Kapitel 11 und 12
11. Auf zu spanischen Ufern
Theresa und Max haben die Catalina schon klar zum Auslaufen, während Flo noch ihre Kombüse aufklart. Giorgio löst die beiden Heckleinen, klettert die Gangway hoch,
zieht sie hinter sich an Deck und gibt das Kommando „Bug Anker hoch!“ Max startet die Maschine, die Catalina setzt sich langsam in Bewegung. Da im alten Hafen wieder emsiges Treiben herrscht, können sie sich nur langsam in Richtung der beiden Forts an der Hafenausfahrt bewegen. Eine halbe Meile vor der Küste gibt Giorgio das Kommando zum Segelsetzen. Max drückt auf den Knopf. Es passierte jedoch nichts. Er versucht es erneut, wieder nichts. Doch, jetzt leuchtet einer der roten Alarmknöpfe im Ruderhaus auf. Giorgio und Max sehen sich verständnislos an, blicken an den Masten hoch, ob sie irgendeinen Fehler feststellen können. Auch Pia, die gute Augen hat, sieht prüfend die Masten hoch. Sie entdeckte plötzlich ganz oben am Großmast, dass sich offensichtlich eine der Leinen beim Einholen der Segel an den Rahen verheddert hat und dadurch das Großsegel festsitzt und nicht ausgefahren werden kann.
Sie erklärt Giorgio ihre Vermutung, worauf der knurrt: „So´n Schiet, es bleibt uns nichts anderes übrig, als dass einer da rauf klettert und den Kram endtütelt. Aber nur mit Sicherungsleine. Das ist ausgerechnet die höchste Stelle auf dem ganzen Schiff, so´n Mist. Wir werden mit langsamer Motorkraft weiterfahren, damit die Catalina nicht so dümpelt. Wenn wir es nicht schaffen, geht´s zur Not zurück in den Hafen!“ „Darf ich da hoch? Ich will doch mal in die Wanten klettern und das Schiff von oben sehen. Schwindelfrei bin ich auch, bitte Giorgio!“ quengelt Pia. „Nee, das lass mal lieber Max machen, der hat mehr Kräfte.“ Giorgio schaut seinen Sohn an, merkt aber, dass dieser davon gar nicht begeistert ist.Pias Augen funkeln empört: „Was soll das Giorgio, ich habe genauso eine Ausbildung wie Max gemacht, mit Knoten kenne ich mich auch aus. Außerdem weist Du, dass Max Probleme mit der Höhe hat. Traust Du mir das nicht zu, nur weil ich ein Mädchen bin?“ „Gott bewahre, Dir traue ich fast alles zu, aber das hat doch damit nichts zu tun. Ich denke nur, dass das ganz schön anstrengend und Kraft raubend ist und Max ja nun doch etwas stärker ist als Du.“
Pia wirft ihm einen giftigen Blick zu, zwängt sich bereits in ihre Jeans, legt das Sicherheitsgeschirr und den Werkzeuggurt an. Dann fängt sie an, den Großmast zu erklimmen und ist immer noch geladen. Die Empörung verleiht ihr zusätzliche Kräfte. Als sie endlich oben ist, der Wind in ihre langen, blonden Haare fährt und die Wellenbewegungen des Schiffes hier viel stärker spürbar sind als unten, muss sie doch schlucken und hat plötzlich ein mulmiges Gefühl im Magen.
Als sie jedoch den Sicherheitsgurt eingeklinkt hat und den grandiosen Ausblick auf ihr Schiff und das Meer sieht, ist dieses Gefühl wieder verschwunden. Sie wendet sich ihrer Aufgabe zu und stellt fest, dass sich eine der Leinenführungen gelöst hat und nicht mehr am Mast befestigt ist, sondern lose herabhängt. Sie schraubt die Führung wieder fest, wickelt die Leine von den Rahen und alles ist wieder in Ordnung. „Ok Giorgio, ich hab den Schaden behoben, auch wenn ich nur ein Mädchen bin!“ schreit sie sarkastisch von oben herunter. „Sehr schön, in Anerkennung Deiner Verdienste um die christliche Seefahrt, ernenne ich Dich hiermit zum Vollmatrosen. Jetzt komm vorsichtig herunter!“ ruft er flachsend zurück. Nachdem die Segel ausgefahren sind und die Catalina, Dank eines günstigen Nordwest Windes, ordentlich Fahrt aufnimmt, haben sich die Gemüter schnell beruhigt.
Vollmatrose Pia grübelt allerdings über die lose Seilführung nach. „Giorgio, ich verstehe eins nicht, die Werft in Genua hat das Schiff doch gründlich überholt. Auf dem Weg nach Marseille hat doch noch alles funktioniert. So ein Teil kann sich doch nicht von selbst lösen, oder?“ „Meinst Du, da hat jemand nachgeholfen?“ „Eigentlich können das nur Flo´s neue Freunde gewesen sein. Wahrscheinlich als wir gestern Abend zum Essen waren, bevor sie ausgelaufen sind. So ein Mistpack!“ „Leider können wir das nicht beweisen, also vergessen wir die Sache am besten,“ zieht Giorgio einen Schlussstrich.
Die französische Küste gerät bald außer Sicht. Um sie herum ist nichts, außer Wind und Wellen.
