Es ist an der Zeit, sich einmal freundlich und in aller Form bei unserem Sponsor Andreas Schaich zu bedanken!
Auch schon in der Vergangenheit ist Herr Schaich in Erscheinung getreten, als es um die Anschaffung eines guten Beamers samt Leinwand ging, für die multimediale Präsentation der Lesungen, da es auf dem Fernseher im damaligen Café Paris doch eher kläglich aussah.
Natascha allein hätte den notwenigen Betrag nur sehr schwer aufbringen können, zudem damals ja noch kein Unkostenbeitrag erhoben wurde.
A. Schaich kam ins Spiel und bot sich als Sponsor an, da er als kulturliebender, durchaus technisch versierter Mensch, die Notwendigkeit des Geräts realisierte und ohne viele Worte zu machen sah, was zu tun war. Für Ihn gar keine Frage, und bei der nächsten Lesung konnte sie schon voller Stolz Ihre Projektionen in voller Pracht präsentieren! Chapeau!
Wie hatte ich seinerzeit, im Oktober 2016, der Buchvorstellung des “Das Erbe des Erbe des Wasserdrachen” entgegengefiebert. Natascha hatte wieder zu einer exklusiven Autorenlesung eingeladen, diesmal mit Jutta Draxler, die ihren neuen (und ersten) Roman vorstellen wollte.
Sie werden es nicht Wissen (woher auch?), aber ich bin ein großer Freund und Bewunderer der asiatischen und indischen Kultur; inklusive, oder besser: im Speziellen bin ich dem köstlichen Essen zugewandt.
Ein schöner Abend
Es versprach also ein durchaus interessanter Abend im Café del Mar in Moraira zu werden, spielte der Roman doch zum Teil in der einstigen deutschen “Musterkolonie” Kiautschou, in den Städten Tsingtau und Fang Tze … ich war sehr gespannt. Nachdem ich ein WOK-Restaurant besuchte um mich einzustimmen, begann Natascha mit einer Einleitung über das Themengebiet, wie üblich vortrefflich recherchiert und vorgetragen. Dann begann die Lesung von Jutta Draxler.
Ich sollte nicht enttäuscht werden, die Vorstellung war überaus spannend und machte Lust darauf das Buch zu lesen. Leider hielten mich meine Arbeit und das verdammte Fernsehen von der Lektüre ab, bis mein TV-Gerät kürzlich (glücklicherweise? Karma?) verstarb …- das war die Gelegenheit, die ich ich beim Schopfe packte und gleich nach dem Wasserdrachen im Bücherregal griff.
Zur weiteren Information für Sie erst noch einmal der Link zur Orginaleinladung, nicht die Fotogalerie vergessend.
“Das Erbe des Wasserdrachen”
Der Roman beginnt in der “Jetzt-Zeit”, am 22. Januar 2012, in einem Teesalon in der Nähe des Yu-Yang-Parks im heutigen Shanghai. Liang, der Eigentümer, bereitet gerade die Abreise zu seiner Tee Plantage vor, wartet auf die Ankunft seiner Frau…
“Es war ein kalter Wintertag in Shanghai und der ständige Dunst schien noch undurchdringlicher als in den letzten Tagen. Die schmalen Gassen der Altstadt, in denen die Garküchen noch weiteren Dunst erzeugten, wirkten fast unwirklich: Menschen und Häuser verschwanden wie hinter einem Vorhang, die Welt schien geschrumpft, auf einen winzigen Kosmos reduziert.”
Schon im ersten Kapitel des Buches kann man sich an dem Schreibstil von Jutta Draxler erfreuen, jeder Satz macht Neugierig auf den nächsten, der darauf folgende ebenso; es fällt einem schwer mit dem Lesen aufzuhören, will man sich doch des nächsten Satzes erfreuen. Und dann das nächste Kapitel, oder wenigstens noch eine Seite… Man kann das Buch kaum aus der Hand legen.
Ab dem zweiten Kapitel spielt Ihre Geschichte erst einmal im heutigen Deutschland, der Hauptdarsteller Paul Hartung und sein Umfeld wird eingeführt, auch die Umstände, die ihn schließlich dazu bringen, den Spuren seines Großvaters nachzugehen, werden dargelegt. Er reist durch das Land, um die wenigen Verwandten, Freunde oder sonstige Zeitzeugen zu befragen, was es mit seinem Opa aufsich hatte; gräbt verschollen geglaubte Briefe und Dokumente aus, die jedoch nicht zur Aufklärung beitragen – das Gegenteil ist der Fall! Es stehen noch mehr Fragen als vorher im Raum.
Zwischendurch werden immer einmal Fragmente, zum Beispiel ein Dosier aus dem Jahre 1947, ein Bericht vom Historisch-biografischem-Projekt, ein Bericht aus dem Lager in Japan eingestreut. Bei obengenannten Briefen von 1915-1919 handelt es sich um Post aus dem Gefangenlager … es wird klar und klarer, das zur Aufklärung der Vergangenheit ihm die Reise nicht erspart bleibt – alle Spuren verlaufen ins Nirgendwo, nur der Anfang ist nachzuvollziehbar: China!
