Gegen Mittag lichten sie erneut die Anker und haben als nächstes Ziel die Stadt Rangoon in Myanmar vor Augen.

Max hat für diesen 900 Seemeilen Törn quer durch die Andamanensee ungefähr neun Tage berechnet, was angesichts der schwachen Windverhältnisse auch gut und gern ein paar Tage mehr werden können. Die Catalina segelt in Sichtweite der Küste um auch was von der schönen Landschaft mitzukriegen. Sie müssen aber auf allerlei kleine Küstenschiffe und Fischerboote achtgeben. Neun Tage später sind immer noch 200 Seemeilen zu bewältigen. Giorgio stellt sich auf weitere drei Tage ein, bevor sie Rangoon erreichen. Als sie endlich mit Motorkraft in den Hafen einlaufen, weil die Segel nur noch schlaff herunterhängen, brennt die Sonne gnadenlos herunter. An dem langen, ungepflegten Kai ist es heiß und stickig. Kaum ein Mensch läßt sich blicken.

Jetzt Mitte März steht das Thermometer ständig über 35 Grad. Kein Lufthauch bringt Abkühlung. Vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit macht ihnen zu schaffen, weshalb Giorgio die Einkäufe und Besichtigungen auf den Abend verlegt.

Alle dösen an Deck oder den Kabinen. Auch die Hunde sind zu keinen Aktivitäten zu bewegen, sondern liegen schlapp unter der Hängematte am Ruderhaus, in der Giorgio schläft. Gegen drei Uhr Nachmittags schrillt das Bordtelefon und beendet jäh den süßen Schlaf des Käptn´s. Er quält sich hoch und wankt, noch etwas schlaftrunken zum Ruderhaus, nimmt den Hörer und nuschelt „Jeahh!“ in den Hörer. Er hört die Stimme seines Büropartners in Hamburg und ist sofort hellwach. „Na Du alter Herumtreiber, haben Dich die Haifische immer noch nicht gefressen?“ dröhnt Hubertus lachend. „Was willst Du und warum störst Du rechtschaffene Menschen bei ihrem wohlverdienten Mittagsschlaf!“ entgegnet Giorgio ungerührt. Zum Schlafen wirst Du bald keine Zeit mehr haben. Der Hamburger Senat ist mit einem Riesenprojekt an uns herangetreten, was uns reich und berühmt machen kann. Wir sollen das große, brachliegende Industriegelände, schräg gegenüber der Landungsbrücken planen und bebauen. Die Fläche hat mindestens 20 Hektar. Die stellen sich ein Mischgebiet aus Büros, Wohnungen, kleinere Gewerbebetrieben und einer Mehrzweckhalle vor. Bevor die das ganze Ausschreiben, sollen wir eine Vorplanung machen. Wenn die gut wird, werden wir vielleicht auch den Zuschlag bekommen. Na was sagste nu?“

Donnerwetter, wie hast Du das denn hingekriegt?“ „Ja, während mein Partner sich mit seiner Segeljolle vergnügt, wird hier ernsthaft gearbeitet. Der gute Kontakt zur Bürgerschaft und zum Senat hat natürlich auch geholfen. Da das Projekt wohl eine Nummer zu groß für uns allein ist und das Grundstück eine besonders exponierte Lage hat, von wegen Tor zur Welt und so, hat Senator Peemöller mir vertraulich den Tipp gegeben, doch die berühmte Architektin Fatimah Sadirih mit ins Boot zu holen. Das würde das Ganze zu unseren Gunsten entscheidend beeinflussen. Du kennst die Dame ja schon länger!“ Giorgio hat die Ägypterin schon ein paar Mal getroffen und hält große Stücke von ihr. Sie lebt in London und hat auf der ganzen Welt tolle Prestigebauten errichtet. Wann soll das Ganze losgehen?“ will Giorgio wissen. „Das ist der Hauptgrund meines Anrufs. Wenn Du mit der Sadirih sprichst und sie mit ins Boot holen kannst, sollen wir im Herbst mit der Planung beginnen. Du müsstest also spätestens im Oktober wieder in Hamburg sein. Schaffst Du das? Es tut mir wirklich leid, wenn ich Euch damit Eure Weltreise versaue, aber ich meine, das Du darüber zumindest nachdenken solltest. Ruf mich in drei Tagen wieder an und sag mir Deine Entscheidung!“ Schon hat Hubertus aufgelegt. Er hinterlässt einen völlig verwirrten Käpt´n.

Der setzt sich an den Deckstisch, schenkt sich ein Wasser ein und fängt an zu grübeln. Als Pia und Flo etwas später an Deck kommen, sitzt er versunken über Seekarten gebeugt und überlegt verschiedene Möglichkeiten. „Was heckst Du denn aus?“ will Flo wissen. Ich habe vorhin einen Anruf von Hubertus bekommen, der unsere ganze weitere Reise in Frage stellt!“ Er erzählt den Beiden kurz, was los ist. Pia läuft nach unten, um den Rest der Crew zu holen. Als alle am Tisch sitzen und über die Lage informiert sind, herrscht große Ratlosigkeit. Bedeutet das, dass wir allein weiter segeln und Du nach Deutschland zurückfliegst?“ „Quatsch, wir können doch nicht ohne Käptn weitersegeln!“ rüffelte Max den Smutje. Ne, ich glaub das heißt, dass wir uns beeilen müssen, nicht mehr jeden geplanten Hafen anlaufen und keine zeitaufwendigen Besichtigungen mehr machen!“ bemerkt Theresa realistisch. Ich denke, dass ich zuerst mal klären muss, ob ich dieses große Projekt überhaupt will. Es besteht immerhin die Gefahr, das wir uns daran verschlucken. Hubertus sieht nur das Prestige und die Kohle, die man damit verdient. Aber das bedeutet viel mehr. Wir müssen jede Menge Personal aufstocken, wir brauchen zusätzliche Räume, die ausgestattet werden müssen. Das heißt auch, dass wir kostenmäßig in Vorlage treten. Außerdem sind wir dann Jahrelang mit diesem Projekt beschäftigt und können in der Zeit keine anderen Aufträge annehmen!“

Giorgio, das stimmt alles, aber Du musst auch die Vorteile in Betracht ziehen. Immerhin habt Ihr die Möglichkeit, mit der berühmtesten Architektin der Welt zusammen zu arbeiten, Ihr könnt ein tolles Projekt planen, was in dieser bevorzugten Lage Hamburg noch schöner macht und Prestige bringt. Euer Marktwert wird sich dadurch enorm steigern. Um Anschlussaufträge müsst Ihr Euch mit Sicherheit dann keine Sorgen mehr machen!“ argumentiert Pia. Na gut, lassen wir das Thema erst mal bei Seite. Es ist ja noch gar nicht geklärt, ob wir Frau Sadirih überhaupt dafür gewinnen können. Aber wenn ich im Oktober in Hamburg sein will, müssen wir uns irgendwas einfallen lassen, denn mit unserer geplanten Route ist das auf keinen Fall zu schaffen!“ Giorgio steht auf und läuft ruhelos auf dem Deck hin und her.

Pap´s, eigentlich wollte ich Dir das ja noch nicht sagen, aber wo Du solche weitreichenden Entscheidungen mit Dir herumschleppst, sag ich es doch lieber. Also, ich habe mich dazu entschlossen, nach unserer Rückkehr Architektur zu studieren. Danach möchte ich zur Verstärkung in Deinen Laden mit einzusteigen. Dann hast Du wieder eine Arbeitskraft mehr!“ Flo strahlt ihren Vater mit ihren hübschen braunen Augen unschuldig an. Giorgio starrt seine Tochter an: „Du willst wirklich Architektur studieren? Hast Du Dir das gut überlegt? Damit machst Du mich zu einem sehr glücklichen Menschen, da die Firma dann in der Familie bleibt!“ Er strahlt übers ganze Gesicht und ruft: „Kinder, das ändert alles. Ich muss das Ganze natürlich noch durchdenken und viel rechnen, aber wenn Flo mit einsteigt, lohnt sich die Mühe wenigstens. Also lasst uns überlegen, wie wir es schaffen, im Oktober in Hamburg zu sein!“ Pia hat die ganze Zeit auf die, vor ihnen liegenden Seekarten gestarrt: „Was haltet Ihr davon, wenn wir unsere Route ändern und nicht mehr zu den Seychellen, Mauritius und Madagaskar segeln und auch den ganzen afrikanischen Kontinent weglassen.

Dafür segeln wir bis zum Oman wie geplant, dann direkt ins Rote Meer, durch den Suezkanal ins Mittelmeer, machen da noch ein paar Häfen unsicher. Dann fahren wir nicht mit der Catalina nach Hamburg, sondern ankern wieder in Porto Maurizio und fahren mit Autos zurück. Dann sollte der Zeitplan doch zu schaffen sein. Die Vorgaben von Onkel Victors Testament haben wir auch erfüllt, denn wir sind einmal um die Welt gesegelt, oder etwa nicht?“ Alle sehen sich sprachlos an, bis Max aufsteht und sich ein Wasser holt: „Schwesterlein, Du bist Genial, das soll ja auch nicht unsere letzte Reise mit der Catalina gewesen sein. Afrika, Madagaskar und die Luxusinseln können wir auf einer unserer nächsten Reisen nachholen. Käptn was meinst Du dazu?“ Giorgio überlegt einen Moment, sieht seine Tochter an: „Pia, ich bin stolz auf Dich, die Idee hätte von mir sein können, ist sie aber nicht. Wir müssen das nochmal durchrechnen, aber von der Entfernung müsste das zu schaffen sein, ohne das wir in einem Rutsch durchsegeln. So können wir uns auch noch das eine oder andere Land in Ruhe ansehen. Mit dem Landausflug im Oman, den ich Lone versprochen habe, klappt es dann auch noch. Am besten mache ich mich gleich mal an die Routenberechnung. Einige Visa werden wir auch noch beantragen müssen!“

Am späten Nachmittag brechen sie auf, um die Millionenstadt Rangoon zu besichtigen. Vor allem steht die fast 100 Meter hohe Shwedagon Pagode (li. neben Hochhaus) auf ihrem Programm, die komplett mit reinem Blattgold überzogen ist.

