Ein Glücksfall in der Literatur ist der Hannoveraner Schriftsteller und Herausgeber der „literarischen Zeitschrift für Einzelne“ Walter Lobenstein und sein Lebenswerk die WEGWARTEN (benannt nach der intensiv blau blühenden Feldblume).
Die ersten WEGWARTEN wurden 1896 von Rainer Maria Rilke in Prag
herausgegeben. Und er verteilte sie selbst u. a. auf dem Wenzels Platz in Prag – er verschenkte sie!
Erst 1961 blühten die WEGWARTEN erneut wieder auf.
Walter Lobenstein griff den Gedanken Rilkes auf und brachte es inzwischen
in über 51 Jahren zu 196 Exemplaren! Die neuen WEGWARTEN erscheinen vierteljährlich und beschränken sich nicht auf Lyrik. Es werden alle Arten literarischer Aussagemöglichkeiten in diesen kleinen, liebevoll gestalteten Kostbarkeit herausgebracht.
Mit der Zeitschrift ist es Lobenstein – in langer, mühevoller Arbeit – gelungen, Raum für Begegnungen zu schaffen. Begegnungen mit der Geschichte, der Natur, der Sprache, der Kunst und mit ihm selbst.
Begegnungen auch mit Autoren von Rang, sie lesen sich wie ein „Who is Who“ der Literatur: U. a. Krolow, Nossack, Hagelstange, Weyrauch, Grünwald Meidinger-Geise, Italiaander, Max Brod, Ernst Jünger, Schnack, Eggebrecht, Monika Mann (Tochter Thomas Manns), Godehard Schramm, Käufer, Hilde Domin, Hausmann, Gert Westphal (der Vorleser der Nation), Krieger, Dagmar Nick, Heinz Piontek, Ludwig Steinherr und Dietrich Fischer- Dieskau (der große Sänger). Sie alle stellten ihre Beiträge honorarlos zur Verfügung.
Für die Wegwarten verlangt Walter Lobenstein – wie schon Rilke – keinen Preis. Sie sind kein kommerzielles Produkt, sie passen auch in kein publizistisches Schema. Sie sind, wie auch der Herausgeber selbst, einzigartig und gänzlich unvergleichlich!
In einer hektischen, lauten Zeit der ständigen Verfügbarkeit, sind die WEGWARTEN eine Einladung zum Innehalten und um für einen Moment einzutauchen in eine ganz besondere geistige Welt.
Jeder, der zum Kreis der reich beschenkten gehört, fühlt sich glücklich, ein solches Kleinod in der Hand zu halten.
Walter Lobenstein wurde am 6. August 1930 in Hannover geboren.
1955 Heirat mit Dr. Elisabeth Lutterloh. Vier Kinder.
Die WEGWARTEN sind im deutschen Sprachraum die älteste unter den
kleinen Literaturzeitschriften. Ältere Hefte werden bereits als literarische
Rarität gesucht.
Die Ausstattung der WEGWARTEN wird von Fritz Möser mit Linoldrucken, Monotypien, Collagen und Zeichnungen besorgt. Ohne ihn wären die WEGWARTEN in dieser Form nicht denkbar und geben das gewisse Etwas,
sie geben ihr das Gesicht.
„ Er ist mehr “, sagte Lobenstein, „ er ist ein großer Künstler, ein liebenswerter Mensch, ein Freund dazu. Mit seinen Titelseiten wurde die Zeitschrift unauswechselbar. “
Möser ist auch als Illustrator zahlreicher Bücher bekannt geworden. Seine
großen, großartigen Linoldrucke erregten Bewunderung und Begeisterung auf seinen weit über 100 Ausstellungen weltweit.
Über die ungewöhnliche Idee des Schenkens sagt Lobenstein:
„Der Idee des Schenkens, wie sie Rilke gehabt hat, fühle auch ich mich mit meinen WEGWARTEN verpflichtet. Die Hefte werden unentgeltlich versandt, haben keinen Verkaufspreis. Nichts Geschäftliches, Berechnendes sollte an den WEGWARTEN anhaften. Das Neue sollte sein: Freie Lesende.“
Die WEGWARTEN sind oft in Zeitungen und im Rundfunk – auch im Ausland – besprochen worden. So der NDR: „Auf dem Titelblatt steht kein Preis, die Wegwarten sind unbezahlbar… Eigentlich fallen solche Hefte ganz aus der Zeit. Das macht sie so liebenswert.“ Und die Zeitschrift „Buchhändler heute“ schrieb: „Hier werden Leser herangezogen, die nicht mit der Oberflächlichkeit der Bildwelt zufrieden sind. In diesem Sinne gehören die Wegwarten zu den wirklich wichtigen Dingen unserer Zeit.“
In dem Begriff WEGWARTEN verbirgt sich die Sehnsucht nach Begegnung,
nach dem Nächsten.
„Denn trotz aller Vermassung, trotz Handy, Fernsehen und Multimedia, trotz Hochsaison von Diskussionen und Talkshows sind wir Einsame geblieben. Wir bewegen uns heute sehr schnell fort und damit ebenso schnell aneinander vorbei. – Im Grunde ist unsere Schnelligkeit ein einzigartiger Fluchversuch und die Heiligsprechung der Leistung beweist unsere Ohnmacht. In den Wegwarten begegnen sich Menschen und kommen sich näher. Da wird aufeinander gewartet, da wird innegehalten“, sagt Lobenstein.
Ein Zitat: „ Die Leser kommen nicht zu dem Dichter wie zu einem Wahrsager.
Er selber muss warten auf seine Leser, indem er sich an ihren Weg postiert. “
Die Themen die Walter Lobenstein auswählt, sind immer mannigfaltig.
Original-Einladung 05. Januar 2009 als PDF öffnen.
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