“Er öffnete das Register mit den Anfangsbuchstaben A-H für die ehemaligen deutschen Bewohner von Tsingtau oder, genauer betrachtet, die Listen derer, die in japanischer Gefangenschaft gewesen waren … Eine lange Liste tauchte auf, die Paul, leise das Alphabet murmelnd, durchstreifte. Ihm stockte der Atem. Harmer…, Harmisch…, Harot…, Hartig…, Hartung, Paul! Paul? Nicht Ernst? Sonst gab es keinen weiteren Eintrag für Hartung.”
Es wird immer Merkwürdiger!
Paul trifft noch seine (Noch-) Frau in Paris, mehr Bekannte seines Großvater und bricht schlußendlich auf, gen China, um den gordischen Knoten zu lösen und endlich etwas Licht in das so verworrene Leben von Ernst Hartung zu bringen. In Shanghai trifft er seine in China studierende Tochter, die sich glücklicherweise mit den örtlichen Gepflogenheiten gut auskennt und ihm bei der schier hoffnungslosen Suche beiseite steht.
Er besucht die Städte des Wirkens seines Großvaters, Tsingtau und Fang Tze, doch muss schnell seine Hoffnung fahren lassen.
Im modernen, aufstrebenden China ist jedoch kaum noch Platz für die Vergangenheit, für die kurze Zeit, als Kiauschou deutsches “Schutzgebiet” war; wie Enklaven aus einer anderen Epoche, wie in einer Zeitkapsel aufbewahrt, wirken die wenig verbliebenen Gebäude, klein und im Schatten der gigantischen Neubauten. Es scheint Aussichtslos zu sein.
Immer wieder schafft es die Autorin den Leser in ihren Bann zu ziehen, und sei es nur mit der Beschreibung der Teezeremonie, eine in China wichtige Tradion, etwas wie ein Kulturgut, dass nach dem Verlust der “Allgegenwart” der kommunistischen Partei und der Rückbesinnung auf die chinesische Geschichte immer mehr Bedeutung bekommt.
“Die vielen Eigenheiten und Gegensätze im Reich der Mitte brachten Paul immer wieder zum Nachdenken. In seinem bisherigen Leben gab es wenig Raum für solche Überlegungen. Die Kontraste gaben ihm einen anderen Blickwinkel, weil er solche Extreme nie hautnah erlebt hatte. Die Kluft zwischen Armen und Reichen, Glitzerwelt und Elend; Verschwendung und Chancenlosigkeit war vremutlich schwer zu überbrücken.“
Ich will hier nicht mehr verraten, um Ihnen den Lesegenuss nicht zu verderben, eines steht jedenfalls fest: Für mich hätte der Roman doppelt so lang sein dürfen, viel zu schnell war ich am Ende angelangt.
Für meinen Teil hätte ich noch gerne mehr über das Tsingtau von 1911 gelesen, eine faszinierende Zeit vor dem 1. Weltkrieg, voller Optimismus und Tatendrang. Nun ja, wie wir alle wissen, wurde das ja schön durch die schwachsinnigen eurpäischen Adligen in den Sand gesetzt. Jedenfalls hat mich dieses Thema so inspiriert, das ich im Einverständnis und ausdrücklicher Genehmigung von der Autorin nun anfing, selber den (meiner Meinung) fehlenden Teil des Wasserdrachen zu schreiben, der in jener Epoche spielt.
Kurzgeschichten, Reportagen und Satirische Beobachtungen von Gabriela Căluțiu Sonnenberg
Eine Rezension von Gerdi Gerhardt
Vorwort
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ich habe mir vorerst die Kurzgeschichten von Dr. Gabriela Căluțiu Sonnenberg zum Rezensieren vorgenommen. Ich kenne ja Gabrielas Werke bereits seit dem 14. Mai 2014 von dem Event im Café del Mar in Moraira, als Natascha uns einen wunderbaren Abend mit Cherry Laine und, wie Sie es ausdrückte, “schreibenden Talenten” an der Costa Blanca präsentierte. Es gaben neben Ihr noch Christian Catterfeld, Elfriede Lehnhardt und Paul Schliemann einige Kostproben von Ihrem Schaffen zum Besten. Ein wahrlich inspiriender, wie immer hochkarätiger Abend.
Mittlerweile ist Sie des öfterern auch einmal auf der Rednerbühne der Literatur- und Kulturfreunde zu finden, zuletzt bei der großartigen Präsentation von Rumänien und der Vorstellung von Ihrem neuen Buch “Bolero” , welches zur Zeit leider nur auf Rumänisch vorliegt – an einer deutschen Übersetzung wird gerade gearbeitet, wie Sie mir versicherte.