Die Stadt selbst macht einen etwas ärmlichen Eindruck auf die Weltenbummler, was nach jahrzehntelanger Gewaltherrschaft durch die Militärregierung kein Wunder ist. Diese Kerle haben das ehemals blühende und wohlhabende Land komplett ausgesaugt und ruiniert. Für die kurze Zeit, die jetzt wieder eine Zivile Regierung in Amt und Würden ist, wurde schon erstaunlich viel geschafft. Auch der Verkehr unterscheidet sich nicht mehr viel von Bangkok oder Singapur. Giorgio und seine Crew laufen durch die Stadt, sind gedanklich aber bei ihren neuen Reiseplänen und haben daher nicht viel Sinn für die schönen Winkel Rangoons. Sie suchen sich ein offenes Restaurant und futtern nach Landessitte mit den Fingern. Da Giorgio ausdrücklich nach einheimischem Essen fragt, bekommen sie als Vorspeise Thok, ein scharfer Salat aus Erdnüssen, verschiedenen Gemüsen, Zwiebeln und Limettensaft. An die Schärfe müssen sie sich gewöhnen aber es ist wirklich lecker. Dann gib´s Hin, eine Curryspeise mit Huhn, Fisch oder Garnelen, reichlich Soße und dem obligatorischen Reis. Man formt den Reis zu Bällchen, tunkt ihn in die scharfe Soße und isst alles mit den Fingern. Um acht Uhr Abends müssen sie sich notgedrungen auf den Heimweg machen, da alle Lokale spätestens dann schließen. Giorgio ist es Recht, kann er sich doch gleich an seine Routenberechnung machen.

Früh um acht Uhr drängt Giorgio, Flo und Theresa dazu, auf dem nächsten Markt frisches Obst und Gemüse aufzufüllen. Er nimmt zum ersten Mal, mit Hilfe des Hafenmeisters, die Dienste eines professionellen Schiffscaterers in Anspruch, um alle notwendigen Lebensmittel und Trinkwasser in guter Qualität zu bekommen. Max bunkert noch Sprit für ihre nächste Etappe. Mittags gegen Ein Uhr legen sie ab.

Ihr nächstes Ziel, Kalkutta liegt 1500 Seemeilen entfernt. Die Crew hat ungefähr 18 Tage für den Törn veranschlagt. Giorgio sitzt schon seit Stunden über seinen Seekarten. Plötzlich springt er auf und ruft verzückt: „Männer, ich hab´s, unsere neu Route steht. Kalkutta ist unser nächstes Ziel. Zwei Tage müssen dafür reichen. Madras schenken wir uns und segeln direkt nach Colombo. Dort werden wir vier Tage bleiben und machen eine schöne Tour ins Hochland. Den Tipp hab ich von einem Segelkameraden.

Dann, wie geplant nach Goa und eventuell noch Mangalore. Karatschi klappt sowieso nicht, da wir keine Visa haben. Dann segeln wir in den Persischen Golf, nach Dubai und Abu Dhabi. Danach kommt der Oman. Von Muskat bis Salala könnt Ihr beweisen, das Ihr tüchtige Seemänner geworden seit und segelt das Schiff allein. Vielleicht kommen noch die Zwillinge dazu. Lone und ich werden dort eine kleine Landparty machen. Dann werden wir uns im Golf von Aden einem Schiffsverband anschließen, der von Kriegsschiffen bewacht wird. Die Gefahr, von Piraten gekidnappt zu werden, ist sonst in der Gegend viel zu groß. Dschidda in Saudi Arabien ist unsere nächste Station. Dafür brauchen wir noch Visa. Dann legen wir in Port Safaga in Ägypten an. Da bleiben wir ein paar Tage und machen eine Tour nach Luxor und Karnak. Da gucken wir uns die ollen Pharaonen im Tal der Könige an. Damit hätten wir mal wieder was für unsere Bildung getan. Wir düsen anschließend durch den Suez Kanal und steuern als nächstes Alexandria an. Ich hatte auch an Israel gedacht, aber da bekommen wir mit Arabischen Stempeln im Pass mit Sicherheit keine Einreise. Also schlage ich als nächstes Zypern vor und vielleicht einen Türkischen Hafen. Dann schippern wir anschließend gemütlich durch die griechische Inselwelt, Kroatien und Süditalien zu unserem Heimathafen. Wenn ich richtig gerechnet habe, müssten wir sogar Ende August dort sein, haben also noch etwas Reserve für unvorhergesehene Ereignisse. Was haltet Ihr davon?“ Giorgio blickt erwartungsvoll in die Runde.

Du bist der Käptn, Du entscheidest. Aber es hört sich alles gut an!“ Flo und der Rest der Crew, außer Pia, sind einverstanden. Giorgio, wenn wir noch etwas Zeit haben, können wir dann im Roten Meer noch einen kleinen Abstecher nach Akaba machen. Eine Freundin war da mit ihren Eltern. Die hat in den höchsten Tönen von der Felsenstadt Petra geschwärmt. Die muss da in der Nähe sein!“ „Was habe ich doch für gebildete Töchter!“ staunt Giorgio. „Die Idee ist gut. Da wollte ich schon immer mal hin, aber habe bei meiner Routenplanung nicht daran gedacht. Das schieben wir auf jeden Fall mit rein!“

Dann geht er zum Funktelefon und ruft Hubertus an, um ihn seine Entscheidung mitzuteilen: Du kannst schon mal Deine Bleistifte anspitzen, ich bin auf jeden Fall Anfang Oktober da, vielleicht schon früher. Die Mitarbeitersuche überlasse ich Dir und die zusätzlichen Räume versuche bitte auch in der Speicherstadt zu bekommen, da ich auf keinen Fall da weg will. So ein Flair finden wir nicht wieder. Such mir doch bitte die Nummer von Frau Sadirih raus. Ich will sie heute noch anrufen und hoffe, dass ich sie überzeugen kann.“ Hubertus ist begeistert: „Jetzt werden wir auf unsere alten Tage noch berühmt, alter Junge!“ „Langsam, langsam, bevor wir berühmt werden, müssen wir erst mal ein paar Jahre ganz schön schuften!“ Giorgio legt lachend auf und stellt wieder einmal fest, dass sie sich sehr gut ergänzen. Er ist der ruhigere, etwas bedächtigere, während Hubertus spontan und ein bisschen impulsiv ist. Genau diese Mischung macht ihre Kreativität aus und damit auch ihren Erfolg.

Der Wind bläst unablässig von Nordost und treibt die Catalina mit über 13 Knoten vorwärts. Bereits nach 14 Tagen erreichen sie das Ganges Delta.

Ganges Delta, Satelitenfoto

Pia, die für die Etmale ( Ein Etmal ist die von einem Schiff von Mittag zu Mittag zurückgelegte Wegstrecke. Mittag ist dabei der lokale Sonnenhöchststand.) verantwortlich ist, errechnete eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 Seemeilen pro Tag, also ein gutes Ergebnis für tropische Verhältnisse.

Das Wasser färbt sich langsam schmutzig braun. Es treibt allerlei Müll im Wasser. „Das sind schon Ferkel, diese Inder!“ Max ist empört. „Für uns ja, aber die haben eine völlig andere Kultur und Lebensweise. Die Hygienischen Verhältnisse sind in vielen Landesteilen, vor allem auf dem Land, immer noch so wie bei uns im Mittelalter. Wenn die mal müssen, hocken sich Frauen wie Männer einfach an den nächsten Busch und gut is.“ erklärt Giorgio.

Der Hafen der Millionenstadt ist, ähnlich wie Hamburg, noch ein ganzes Stück den Ganges hoch. Dort müssen sie mit Motorkraft fahren und können nur Hilfssegel nutzen. Dennoch brauchen sie einen halben Tag, bis endlich der Hafen von Kalkutta erreicht ist.

 

Kalkutta , li. Blick vom Wasser aus

Die ganze Zeit steht Giorgio selbst am Ruder, da der Verkehr auf dem Wasser enorm ist und internationale Schifffahrtsregeln hier offensichtlich nur Makulatur sind. Ständig kreuzt irgendein Boot oder Lastkahn ihren Weg. Giorgio ist ständig am Fluchen und drückt pausenlos das Signalhorn. Als die Catalina endlich ihren Liegeplatz erreicht hat, macht die Besatzung drei Kreuze. Erst als das Schiff vertäut ist, merkten sie, das es hier noch wesentlich heißer als in Rangoon ist Ihr Tatendrang wird dadurch stark gebremst. „Wenn ich mir den Hafen und das, was ich von hier aus sehen kann, so anschaue, glaube ich, das Rangoon die modernere und sauberere Stadt ist!“ vermutet Flo missmutig.Wir werden als erstes zum Deutschen Konsulat pilgern, um die Visa für Saudi-Arabien und Jordanien zu beantragen. Dabei können wir uns gleich ein bisschen in der Stadt umsehen!“ Giorgio denkt, wie immer, praktisch.

Die Hauptstadt der Provinz Westbengalen macht bei näherem hinsehen gar nicht so einen üblen Eindruck. Für Europäische Verhältnisse ist sie zwar schmutzig, aber hat durchaus viel Charme. Moderne Büro- oder Wohngebäude wechseln sich mit einfachen Wellblechhütten ab. Der Verkehr ist mörderisch und ein System nicht erkennbar. Diese Stadt ist eine typisch indische Großstadt, ohne nennenswerten Tourismus. Auch hier gibt es zahlreiche Garküchen am Straßenrand, aber Giorgio warnt davor, hier etwas zu essen, da es deutlich schmutziger ist, als in allen anderen asiatischen Städten, die sie bisher besucht haben. Nachdem der Papierkrieg im Konsulat erledigt ist, besichtigen sie den Marble Palace, ganz in der Nähe.

Dieser, edle Palast mit schönen Marmorsäulen und einem gepflegten Park gehört seit Jahrhunderten dem Raja von Bahadur. Er ist auch heute noch im Familienbesitz. Ein Teil dieses Palastes kann besichtigt werden, was wirklich ein Erlebnis ist. Die wertvollsten Möbel, Teppiche und vor allem Bilder und Skulpturen stehen und hängen dort, schmücken die Wände und zeugen von unermesslichem Reichtum. Die Weltenbummler staunen vor allem über die krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich in diesem Land.

Giorgio wird hungrig und will unbedingt die originale indische Küche probieren. Ganz in der Nähe ihrer Hamburger Wohnung ist ein gutes indisches Restaurant, in das sie öfter gehen. Aber die Küche ist Europäischen Gaumen angepasst, nicht vergleichbar mit der Küche hier. Sie suchen sich ein einladendes Lokal und bestellen indisches Curry mit Huhn und für die Mädchen Chana Masala, ein vegetarisches Reisgericht.

li. Chana Masala,und re. indisches Chicken Curry

Zum Glück haben sie sich Bier und Wasser dazu bestellt. Die Gerichte sind lecker, aber so scharf, dass sie das Gefühl haben, Feuer zu spucken. Selbst viel trinken kann die Schärfe nicht wesentlich mildern. Ich hab Euch das vorher gesagt, aber Ihr wolltet ja unbedingt original indisch essen!“ feixt Max, der am wenigsten Probleme damit hat. Erst die Nachspeise auf Joghurtbasis bringt die Schärfe im Mund auf ein erträgliches Maß zurück. Nach dem Essen schlendern sie zu Fuß zum Hafen. Obwohl es kurz vor Mitternacht ist, herrscht in den Straßen eine unerträgliche Hitze. Auch an Bord ist es nicht besser. Pia macht daher den Vorschlag, Morgen weiter zu segeln, dann hoffentlich der Fahrtwind auf dem Meer etwas Abkühlung bringt. „Der Vorschlag wird einstimmig angenommen!“ Wieso, ich habe doch noch gar nicht abgestimmt. Du kannst doch nicht einfach über mich verfügen, Flo!“ regt sich Max auf. „Du Hirni, ich habe eine Stimme und stimme damit auch einstimmig ab!“ erklärt Flo spitzfindig.

Giorgio geht vorsichtshalber dazwischen und fragt: „Wer ist dafür, das wir weiterfahren?“ Alle heben die Hand. „Worüber streitet Ihr dann? Morgen früh um neun Uhr legen wir ab!“ Die 1200 Seemeilen nach Colombo schafft die Catalina, dank günstiger Winde in 13 Tagen.

Giorgio hat einen Liegeplatz, gegenüber des Fort Viertels bekommen, wo sich das geschäftliche Leben Sri Lankas abspielt. Auf der anderen Seite ist das berühmte Mount Lavinia Hotel zu erkennen, das auf einem alten Fort im Viktorianischen Stil aufgebaut ist. Auch hier ist es sehr heiß, aber es ist eine trockenere Hitze als in Kalkutta, dadurch besser auszuhalten. Durch Theresas Vater haben sie Kontakt zu einem Teeexporteur bekommen, der ihnen Land und Leute zeigen will und dafür drei Tage veranschlagt hat.

Mr. Gopolan erwartet sie schon am Kai und heißt sie herzlich willkommen. Theresa hat ihn einmal bei ihrem Vater in Hamburg gesehen und sofort wiedererkannt. Er ist gebildet, spricht fließend englisch und sogar etwas deutsch. Giorgio ist von ihm angetan, besonders von seiner herzlichen und fröhlichen Art. Morgen früh hole ich Sie hier ab. Wir fahren zunächst nach Kandhi, der alten Hauptstadt von Ceylon mit dem berühmten Zahntempel. Dann nach Nuvara Elia. Dort möchte ich ihnen das Hochland zeigen, mit Tee und Kaffeeplantagen. Übernachten werden wir im Grand Hotel auf fast 2000 Meter Höhe, also bitte etwas wärmeres mitnehmen. Dann werden wir nach Dambulla fahren, die berühmten Höhlen bestaunen und einen der größten liegenden Buddhas ansehen. Unterwegs besichtigen wir noch eine Saphiermine. Anschließend fahren wir in den Dschungel bei Deniyaya und übernachten in einer schönen Lodge an einem kleinen See, hoch über den Baumwipfeln. Wenn wir Glück haben, können wir wilde Elefanten und Malaienbären beobachten. Danach fahren wir zurück zur Küste, nach Negombo. Ich lade Sie zum Lunch in mein Haus ein. Sie lernen meine Familie kennen. Zum Schluss fahre ich Sie zu ihrem schönen Schiff zurück. Ist Ihnen mein Programm so recht?“ fragt er unsicher. Giorgio ist begeistert und beeilt sich, Mr. Gopolan das schnellstens mitzuteilen. Er freut sich nicht nur darauf, von einem Einheimischen das Land gezeigt zu bekommen, sondern auch Einblicke in das Leben der Ceylonesen zu bekommen.

Für heute Abend empfehle ich Ihnen, den Goldmarkt in der Sea Street zu besuchen. Auf einem Kilometer Länge finden sie hier an Schmuck und Uhren alles, was das Herz begehrt. Dort gibt es sehr gute Ware, aber auch Ramsch. Sie müssen ein bisschen aufpassen und das Handeln nicht vergessen. Außerdem lohnt auch ein Bummel durch unser schönes Fort Viertel. Dort gibt es gute Restaurants und Bars!“ Damit verabschiedet er sich bis morgen früh. Der Goldmarkt begeistert vor allem die Mädchen. Armbänder, Ringe und Kolliers, mit Saphiren, Rubinen oder Smaragden für relativ kleines Geld sind einfach zu verlockend, als dass die Drei widerstehen können. Pia kauft sich ein Kollier mit blauen Saphiren, Theresa einen Ring mit Smaragden und Brillanten und Flo einen Brillantring mit unterschiedlich Steinen. Giorgio prüft die Stücke. Nachdem der Händler Zertifikate der Jewelers Association of Sri Lanka, sogar mit Stempel, vorweisen kann ist er einigermaßen beruhigt und hofft, das sie nicht doch über´s Ohr gehauen werden. Er selbst und Max legen sich eine schöne Uhr zu. Anschließend schlendern sie zufrieden durch das Fort Viertel auf der Suche, nach einem interessanten Lokal.

Pünktlich um Neun, am nächsten Morgen, ist Mr. Gopolan zur Stelle, lädt die Besatzung der Catalina in einen großen Geländewagen und fährt los. Da die Straßen alles andere als gut sind, dauert es über zwei Stunden, bis sie Kandhi erreichen. Schon von weitem sehen sie ein prunkvolles goldenes Dach.

Ihr Reiseführer erklärt, dass das Dach bereits zum Zahntempel gehört. Rings um diesen Tempel ist ein breiter Wassergraben, in dem es von Schlangen in allen Größen und Farben nur so wimmelt. Der Tempel beherbergt in einer goldenen Reliquie den linken, oberen Eckzahn Buddhas. Nur zu ganz besonderen Festtagen wird er durch die Stadt getragen und von der Bevölkerung verehrt. Anschließend spazieren sie um den, neben dem Zahntempel liegenden, kleinen See und haben dabei schöne Ausblicke auf die Stadt.

Mr. Gopolan will mit ihnen noch in den Botanischen Garten. Dieser Garten ist bereits 1371 angelegt worden, somit einer der ältesten Gärten der Welt. Giorgio und seine Crew haben schon viele Gärten gesehen. Dieser hier ist jedoch besonders. Riesige, uralte Bäume wechseln sich mit den schönsten und ausgefallensten Blumen und Sträuchern ab. Es liegt ein betörender Duft in der Luft.

Weiter geht es Richtung Nuwara Elia. Je höher sie kommmen, um so erträglicher werden die Temperaturen. Direkt hinter der Stadt fängt das Hochland an und damit das Land des Tees. Plantagen soweit das Auge reicht. Zwischendurch viele Teepflückerinnen bei der Arbeit. Ihr Gastgeber steuert zielsicher eine Teefabrik an, die etwas versteckt an einem Hang liegt. „Wir probieren jetzt Tee!“ ruft er fröhlich. Giorgio und Max trinken eigentlich lieber Kaffee, müssen hinterher aber zugeben, dass sie noch nie einen so guten und schmackhaften Tee getrunken haben. „Das Geheimnis ist nicht nur der gute Tee, sondern auch das Wasser. Wir haben hier bestes Quellwasser!“ erklärt der Fabrikbesitzer stolz.Weiter geht die Fahrt immer höher, bis sie auf fast 2000 Meter Höhe an einen kleinen Ort mit einem großen, berühmten Hotel kommen. Das Grand Hotel ist vor über 100 Jahren im Viktorianischen Stil von den Engländern gebaut worden. Es wird heute noch so, wie vor 100 Jahren geführt. Mr. Gopolan hat zwei Doppel- und zwei Einzelzimmer bestellt. Ein livrierter Diener nimmt ihnen das Gepäck ab und führt sie in ihre Zimmer. Pia und Flo, sowie Max und Theresa haben die Doppelzimmer. Giorgio und ihr Gastgeber die Einzelzimmer. In allen Räumen stehen Himmelbetten mit dicken Daunendecken, zu denen man noch zwei Stufen hochsteigen muss. Das ist ja krass, Luxus aus der Vergangenheit, aber irgendwie schön!“ staunt Flo.

Nachdem das Gepäck untergebracht, ist treffen sie sich im Restaurant zum Dinner. Der Kellner hat die Qualitäten eines altehrwürdigen, englischen Butlers und verzieht keine Mine. Auch dieser Raum strahlt die Eleganz des späten 1900. Jahrhunderts aus. Die Weltenbummler haben so etwas mit Sicherheit hier nicht vermutet. Vom vielen Fahren und Besichtigen sind sie müde und streben bald nach dem Essen auf ihre Zimmer. Gegen halb acht am Morgen klopft es kurz an die Tür von Pia und Flo. Ein weiß befrackter, Kellner tritt, ohne eine Antwort abzuwarten, ins Zimmer und bringt eine Tasse, herrlich duftenden Early Morning Tea direkt ans Bett. Die Mädchen, noch etwas schlaftrunken, rappeln sich hoch und sehen einen wohlbeleibten Mann, der offensichtlich schon die Eröffnung dieses Hotels miterlebt hat. Obwohl Pia, in alter Gewohnheit nackt schläft und ihre Brüste unter der Decke hervorgucken, verzieht der Alte keine Miene sondern serviert den Mädchen formvollendet ihren Tee. Dann zieht er sich diskret zurück und wiederholt das selbe Spiel in den anderen Zimmern.