Nun habe ich ja längere Zeit, bis auf die Events von Natascha, kaum etwas von Ihr gehört, wenn man von dem Wenigen, was man in der lokalen Presse erfährt absieht. Um so schöner und welche Ehre war es für mich, dass ich mit der Betreung Ihrer, sich im Aufbau befindlichen, Webseite betraut wurde! Auf Ihrer mehrsprachigen Webseite (Deutsch ist fast fertig, Spanisch und Rumänisch sind z.Z. in Arbeit) finden sich unter anderem auch einige Leseproben sowie Kurzgeschichten. Wie Gabriela so schön sagt: “Wertvolles lesen, Lesenswertes schreiben.” … in diesem Sinne!
Nun zu den Kurzgeschichten
Auf der Webseite fängt es mit dem Winternachklang an, die in dem Jahre 2000 an der winterlichen Costa Blanca spielt. Es handelt sich dabei um eine kurze Geschichte von einer Party mit einigen Freunden, wie immer in dem unverkennbaren Stil von Frau Dr. Sonnenberg geschrieben; leicht und schön geschrieben, gewürzt mit einer Prise Humor und ein wenig Selbstironie wenn es um das Thema “Gesang” geht, wirklich einfach köstlich: “… Ich neige eher dazu, eine leichte Verzerrung in meinem Selbsturteilsvermögen, aus eben dem vorhin erwähnten Grund, zu vermuten. Eins steht aber fest: ich kam mir geradezu wie eine Nachtigall vor!“
Es geht weiter mit der Kurzgeschichte Second Hand, die von Gabriela schon bei den Literaturfreunden vorgetragen wurde. Eine interessante Story über die Geschichte eines Kleides aus Satin, wirklich lesenswert. Sie beginnt während der “finsteren” Ceaușescu-Diktatur, und es ist wirklich Erstaunlich zu erfahren, welche Geschichte das Kleid und ihre Besitzerin hinter sich hatten, bevor Sie es erwarb: “Eine ihrer faszinierendsten Geschichten war die ihres schwarzen Glamour-Kleides. Für mich war es unbegreiflich, dass sie so etwas wertvolles aus dem gelobten, fernen Amerika besitzen konnte, wo unsereiner sich höchstens mit einer Packung Wrigley- Kaugummi oder einer Schachtel Kent-Zigaretten rühmen konnte.”
Hat es sich so zugetragen? Existiert das Satinkleid wirklich? Es könnte sein, man weiß es nicht… spannend ist es allemal! Vielleicht klärt uns ja eines Tages die Autorin darüber auf.
Dannach folgt die heitere, aber dennoch Nachdenklich stimmende Geschichte Namens “Eingetütet”, in der sich Gabriela Gedanken um den Verpackungswahnsinn, im Speziellen um Plastiktüten macht. Durchaus pointiert lässt Sie uns an Ihren Assoziiationen und Alltagsgedanken teilhaben. Auch davon eine winzige Kostprobe: “An einem jener Abende, an denen mein Mann aus dem Haus ist und ich ganz alleine über die Fernbedienung herrschen darf, entschied ich mich bewusst nicht wieder für eine meiner sonderbaren Kosmetikanwendungen (vielleicht eine Gurkenmaske?), und auch nicht für das Kochen eines ungewöhnlichen Abendmahls (Knoblauch gefällig?), sondern packte meinen ganzen Mut zusammen und widmete mich dem Sortieren der Plastiktüten, die sich in unserer Vorratskammer gefährlich angehäuft hatten.” Wie es wohl weiter gehen mag?
Bei den Kurzgeschichten Das zerschlagene Ei, Äpfel und Kalaschnikows und Antwort weiß allein der Wind handelt es sich um kleine Bonmots; satirische Anmerkungen, Reportagen oder einfach Gedanken zum Jahresausklang. Das Ach so leidige Thema Katalonien wird zum Beispiel mit einem Ei Assoziiert: „Wenn das Ei durch äußerliche Gewalt zerschlagen wird, bedeutet es Tod. Wenn es aber von innen aufgebrochen wird, beginnt ein neues Leben. Veränderungen, die von innen nach außen vorangetrieben werden, wirken also tiefer.“
Ob es um Katalonien, die politische Entwicklung im Allgemeinen (“Eingeschüchtert von allen Seiten, zwischen Osten und Westen zusammengedrückt, von großen und noch größeren Mächten bedrängt, kommt man sich heutzutage fast schuldig vor, wenn man nicht unter die Revolutionäre geht.“) oder um Demokratie und Glück geht, stets bleibt es unterhaltsam, zuweilen kritisch und ironisch, aber immer scharfsinnig Beobachtet. Und auch Gabriela bleibt der Zukunft optimistisch zugewand, schreibt gegen Ende: “Wir müssen uns keine Sorgen machen, solange wir mitten im Winter, sozusagen im Permafrost der Feiertage feststecken.”
Abschließend möchte ich nur sagen, das mir Ihr unverkennbarer Schreibstil sehr gefällt. Es macht großen Spass Ihre Werke zu Lesen und ich muss mich nun Zweifelsohne bis zur Veröffentlichung von Bolero auf Deutsch gedulden. Wohlan! Auf bald,