Während der Weiterfahrt lachen sie immer noch über dieses Erlebnis. Giorgio meint: „Es ist doch schön, wenn gute alte Traditionen bewahrt werden.“ Nachdem sie dem Hochland den Rücken gekehrt haben, kommen sie nach zwei Stunden in eine savannenartige Landschaft. Ihr Reiseführer erklärt, das es in diesem Gebiet viele Edelsteinminen gibt, die aber bis auf wenige Ausnahmen nicht besichtigt werden dürfen. Zu solch einer Ausnahme führt er sie jetzt. Passt auf die Schlangen auf, ruft Mr. Gopolan fröhlich und stapft voran. Pia und Theresa sehen sich mit leicht panischem Blick an, laufen aber doch hinter den Anderen her.

Nach 100 Metern haben sie ein kleines Erdloch erreicht, wo mehrere Lehm verschmierte Männer arbeiten. Das Loch hat einen Durchmesser von höchsten 80 cm und geht mindestens 30 Meter in die Tiefe. Es ist überall feucht, weil die Ausbeute aus den hoch gehievten Eimern an Ort und Stelle gewaschen und nach Edelsteinen durchsucht wird. Der Anführer begrüßte Mr. Gopolan herzlich, wickelt dann ein schmutziges Tuch aus und zeigt ihm die Ausbeute der letzten Tage. Dann darf Flo sich die Steine ansehen. Sie nimmt das Tuch, tritt einen Schritt vor, rutscht auf dem feuchten Lehm aus und fällt hin. Vor Schreck wirft sie das Tuch mit der Tagesausbeute in die Luft und verstreut die Steinchen im Umkreis von vielen Metern.

Als sie, Lehm verschmiert wieder aufsteht, entschuldigt sie sich sofort bei den Männern. Die kriechen verzweifelt auf dem Lehmboden herum und suchen nach ihren Saphieren. Die Freundlichkeit ist dahin. Mr. Gopolan empfiehlt, lieber schnell zum Auto zurück zu gehen, bevor noch schlimmeres passiert. Ich bin doch bloß weggerutscht. Ich hab das doch nicht mit Absicht gemacht!“ Jammert Flo. „Weiß ich doch kleine Lady, aber das ist der Verdienst von mehreren Tagen.Das man da böse wird, ist auch verständlich. Aber wenn die alle Steine gefunden und eingesammelt haben, beruhigen sie sich schon wieder.“ Nach einer weiteren Stunde erreichen sie Dambulla. Um die berühmten Höhlen zu erreichen, müssen sie erst einen Hügel hochklettern, begleitet von einer Horde Affen, die unbedingt die Handtaschen der Mädchen inspizieren wollen. Erst, als Mr. Gopolan sie mit einer Tüte Nüssen freigekauft hat, ist Ruhe. Es sind eigentlich vier nebeneinander liegende Höhlen, in der auch der riesige, liegende Buddha seinen Platz hat. Überall sind Räucherstäbchen und bunte Plastikblumen festgeklemmt und bringen eine fröhliche Stimmung in die Höhle.

Als sie weiterfahren, verändert sich bald danach die Landschaft. Es wird grüner und man merkt, das der Dschungel nicht mehr weit ist. Kleine, einfache Dörfer sind ab und zu zwischen den Bäumen zu sehen, bald darauf nur noch dichter Dschungel. Die Straße mutiert zu einem schmalen Pfad, ist aber befahrbar. Nach einer Viertelstunde treten die Bäume zurück, geben eine Lichtung frei und dahinter einen schönen See. Auf der rechten Seite ist eine, ganz aus Holz gebaute Lodge zu sehen, die auf hohen Stelzen über den Bäumen thront. Das sieht ja aus wie in Afrika!“ wundert sich Pia. Die privat geführte Lodge, ist zweckmäßig, aber gemütlich eingerichtet. Vom Restaurant und den Zimmern gibt es einen herrlichen Blick auf den See und den Dschungel unter ihnen. „Dieser See ist die Wasserstelle für viele Tiere, man kann sie von hier aus gut beobachten!“ versichert die Besitzerin.

Elefanten sehen sie an diesem Abend nicht, dafür zwei Malaienbären, die zur Tränke kommen und sogar ausgiebig baden. Die Weltenbummler sind fasziniert und filmen ununterbrochen. Am dritten Tag fährt Mr. Gopolan mit ihnen zurück zur Küste und bringt sie zu seinem Haus in Negombo, einem kleinen Fischerstädtchen, in der Nähe

Negombo

von Colombo. Das Haus ist nach Landessitte hellblau gestrichen und wirkt von außen etwas unterkühlt. Im Inneren ist es mit Bambussesseln und Möbeln aus der Kolonialzeit gemütlich eingerichtet. Frau Gopolan, eine kleine, gepflegte und gut aussehende Dame, kommt ihnen entgegen und empfängt sie herzlich. Der Tisch ist bereits gedeckt. Die Dame des Hauses verrät ihnen, das es Fischcurry auf Ceylonesische Art gibt. Max grinst und denkt an das scharfe Curry in Kalkutta. Er ist sehr überrascht, das dieses Curry so ganz anders ist. Es schmeckt stark nach Curry und Fisch, aber wesentlich milder, mit allerlei exotischen Kräutern gewürzt. Die Gäste sind schwer angetan und loben die Hausfrau in den höchsten Tönen. Flo kramt nach Zettel und Stift und bittet Frau Gopolan sofort um das Rezept. Die läßt sich nicht lange bitten, nimmt Flo an die Hand und verschwindet mit ihr in der Küche.

Nach dem leckeren Essen bringen ihr Gastgeber und seine Frau sie zurück zur Catalina. Giorgio lädt die Beiden noch zu einem Glas Wein ein. Dann verabschieden sie sich voneinander, nicht ohne das Giorgio eine Gegeneinladung nach Hamburg ausgesprochen hat. Das Ehepaar Gopolan ist ihm ans Herz gewachsen, Er hat das Gefühl, dass es anders herum genauso ist. Anschließend bunkern sie Trinkwasser und Proviant, lösen gegen sechs Uhr Abends die Leinen und verlassen den Hafen von Colombo. Die 450 Seemeilen zu ihrem nächsten Ziel Goa, hofft Giorgio mit ein bisschen Glück in vier bis fünf Tagen zu schaffen. Sie haben alle Segel gesetzt. Da der Wind unverändert aus Nordost bläst, steht seinem Wunsch eigentlich nichts im Wege.

Als sie gerade mit dem Abendessen fertig sind, schnarrt das Funktelefon. Es ist Fatimah Sadirih, die endlich zurückruft, nachdem Giorgio seit Tagen versucht hat, sie zu erreichen. Hallo Mr. Lindner, es tut mir leid, nicht früher anrufen zu können, aber ich bin gerade erst aus Chikago zurückgekommen und finde hier eine Notiz über Ihren Anruf vor. Wie geht es Ihnen und vor allem, was kann ich für Sie tun?“ erkundigt sie sich. Giorgio erzählt ihr ausführlich von ihrem Vorhaben und der erhofften Projekt Partnerschaft mit ihr. Frau Sadirih hört aufmerksam zu und unterbricht Giorgio nicht einmal. Als sie verstanden hat, um welche Größenordnung es bei der Planung geht und in welcher Prestigeträchtigen Lage gebaut werden soll, ist sie durchaus interessiert: „Ich habe gerade eine Anfrage aus Shanghai für ein neues Hochhausprojekt auf dem Schreibtisch, mich aber noch nicht entschieden. Wenn ich zwischen einem weiteren Hochhaus und einem so interessanten, städtebaulichen und Landschaft prägenden Projekt wählen kann, ist die Entscheidung für mich schon gefallen. Normalerweise bin ich nicht so spontan, aber ich bin bei Ihnen mit im Boot, Mr. Lindner!“ Giorgio ist hoch zufrieden und erklärt ihr noch die Zeitabläufe und weitere Einzelheiten. „Kinder, wir haben was zu feiern!“ ruft er fröhlich als er zurück kommt. Die Sadirih hat spontan zugesagt, sie gründet mit uns eine Architekten Gemeinschaft. Ihr macht den Schampus auf, ich rufe schnell Hubertus an, der wartet schon seit Tagen auf diese Nachricht!“

Hubertus, alter Junge, ich habe ganz schlechte Nachrichten für Dich.“ Er macht eine kleine Pause und läßt ihn zappeln. „Nu sag schon, die Alte hat was besseres vor, oder?“ Die schlechte Nachricht ist, dass ab sofort jede Menge Arbeit auf Dich zukommt. Fatimah Sadirih ist mit in unserem Boot!“ lacht er und hört wie Hubertus erleichtert ruft: Du Blödmann, mir so einen Schrecken einzujagen. Trotzdem Danke, dass Du das geschafft hast!“Also, wir gehen jetzt vor, wie besprochen. Zuerst machst Du den Vertrag fertig und schickst ihn Frau Sadirih per Kurier. Dann informierst Du Senator Peemöller und die Bürgerschaft, dass wir den Auftrag annehmen. Dann kümmerst Du…!“ „Mensch Giorgio, ich weiß schon was ich machen muss, der Laden läuft doch die letzten zwei Jahre auch ohne Dich ganz gut. Also genieße die letzten Monate und lass mich mal machen!“ freut sich Hubertus und legt auf. Recht hat er, denkt Giorgio und ärgerte sich über sich selbst.

Fünf Tage später, am zweiten April steuert die Catalina Goa an. Giorgio überlegt, ob sie den Hafen von Mormugao ansteuern, oder lieber vor einem der schönen Strände an der Westküste ankern sollen. Nachdem er erfahren hat, das der Hafen ein reiner Industrie Hafen ist, entscheidet er sich für das Ankern. In einer kleinen Bucht ist genügend Tiefgang, sodass die Catalina 200 Meter vor dem Strand ankern kann.

Das Einzige, was sie wieder bunkern müssen ist Wasser und das können sie sich zur Not in Kanistern in irgend einem Supermarkt besorgen. Die ganze Crew einschließlich der Hunde, tuckern mit dem Dingi zum Strand und wollen sich erst mal umsehen. „Das ist doch die bekannte Hippie Insel, oder?“ Flo hat darüber so einiges gehört. „Ja früher, heute sind hier nicht mehr so viele, aber dafür Aussteiger, Psychofreaks, Weltverbesserer, vor allem Leute, die ganz viel Frieden und Liebe zu geben haben und Leute die nach dem Kamasutra glücklich werden wollen oder sonst einen religiösen Tick haben!“ hat Max gründlich recherchiert.

Der breite, Palmengesäumte Strand ist traumhaft. Überall liegen verliebte Pärchen und pflegen das Sonnenbaden. Weiter hinten stehen ein paar primitive Hütten, an den Getränke und kleine Snacks verkauft werden. Auch hier lungern, überwiegend junge Leute herum, sind in die Musik vertieft. Noch weiter hinten ist eine kleine Straße, an der man Motorroller mieten kann, was Giorgio auf die Idee bringt, mit so einem Roller die nähere Umgebung zu erkunden. Nach einer Weile, kommen sie an eine romantische, kleine Bucht mit mehreren Hütten. Pia fragt ein Mädchen, das dort arbeitet, was das hier wäre und bekommt zur Antwort: „Heute Abend findet unsere Vollmondparty statt. Tanzen, essen, trinken, viel Liebe und Glücklichsein ist unser Motto. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr gerne kommen. Der Eintritt ist frei.!“ Mit Blick auf Giorgio fügt sie hinzu: „Es gibt hier keine Altersbeschränkung, zwischen 15 und 75 ist uns jeder recht.“ Giorgio ist beruhigt und fragt seine Kinder: „Wollt Ihr da hin?“ „Au ja, mal wieder am Strand rocken und abfeiern wäre doch toll, oder was meint Ihr?“ Flo sieht Theresa und ihre Geschwister an. „Na gut, gönnen wir uns das mal. Wenn es ein Schuss in den Ofen ist, können wir immer noch abhauen. Was ist alter Herr, kommst Du mit?“ fragt Pia. „Ne lasst mich mal an Bord Wache schieben und die Hunde bespaßen. Bei dem Volk, was hier herum rennt, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Außerdem kann ich dann in Ruhe mit Lone telefonieren!“

Zurück an Bord geht bei den Mädchen die Frage, was sollen wir anziehen, los.Bloß nicht zu viel und nicht zu elegant. Also ich werde ein Top und Hot Pants anziehen!“ verkündet Flo. Pia hat ähnliches vor. Da es Nachts nicht viel abkühlt und uns beim Tanzen sowieso warm wird, habt Ihr Recht. Ich ziehe aber lieber einen Rock an!“ erklärt Theresa. Um neun Uhr ziehen die Vier los und sind ein paar Minuten später in der kleinen Bucht. Es sind schon viele Leute da. Was sie sehen, verschlägt ihnen die Sprache.

Die ganze Bucht ist in buntes, kitschiges Licht getaucht. Die Gäste bestehen aus einem wilden Haufen aller möglichen Stilrichtungen. Einige ziehen sich ganz offen einen Joint rein und sind der Realität schon weit entrückt.

Andere lümmeln auf Bambusmatten und üben hemmungslos die Lehren des Kamasutra. Die Meisten laufen völlig nackt oder zumindest oben ohne durch die Gegend. Wieder Andere machen mit ihrem Kleidungsstil den buntesten Papageien Konkurrenz, üben sich in Joga oder meditieren. Max besorgt erst mal Bier für die Crew. Als er zurückkommt, haben sich seine Schwestern und Theresa ihrer Umgebung angepasst und die Oberteile in ihren Handtaschen verschwinden lassen. „Sonst fallen wir zu sehr auf!“ erklärt Flo. Ihr könnt Euch wenigstens sehen lassen, was man von vielen Weibern hier nicht unbedingt sagen kann!“ Alle möglichen Nationen sind vertreten. Es dauert nicht lange und schon gesellen sich ein paar Kerle, offensichtlich aus Russland, zu den Mädchen und bieten ihnen zum auflockern, ein paar Joints an.

Da hilft nur die harte Gangart.“ flüstert Pia ihrer Schwester zu. Ehe Flo versteht, was sie meint, nimmt Pia sie in den Arm und küsst Flo leidenschaftlich. Nach einer Schreck-sekunde erwidert sie den Kuss, erst etwas zaghaft, dann ebenso leidenschaftlich. Max hat sofort begriffen und knutscht jetzt wild mit Theresa herum. Die Männer machen ein paar schlüpfrige Bemerkungen, drehen dann entsetzt ab und verschwinden in der Menge. Ich hab gar nicht gewusst, das Du so gut küssen kannst. Vielleicht sollten wir uns das mit unseren Männern doch noch mal überlegen. Jedenfalls funktioniert der Lesben Trick prima!“ Flo ist völlig durcheinander.

Danke Schwesterchen, Du küsst für Dein zartes Alter auch recht gut. Aber Arthur möchte ich deswegen nicht eintauschen, Du kleine Lesbe!“ grinst Pia sie fröhlich an. „Alle Achtung Mädels, diese Vorstellung ist Oscar verdächtig!“ staunt Max ehrfürchtig.In der Luft hängt ein schwerer, süßlicher Duft. Um sie herum wird es immer voller. Überall wird mehr oder weniger offen, die freie Liebe praktiziert, oder Saufgelage abgehalten. Es ist nicht überall ein Genuss, zuzuschauen und das Gestöhne sehen und hören zu müssen. Das ist ja wie Rudel bumsen!“ Pia ist angeekelt und will nur noch weg. Flo, Theresa und Max ergeht es nicht anders, so machen sie sich bereits vor Mitternacht auf den Rückweg. „Nanu, Ihr seid ja schon zurück!“ stellt Giorgio geistreich fest.

Also das kannste knicken, die Saufen und Huren da herum, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Gekokst wird auch reichlich!“ Pia muss sich immer noch schütteln, wenn sie daran denkt. „Habe gar nicht gewusst, das meine Töchter so prüde sind!“ staunt Giorgio lachend. Das hat nichts mit prüde zu tun, das war einfach nur eklig. Oder was würdest Du sagen, wenn überall dicke Weiber mit Fettärschen und Titten, die beim gehen schon über den Boden schleifen, herumliegen. Wenn alte Kerle mit Bierbauch, die überhaupt nicht mehr können, junge Mädchen begrabschen!“ Stellt Flo ziemlich drastisch fest. Na, ich glaube das selbe wie Ihr, nämlich abhauen.“ vermutet Giorgio ungerührt. „Und das Du es weißt, ich werde Bolle den Laufpass geben, da ich mich in meine Schwester verliebt habe!“ Schockt Flo ihren Vater grinsend und erzählt von ihrer Spontanaktion.

Gegen acht Uhr am nächsten Morgen lichten sie die Anker. Sie haben überlegt, als nächstes Bombay anzusteuern. Wegen der unerträglichen, schwülwarmen Hitze, die in den Städten noch unerträglicher ist, verzichten sie darauf und wollen lieber die angenehme Meeresbrise genießen. Ihr nächstes Ziel ist daher jetzt Dubai in den Arabischen Emiraten.

Weiter geht´s

Giorgio entscheidet, nicht mehr an der Küste entlang zu schippern, sondern quer durch das Arabische Meer in den Golf von Oman zu segeln. Für die 1900 Seemeilen berechnet er 23 Tage. Da sie am Strand von Goa 20 Kanister Trinkwasser gekauft haben und sonst mit Proviant noch gut bestückt sind, steht dieser Reise nichts im Wege. Durch den Fahrtwind und die aufgeblähten Segel, die an Deck genügend Schatten spenden, ist es, trotz 41° im Schatten, gut auszuhalten. Das ändert sich schlagartig am nächsten Morgen. Die Segel hängen schlapp herunter, kein Windhauch ist zu spüren. Das Meer ist spiegelglatt, die Catalina dümpelt fast auf der Stelle. Wir hatten schon lange keine Flaute mehr erlebt, jetzt sind wir halt mal wieder dran!“ befürchtet Giorgio lakonisch. Merkwürdig ist nur, das der Wetterbericht eigentlich das Gegenteil sagt. Es soll in dieser Gegend kräftig auffrischen, mit Windstärke acht und Wellen bis drei Meter Höhe!“ wundert sich Max.

Zwei Stunden später ist immer noch kein Windhauch in den Segeln. Die Besatzung hängt schlaff in den Hängematten und Klüvernetz. Erst, als eine halbe Stunde später etwas Wind zu merken ist, kommt Bewegung in die Crew. Die Catalina nimmt Fahrt auf. Gleich werden die Temperaturen wieder angenehmer. Der Wind nimmt an Stärke zu, die Wellen werden schnell höher, die Geschwindigkeit liegt bereits bei sechs Knoten. Giorgio freut sich, da er lieber bei steifem Wind und anständigem Wellengang segelt, als bei lauen Lüftchen und Wellen, wo man nicht merkt, das man auf einem Schiff ist.

Eine Stunde später ist Windstärke sechs erreicht. Die über zwei Meter hohen Wellen kommen jetzt als Kreuzseen, was das Segeln deutlich rauer macht. Der Wind nimmt weiter zu und erfordert die volle Aufmerksamkeit der Mannschaft. Giorgio beordert die Hunde unter Deck, läßt vorsichtshalber Schwimmwesten anlegen und Sicherheitsleinen spannen. Am Himmel ist trotz der Wellen keine Wolke zu erkennen. Zwei weitere Stunden vergehen, der Wind hat Stärke acht erreicht. Die jetzt über drei Meter hohen Wellen laufen glücklicherweise mit dem Schiff und lassen die Catalina wie auf Wolken schweben. Giorgio steht zufrieden am Ruder, Pia und Theresa justieren ständig die Segel nach, Max prüft Seekarten und Wetterbericht, während Flo ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgeht, eine Stärkung in ihrer Kombüse vorzubereiten.

Zwei volle Tage hält dieses Wetter an und bringt sie schneller vorwärts, als erhofft. Dann läßt der Wind plötzlich wieder nach und weht nur noch mit Stärke drei. Die Catalina wird deutlich langsamer und schleicht mit maximal fünf Knoten dahin. „Hauptsache, wir erleben nicht wieder eine Flaute!“ hofft Giorgio.

 

Kapitel 32

32. Orientalische Erkenntnisse

Als sie nach 22 Tagen endlich die Höhe von Dubai erreichen, errechnet Pia für die Etmale einen Tagesschnitt von 89 Seemeilen. Giorgio ist damit zufrieden. Max hat bei ihrer Anmeldung einen Liegeplatz im alten Dhauhafen am Creek ergattert. Dadurch liegen sie mitten in der Stadt, in der Kulisse der zahlreichen Wolkenkratzer.

Da sich am Kai viele Händler und Touristen herumtreiben, macht Giorgio von dem Angebot der Hafenbehörden Gebrauch, einen Wachmann an der Gangway zu postieren. In der Nähe ist der Gewürzmarkt, von dem man sagt, das ein Gewürz, was hier nicht zu finden ist, nicht existiert. Ein Stück dahinter kommt der alte Goldmarkt mit schön restaurierten Holzfassaden. Hier liegt über allem eine sehr orientalische Stimmung. Als die Catalina fest vertäut ist, Giorgio mit seiner Crew und den Hunden zu einem ersten Erkundungsrundgang aufbricht, stellt er staunend fest: „Krasser können die Gegensätze nicht sein, wenn man das hier mit Goa vergleicht!“ Der Gewürzmarkt hat es besonders Flo angetan. Es riecht geheimnisvoll exotisch. Sie stöbert in Gewürzen herum, die sie nicht kennt und löchert die Händler, ihr mehr davon zu verraten. Die freuen sich, endlich ihr Wissen an den Mann, äh Frau, bringen zu können und lassen sich nur zu gern auf ein Schwätzchen ein. Als es aber ernst wird und Flo wie ein Kesselflicker um die Preise feilscht, ist die Freude getrübt. Sie akzeptiert nicht mal die Hälfte vom ursprünglich geforderten Preis. Nach einer ganzen Weile, kommt ihr Smutje mit Tüten bepackt zu dem Straßenkaffee auf der anderen Seite, wo ihre Familie bei einem Glas Tee wartet und genüsslich die Szene beobachtet.

Anschließend schlendern sie zum alten Goldmarkt. Hier wird nur Gold, in allen Variationen verkauft und taucht die ganze Straße in gelbliches Licht. Das Angebot ist riesig, aber deutlich teurer als in Colombo. Es gibt einige schöne Stücke darunter, das Meiste ist jedoch wuchtig und verspielt, wie die Araber es lieben. Die Mädchen widerstehen den Verlockungen.

Dubai Stadt

Theresa erklärt: „Das, was ich habe, reicht mir. Die Sachen, die ich während unserer Reise bekam, sind wunderschön. Ich habe noch gar nicht alles getragen. Hier noch ein Kollier und da noch einen Ring, macht auch nicht glücklicher!“ Giorgio staunt und fragt sich, ob das der Beginn zur Einsicht ist, das Shoppen um des Shoppens willen nicht unbedingt glücklich macht. Außerdem der übertriebene Konsum die Umwelt viel zu sehr belastet. Theresa hat Recht, wenn ich mir noch den 379.sten Fummel in den Schrank hänge, macht mich das auch nicht glücklicher. Wir haben auf unserer Reise so viele Menschen gesehen und kennengelernt, die wirklich nicht viel hatten, trotzdem glücklich und zufrieden waren. Ab und zu mal was schönes kaufen, oder schenken lassen, wenn ich es wirklich brauche, ist in Ordnung, aber dieser Drang, unbedingt in die Schuh- oder Klamottenläden zu rennen, weil man meint, alles mögliche haben zu müssen, ist bei mir Geschichte. Wir können nicht alle immer über Umweltbelastung und Klimaveränderung jammern. Jeder muss selbst was dafür tun. Übermäßigen Konsum vermeiden, kann eigentlich jeder!“ Erklärt Flo ernsthaft und bestimmt.

Bur Dubai

Giorgio bleibt einen Moment der Mund offen. Dann fängt er sich und will gerade dazu etwas sagen, als Pia in das gleiche Horn bläst: Wir haben festgestellt, dass es so viele Menschen, vor allem auch Tiere gibt, die ein armseliges Leben führen müssen und kaum was zu essen haben. Die Meisten Leute, in der westlichen Welt leben im Überfluss. Wenn ich mir die Müllberge, die in den Meeren schwimmen, ansehe, dann ist zum größten Teil unsere Wegwerfgesellschaft und der, durch die Werbung angeheizte Konsumterror daran schuld. Durch unsere Reise und das kennenlernen von so vielen unterschiedlichen Kulturen, sind mir die Augen geöffnet worden, das wir alle etwas verändern müssen, wenn uns die Welt nicht eines Tages um die Ohren fliegen soll!“ Donnerwetter!“ entfährt es Giorgio. „Diese Einsicht von Euch macht mich wirklich

Bur Dubai restaurierte Altstadt

sprachlos und glücklich, aber beschämt mich auch. Ich werde deshalb mein eigenes Konsumverhalten auf den Prüfstand stellen und bin sicher, das ich auch einiges verbessern kann. Wenn ich an unsere Reise und die zwischenzeitlich geänderten Essgewohnheiten denke, oder an die Müllvermeidung, machen wir schon vieles anders und besser als früher!“ Das stimmt, aber wenn ich mir die Welt so ansehe, müssen viele Menschen, vor allem die Politiker noch viel mehr tun, um die Klimaerwärmung zu stoppen!“ Auch Max ist sehr nachdenklich geworden. Nach dieser gedankenschweren Unterhaltung, schlendern sie weiter durch Bur Dubai, der schön restaurierten Altstadt. Sie kommen schließlich zu The Emirates, der größten Einkaufsmall in der Stadt. Die exklusivsten Geschäfte sind hier zu finden, das Angebot wahnsinnig teuer. Für Giorgio und seine Crew höchstens architektonisch interessant.

Giorgio möchte am nächsten Morgen unbedingt eine Stadtrundfahrt machen, um möglichst viele Eindrücke dieser hypermodernen und sehr ausgefallenen Architektur aufzusaugen. Da Flo sich für Architektur entschieden hat, kommt sie mit, um mit Hilfe ihres Vaters erste Eindrücke zu sammeln und ein Gefühl für Gliederungen und Formen zu bekommen. Der Rest der Crew tobt lieber mit den Hunden am Strand herum. Nachmittags steht das Burj al Arab auf dem Programm. Dieses exklusive Hotel sticht durch seine ausgefallene Bauweise, jedem Dubai Besucher sofort ins Auge. Es hat die Form eines riesigen Segels und ist über 100 Meter weit ins Meer gebaut. Innen ist reines Blattgold und sonstige, edle Materialien verbaut worden.

Ein Restaurant wurde in den Meeresboden eingelassen, mit riesigem Aquarium in der Mitte. Es verbreitet die Illusion, das man sich tatsächlich unter dem Meer befindet.

Das andere Restaurant, genau entgegengesetzt, in 130 Meter Höhe. Dort kann man einen herrlichen Blick über den Golf und weit in die Wüste hinein genießen. Giorgio entscheidet sich für dieses Restaurant, da hier syrische Küche angeboten wird. Er bestellte Mezze für alle. In Hamburg gibt es einige gute syrische Restaurants Daher kennt er diese Vorspeise, die man durchaus auch als Hauptgericht verputzen kann. Nach kurzer Zeit werden vor ihnen über dreißig verschiedene Schüsseln aufge-baut, die die leckersten, überwiegend Vegetarische Köstlichkeiten enthalten. Sie beobachten beim Essen einen tiefroten, dann ins orange-lila wechselnden, kitschig schönen Sonnenuntergang über dem Meer.

Während des Essen´s kommt der Restaurantchef an ihren Tisch und erkundigt sich, ob sie zufrieden sind. Bei dem Gespräch stellt sich heraus, das er Deutscher ist. Giorgio ergreift die Gelegenheit ihn nach einer interessanten Wüstentour im Geländewagen zu fragen, die einen nicht zu den üblichen Touristenfallen führt, sondern etwas ursprünglicher ist. Der grinst, zückt sein Telefon, spricht einige Sätze auf Arabisch und erklärt anschließend, dass er über einen Freund eine schöne Wüstentour anbieten kann. Sie verabreden, das der Fahrer sie am nächsten Morgen gegen neun Uhr an der Catalina abholt. Dann mit ihnen eine Tour zu einer Beduinenfamilie, die noch sehr traditionell lebt, durchführt.

Kurz nach neun Uhr morgens stoppt ein Landcruiser neben ihrem Schiff. Ein etwa 50 jähriger, drahtiger Mann, der sich mit Peter vorstellt, nimmt die Weltenbummler in Empfang. Der Deutsche lebt seit 15 Jahren hier und kennt die Araber und die Beduinen, somit die Wüste wie seine Westentasche. Wir fahren jetzt zur Familie von Sheikh Rashid Bin Osha al Fahruk. Die leben bewusst traditionell, sind sehr nett und Gastfreundlich. Sie haben zwar schon ein Auto und fahren ab und zu nach Dubai zum einkaufen. Aber sie leben mit ihren Tieren in den alten, gemütlichen Zelten und machen fast alles, was sie zum Leben brauchen, selbst. Wir fahren ungefähr zwei Stunden durch die Wüste.

Zwischendurch werden wir noch ein paar unserer schönsten Sanddünen runterrutschen!“ verspricht er. Dann fällt sein Blick auf die relativ luftig bekleideten Mädchen: „Entweder zieht Ihr Euch noch schnell um oder Ihr nehmt große Tücher mit, die Ihr um die Schultern legen könnt. Bei den Beduinen gilt nackte Haut als unschicklich. Wir sind dort zum Mittagessen eingeladen. Denkt bitte daran, das die linke Hand als Unrein gilt und man nur mit der Rechten isst. Sonst sind das sehr fröhliche, unkomplizierte Leute. Wenn Ihr Lust habt, dürft Ihr bestimmt auf ihren Dromedaren reiten!“

Flo, Theresa und Pia bevorzugen lieber Tücher, die sie bei Bedarf umlegen können, da sie bei der Hitze so wenig wie möglich anhaben wollen. Peter düst, kaum das sie die Wüste erreicht haben, die höchsten Sanddünen hoch und rutscht sie, bei extremsten Gefälle wieder runter. Er ist ein sehr sicherer Fahrer. Man merkt seine jahrelange Erfahrung. Die Wüste zeigt sich mit bizarren Formen und einem ganz besonderem Licht, in ihrer schönsten Pracht. Peter fährt seit geraumer Zeit ohne Fahrspuren zu sehen, quer durch den Wüstensand. Giorgio ist es ein Rätsel, wie er sich orientiert. Nach über zwei Stunden sehen sie eine kleinen Oase, in Sichtweite des Meeres auf die Peter zuhält. Zwei große und sechs kleinere Beduinenzelte sind kreisförmig in der Nähe eines Brunnens aufgestellt. Davor hocken mehrere, in traditionelle Gewänder der Nomaden gekleidete Menschen. In einem Hain mit Dattelpalmen sind einige Dromedare zu sehen. Weiter hinten eine größere Ziegenherde. Als der Wagen näher kommt, stehen alle auf und begrüßen Giorgio und seine Kinder herzlich. Peter spricht fließend arabisch und übersetzt eifrig.

Der Scheich lädt sie mit einer einladenden Handbewegung ein, auf den Kissen vor dem größten Zelt Platz zu nehmen. Auf der linken Seite sind mehrere Kissen kreisförmig angeordnet. Auf der rechten Seite genauso. In der Mitte steht jeweils ein runder, niedriger Tisch. Peter erklärt, das die Männer immer auf der rechten Seite und die Frauen auf der linken Seite sitzen. „Bei den Bedus sitzen die Geschlechter weder beim Essen, noch bei Gesprächen zusammen, besonders wenn Gäste da sind!“ Und wie kommunizieren die dann miteinander?“ erkundigt sich Theresa. „Dazu haben sie genügend Gelegenheit in ihren Familienzelten oder bei der Arbeit!“ erklärt ihr Reiseführer.Da die Familie nicht weit vom Meer lebt, haben sie sich neben ihrer Schaf- und Ziegenzucht auch dem Fischfang verschrieben. Auch heute gibt es gegrillte Fische mit Safran Reis und süßlich scharfer Dattelpaste. Das Ganze ist mit Kräutern angemacht und schmeckt sehr fremdländisch, aber lecker.

Die Mädchen sitzen mit der Frau des Scheichs, deren drei Töchtern, zwei Schwestern und der alten Mutter des Scheichs, auf der linken Seite zusammen. Alle sind tief verschleiert. Nur die Augenpartie ist frei. Giorgio, Max und Peter nehmen auf der rechten Seite, neben dem Scheich, zwei seiner Brüder und drei weiterer Männer Platz. Sie haben den Vorteil, sich mit Hilfe von Peter verständigen zu können. Auch die Mädchen kommen einigermaßen gut klar und verständigen sich fröhlich mit Händen und Füßen. Nach dem Essen stehen die Frauen auf, räumen ab und gehen mit ihren Gästen zu den Dromedaren, um den Mädchen einen Ritt durch die Wüste anzubieten.

Die Männer unterhalten sich unterdessen bei heißem Tee und einer Wasserpfeife angeregt über die Wüste, das Vieh, das Wetter, die Dattel Ernte und was sonst noch für Beduinen wichtig ist. Giorgio fragt, ob sie noch als Nomaden durch das Land ziehen oder hier in der Oase leben. „Bis vor 12 Jahren sind wir mit unseren Tieren quer durch die Wüste, bis in den Oman gezogen. Aber seit der Zeit leben wir hier auf unserem eigenen Land. Das Leben ist nicht mehr so anstrengend und entbehrungsreich wie früher!“ fügt der Scheich hinzu. Dann lädt er Giorgio und Max in sein Zelt ein, was eine große Ehre bedeutet. Max ist sprachlos, wie groß das Zelt von innen ist. Überhaupt nicht so stickig, wie er vermutet hat. Überall liegen dicke Orientteppiche herum, teilweise mehrere übereinander, Viele unterschiedliche Kissen, kleine Tischchen und Truhen runden das Bild ab und strahlen urige Gemütlichkeit aus.

Unterdessen haben die Frauen riesigen Spaß, Flo, Pia und Theresa auf die, nur mit einem dünnen Kissen bestückten Dromedare zu hieven. Da keine von ihnen jemals auf diesen Urviechern gesessen hat, ist es für die Drei eine wacklige Angelegenheit. Die Töchter des Scheichs klettern behände auf ihre Dromedare und beginnen einen scharfen Ritt in die Wüste, Richtung Meer. Flo und Theresa haben ziemliche Mühe zu folgen, während Pia, mit ihrer Reiterfahrung, gut mithalten kann. Nach zehn Minuten im Galopp, haben sie den Strand erreicht. Riesig breit, mit weißem, feinem Sand, absolut Menschenleer liegt er vor ihnen. Die Beduinentöchter springen von ihren Reittieren und deuten ihren Gästen an, das sie schwimmen wollen. Völlig unbefangen werfen sie ihre traditionelle Kleidung in den Sand. Darunter kommen, wie bei westlichen Mädchen auch, verführerische Dessous zum Vorschein. Auch die streifen sie ab und springen, laut kreischend, völlig nackt in die Fluten. Pia, Theresa und Flo sehen sich verblüfft an, klettern schnell von ihren Dromedaren, reißen sich ihre Tücher, Röcke und Shirts vom Leib, entledigten sich ihrer Unterwäsche und rennen den Beduinen Mädchen hinterher. „Habt ihr gesehen, was die für tolle Figuren haben, es ist eine Schande so viel Schönheit hinter soviel Stoff verbergen zu müssen!“ bedauert Theresa ihre Gastgeberinnen.

Die sechs toben eine Weile im 30° warmen Wasser herum, laufen dann an den Strand und lassen sich von der Sonne trocknen. Die Beduinen Mädchen betrachten verstohlen die braungebrannten, rassigen Körper ihrer Gäste. Anders herum ist es nicht anders. Keines der Mädchen traut sich eine Bemerkung oder ein Kompliment zu machen, weil sie nicht wissen, wie die das aufnehmen. Zehn Minuten später ziehen sie sich wieder an, klettern auf ihre Reittiere und preschen im Galopp zurück zur Oase. Langsam drängt Peter zum Aufbruch, da er nicht bei Nacht durch die Wüste fahren will. Giorgio bedankt sich bei ihrem Gastgeber. Er ist tief bewegt, diese Erfahrung gemacht zu haben. Der Scheich und seine Familie stehen um das Auto herum und winken ihnen hinterher, bis sie kaum noch zu sehen sind.

Hier sind wir wieder beim Thema von Gestern. Diese Menschen haben bestimmt keine großen Reichtümer, sind aber voll zufrieden mit dem, was sie haben und machen sogar einen glücklichen und zufriedenen Eindruck!“ Ist Flo überzeugt. Kurz nach sechs erreichen sie die Catalina. „Peter, das war großartig. Diese Fahrt werden wir nicht vergessen. So einen Kontakt zu Einheimischen zu bekommen, haben wir uns gewünscht, vielen Dank.” lobt er ihn, drückt ihm die vereinbarte Summe in die Hand und legt ein ordentliches Trinkgeld oben drauf. Als die Mädchen unter sich sind, bringt Theresa nochmal die Sprache auf die Beduinenmädchen. „Könntet Ihr Euch so ein Leben als junge Frau in einer Beduinenfamilie vorstellen? Immer verhüllt, nie mal luftig und frei herumlaufen zu können, nie mit Jungen zu flirten. Dem anderen Geschlecht die eigene Schönheit nicht zeigen zu können, muss doch verdammt anstrengend und frustrierend sein!“

eine-Beduinenfamilie-in-der-Wueste-Wahiba-Sands-in-Oman-Wikipedia

Die kennen es nicht anders, deren Kultur und Religion ist nun mal anders als unsere. Vielleicht denken sie das gleiche auch über uns!“ fragt sich Pia. Flo denkt etwas pragmatischer: „Wisst Ihr denn, ob es wirklich so ist. Vielleicht haben die alle einen festen Freund und machen, wenn der Rest der Sippe nicht da ist, in den Zelten herum oder sie treiben es an einem stillen Ort in der Wüste. Die Mädels sehen nicht aus, als wenn sie Kostverächter wären, oder keine Ahnung von der Liebe haben!“ „Das glaube ich nicht. Als Jungfrau in die Ehe zu gehen, ist für Muslime oberstes Gebot. Ich denke, das die Eltern nach alter Tradition den Bräutigam aussuchen. Die Familie von Scheich Rashid ist ja noch sehr Konservativ!“ überlegt Pia. Sie vertagen das Thema, da sie heute doch keine Antwort darauf bekommen.

Um sieben Uhr am nächsten Morgen liegt das Boot mit dem Treibstoff längsseits. Theresa kümmert sich um Trinkwasser, während Giorgio bei der Hafenkommandantur um die Liegegebühren feilscht. Eine Stunde später werden die Leinen gelöst, Giorgio betätigt das Querstrahlruder, dreht die Catalina in Fahrtrichtung. Das Schiff gleitet langsam aus dem Dhauhafen in den Persischen Golf. Ihr nächstes Ziel ist Muskat im Oman, wo Giorgio sich mit Lone treffen will und seine Mannschaft die Catalina alleine weiter segeln soll.

Er fragt sich zwar immer wieder, ob er das überhaupt verantworten kann, gibt sich aber immer wieder die gleiche Antwort: „Ich kann den Mädchen und Max vertrauen. Wenn nicht jetzt, wann sollen sie dann Verantwortung übernehmen. Außerdem wächst jeder Mensch mit seinen Aufgaben. Ich bin ja jederzeit per Telefon erreichbar. Sie segeln nur an der Küste entlang und machen keine Hochseeüber-querung.“ beruhigt er sich selbst. Trotzdem ruft er seine „Männer“ zusammen und fragt sie noch einmal direkt, ob sie sich diesen Törn zutrauen. Käpt´n, mach Dir keine Sorgen, wir werden das Kind schon schaukeln, wir haben in den letzten zwei Jahren soviel gefährliche Situationen erlebt, die wir auch gemeistert haben. Wir werden jetzt doch keine Angst haben, die Catalina die paar Meilen allein zu segeln. Du hast mir das Kommando übertragen. Wenn meine Mannschaft nicht spurt, werde ich sie körperlich züchtigen oder kielholen oder beides. Auf jeden Fall wird unser Schiff ohne Probleme in Salala ankommen!“ verspricht Pia lächelnd. Mit Sicherheit bist Du jedenfalls die hübscheste Kapitänin, die je durch die Weltmeere gesegelt ist!“ Ist er überzeugt. Die knapp 500 Seemeilen bis Muskat hofft Max in fünf Tagen zu schaffen, wenn Neptun ihnen gnädig ist und kein Gegenwind kommt. Da die Catalina in der Straße von Hormus böige Winde von vorn erwischt und sie etliche Male kreuzen müssen, taucht der Hafen von Muskat erst am sechsten Tag im Morgendunst auf. Diese uralte, vom Hadschar Gebirge umgebene Stadt, macht auf die Weltenbummler, mit ihren Moscheen und Minaretten den Eindruck, wie aus Tausend und einer Nacht.

Der Hafen ist nicht sehr groß. Ihr Liegeplatz liegt in einem engen Hafenbecken. Giorgio gibt vorher das Kommando „Schiff wenden“ und schiebt die Catalina rückwärts an ihrem Liegeplatz. So kann Kapitän Pia das Schiff vorwärts aus dem Hafen fahren und muss nicht in dem engen Hafenbecken wenden. Kaum sind die Leinen befestigt, die Gangway hinausgeschoben, rollt ein Taxi auf die Pier. Heraus klettert Lone Mahlberg. Giorgio rennt die Gangway hinunter, beide fliegen auf einander zu, wie verliebte Teenager. Theresa und Pia stehen an der Reling und beobachten das Schauspiel. Nach dem die Koffer verstaut und die erste leidenschaftliche Begrüßung vollzogen ist, treffen sich alle an Deck zum gemütlichen Plausch und Austausch der Neuigkeiten. Flo fährt kleine Snacks auf und Giorgio läßt zur Feier des Tages Schampus springen. Die Zwillinge wären am liebsten mitgekommen, haben sich nun doch in Kopenhagen für Jura eingeschrieben. Sie sind mit den Vorbereitungen für das erste Semester beschäftigt!“ Entschuldigt Lone ihre Töchter. „Aber wenn sie dürfen, möchten die Beiden in den Semesterferien eine Strecke mit Euch segeln, wenn das in Ordnung ist?“ fragt sie.

Muskat

Au ja, mit fünf Weibern an Bord habt Ihr keine Chancen mehr. Dann wird gemacht, was wir wollen!“ ruft Flo übermütig. Noch bin ich der Kapitän, es wird gemacht, was ich will und wenn 20 Weiber an Bord wären!“ erwiderte Giorgio gelassen. Lone lacht und erkundigt sich erst mal nach dem Programm für den Oman. Also, die Kids werden ab hier ihre erste Segeltour allein unternehmen. Wir klinken uns aus und fahren mit einem Wüsten tauglichen Geländewagen morgen früh los und werden uns in Ruhe die Gegend ansehen. Zuerst machen wir Station in Nizwa, einer kleineren Stadt 200 Kilometer südlich von hier. Dann fahren wir quer durch die Rub al Khali, die größte Sandwüste der Welt und übernachten in einem Wüstencamp. Die dritte Nacht werden wir selbst in der Wüste zelten, Essen kochen und hoffentlich einen blutroten Sonnenuntergang genießen. Zwischendurch sehen wir uns die alte Lehmstadt Manah an, die aufwendig restauriert sein soll. Dann fahren wir nach Salala. Die alte Weihrauchstadt hat viel interessantes zu bieten. Wir wohnen in einem, gemütlichen Strandhotel und bleiben, bis die Catalina dort – hoffentlich – aufkreuzt.

Wenn die Kinder da sind, machen wir Salala noch einen Tag gemeinsam unsicher. Dann werde ich Dich leider zum Flughafen bringen müssen. Du hast einen Flug nach Dubai und von da einen Direktflug nach Kopenhagen. Ich habe alles organisiert und vorbe-reitet. Ich hoffe, Dir gefällt mein Programm!“ Lone sieht Giorgio ungläubig an: „Woher kennst Du meine Vorliebe für Wüsten und alte Arabische Kulturen, wir haben noch nie darüber gesprochen. Das Programm hätte ich nicht besser machen können!“ Sie wirft sich in seine Arme und küsst ihn leidenschaftlich. Heute Abend werden wir uns gemeinsam die Altstadt, die Souks von Muskat und den grandiosen Sultans Palast ansehen. Die Souks sollen übrigens die schönsten, der ganzen arabischen Welt sein!“ Gibt Giorgio sein Wissen, was er aus dem Reiseführer von Max hat, weiter. Als erstes sehen sie den großen, farbenfrohen Sultanspalast. Direkt dahinter beginnt die malerische Altstadt mit seinen Souks. Wie früher überall üblich, sind hier die Zünfte noch streng getrennt.

Der Gewürzsouk wird vom Goldsouk und dann vom Souk der Stoffe abgelöst. Dann gibt es noch den Souk der Gerber, Gemüse- und Obsthändler und den der Kupfer und Silberschmiede.

Durch die vielen engen Gassen mit arabischen Bögen fühlt man sich wirklich in den Orient zu Zeiten von Laurens von Arabien zurückversetzt. Überall wird gehandelt, bepackte Maulesel stehen herum, dazwischen bekommt man Tee oder eine Shisha angeboten. Giorgio, Lone und der Rest der Crew stöbern fasziniert stundenlang herum, können nicht genug bekommen von diesen fremdländischen Eindrücken und Gerüchen. Das ist toll und für mich der schönste Markt, den ich je gesehen habe!“ schwärmt Flo in den höchsten Tönen.

Sie schlendern weiter zum Fischmarkt in der nähe des Hafens. Er ist um diese Zeit geschlossen, macht aber einen tollen Eindruck. Am Rande entdeckt Lone ein Fischrestaurant, was geöffnet ist und lädt alle zum Essen ein.

Nach dem hervorragenden Essen, ziehen sie langsam zur Catalina zurück, da sie Morgen alle fit sein wollen. Mitten in der Nacht wacht Pia plötzlich aus einem unruhigen Schlaf auf, quält sich aus dem Bett, schleicht schlaftrunken den Niedergang hoch, zum Ruderhaus. Dort trifft sie auf Theresa, die gerade von Giorgio die Wache übernommen hat und es sich auf der Kissenlandschaft, hinter dem Ruderhaus bequem gemacht hat. „Was ist denn mit Dir los, was willst Du hier?“ fragt sie entgeistert. Ach Mensch, ich habe so schlecht geschlafen und einen blöden Alptraum gehabt. Ich war Kapitän von diesem Kahn und habe einen falschen Kurs für das Schiff eingegeben. Wir steuern auf ein Riff zu und ich kann weder die Segel bergen, noch lenken. Das Riff kommt näher und näher. Erst im letzten Moment bin ich aufgewacht!“ Sie läßt sich an Theresas Seite nieder und zittert jetzt noch am ganzen Körper.

Das ist doch kein Wunder. In weniger als sechs Stunden bist Du tatsächlich Kapitän auf diesem Dampfer. Die Verantwortung, die Du damit übernimmst, hat Dich nicht ruhig schlafen lassen. Aber Du kannst Dich beruhigen, Wir sind auch noch da und werden das Kind, äh ich meine das Schiff, schon gemeinsam schaukeln. Sie nimmt die zitternde Pia in den Arm und streichelt beruhigend ihren Rücken. In diesem Moment merkt Pia, das sie, in alter Gewohnheit, nackt geschlafen und verpennt, auch noch nackt an Deck geschlichen ist. Mensch, das ist mir peinlich, das habe ich überhaupt nicht gemerkt!“ Entschuldigt sie sich bei Theresa. „Das muss Dir überhaupt nicht peinlich sein, ich habe Dich des öfteren schon so gesehen. Du musst Deinen Body wirklich nicht verstecken. Im Übrigen warst Du im leicht panischem Zustand unterwegs, weswegen Du von mir mildernde Umstände bekommst.

Aber ich weiß ein gutes, schnell wirkendes Mittel dagegen!“ grinst sie und streichelt Pia intensiv Rücken, Hals und Brüste. Die ist einen Moment verdutzt, springt auf Theresas Zärtlichkeiten sofort an und fängt an, Theresa zu streicheln. Dann zieht sie ihr Top und Shorts aus, streift ihr Höschen ab und flüstert: „So, jetzt haben wir Gleichstand!“ Die Mädchen räkeln sich voller Lust auf den Kissen, küssen sich leidenschaftlich und erforschen begehrlich ihre Körper. Leises, wohliges Stöhnen dringt hinter dem Ruderhaus in die Nacht. In diesem, streng muslimischen Land ist zum Glück nur der Sternenhimmel Zeuge dieser spontanen Liebesorgie.

Nachthimmel in Muskat

Nach einer ganzen Weile, lassen sie, schweißgebadet voneinander ab. Theresa stöhnt leise: „Es ist schön mit Dir, Du bringst mich wirklich in Ekstase. Ab und zu scharfer Sex mit Dir, tut mir gut. Ich glaube, wir Beide sind Bi!“ strahlt sie Pia an. Vermutlich ist das so. Sex mit Dir fühlt sich phantastisch an, aber mit Arthur auf andere Art auch. Aber etwas hast Du auf jeden Fall geschafft. Meinen Alptraum habe ich jetzt vergessen!“ lächelt Pia. „Dann mach, das Du in Dein Bett kommst, eine Mütze voll Schlaf bekommst. Ich will schließlich einem ausgeschlafenen Kapitän das Schiff anvertrauen!“ verlangt Theresa.

33. Käpt´n  Pia´s  aufregender Törn