Eine Weile haben sie noch mit regem Schiffsverkehr zu kämpfen, der jedoch, je weiter sie nach Süden kommen, immer weniger wird. Bei leichter Dünung und Windstärke vier bis fünf, fast von achtern, haben sie ideale Segelbedingungen. Giorgio läßt nun Theresa das erste Mal ans Ruder, da er will, dass auch sie die wichtigsten seemännischen Tätigkeiten beherrscht, um im Notfall einspringen zu können. Nur Arbeiten, die man kann und kennt, machen einem in Krisensituationen keine Angst, ist sein Motto. Theresa macht es jedenfalls großen Spaß, als sie merkt, wie leicht die Catalina auf ihre Kommandos reagiert.
Flo und Max liegen faul in ihren Deckchairs und dösen, während Pia im Logbuch schreibt und Kolumbus unterm Tisch schläft. Giorgio brütet über seinen Seekarten und achtet mit einem Auge auf Theresa, stellt aber schnell fest, dass sie offensichtlich eine Begabung für die Seefahrt hat, da sie sich bei allen Arbeiten äußerst geschickt angestellt. „Ich glaube, ich war in meinem früheren Leben mal Seeräuberbraut!“ ruft sie fröhlich. Plötzlich merkt Theresa, dass das Schiff langsamer und die Segel schlaffer werden. „Was ist denn jetzt los?“ schaut sie erstaunt auf Giorgio. „Du musst das Schiff mehr in den Wind drehen!“ Flo´s altkluge Bemerkung bringt Theresa in Rage. „In welchen Wind denn, Du Schlaule, wenn kein Wind da ist, kann ich auch nichts drehen!“ Tatsächlich hat sich der Wind innerhalb weniger Meter vollkommen gelegt. Es wurde völlig windstill. „Na, irgendwann müssen wir auch mal mit Flaute rechnen, aber dass es uns hier schon erwischt, hätte ich nicht gedacht, zumal der Seewetterbericht was anderes sagt.“ wundert sich Giorgio. „Sollen wir die Segel reffen?“ „Nee warum, wir sollten jedes bisschen Wind ausnutzen um weiter zu kommen und lange kann die Flaute eigentlich nicht dauern,“ vermutet er. Also dümpelt die Catalina, fast ohne Fahrt zu machen, vor sich hin und rollt dadurch deutlich stärker in der Dünung. Die läßt auch langsam nach und um sie herum ist schließlich nur noch eine spiegelglatte Wasseroberfläche. Eine merkwürdige, fast gespenstige Stille schwebt über dem Schiff, das jetzt völlig bewegungslos im Wasser liegt. „Wollen wir mit Motor weiterfahren?“ schlägt Max vor. „Nee, wir haben doch Zeit und Proviant haben wir auch genug. Wir müssen nicht gleich bei der ersten kleinen Flaute auf die Errungenschaften der Neuzeit zurückgreifen. Außerdem ist der Sprit viel zu teuer, als das wir ihn verschwenden müssen,“ entscheidet der Käpt´n .
Die ganze Crew, außer Flo, dösen an Deck. Die ist mit den Vorbereitungen für das Mittagessen beschäftigt und versucht eine Bouillabaisse hinzubekommen, da ihr der Geschmack von Vorgestern noch gut in Erinnerung ist. Sie hat sich die notwendigen Zutaten noch auf dem alten Fischmarkt besorgt und bekommt, nach einigen Anläufen, die Bouillabaisse fast genauso gut hin, wie im Restaurant. Käpt´n und Crew sind begeistert. Da sie flautentechnisch nichts anderes machen können, zieht sich das Essen über drei Stunden hin. Ab und zu sehen sie neidvoll in der Ferne einen Frachter vorüberziehen. Nach dem Essen führt Giorgio ein Seefunkgespräch mit Hubertus und hört zufrieden, dass in Hamburg, oder zumindest in der Firma Lindner & Meyerdierks alles in Ordnung ist.
Pia und Flo liegen sonnenbadend im Klüvernetz während Theresa und Max sich in ihre Kabine zurückgezogen haben. Am späten Nachmittag regt sich noch kein Lüftchen. „Ich sehe uns schon die Nacht hier verbringen“ seufzt Flo. Plötzlich setzt sie sich ruckartig auf und ruft: „Mensch, wir fahren ja!“ Sie hat entdeckt, dass die Catalina, wenn auch langsam, wieder Fahrt aufnimmt. Nach einem prüfenden Blick in die Takelage stellt sie fest, dass die Segel nach wie vor schlaff herunterhängen. „Giorgio wir kommen vorwärts, auch ohne Wind. Reiten wir auf einem Wal, oder was ist los?“ fragt sie irritiert. Giorgio ist am Bug und starrt ins Wasser. „Tatsächlich, wir machen Fahrt. Das kann eigentlich nur irgendeine Strömung sein. Hoffentlich treibt sie uns in die richtige Richtung. Das werde ich gleich mal nachprüfen.“ Schon ist er Richtung Kartentisch verschwunden. Flo rennt hinterher, beide stellen erfreut fest, dass die Strömung sie höchstens zwei bis drei Grad vom Kurs abbringt, was später leicht zu korrigieren ist. „Wenn wir wenigstens so weit kommen, biss wir irgendwo wieder auf Wind stoßen, wäre uns ja geholfen.“ hofft Giorgio. Aber er hofft zu früh, die Strömung hält zwar noch einige Zeit an, wird dann immer schwächer und ist bald gar nicht mehr zu merken. Es ist absolut Windstill und das Meer glatt wie in einer Badewanne. „Das hat uns jetzt ungefähr vierzig Seemeilen weitergebracht, aber 270 müssen wir noch bis Javea. Also gedulden wir uns weiter,“ resigniert Flo.
Die Nacht bricht herein. Sie sitzen um den großen Tisch an Deck und spielen Doppelkopf.Die Deckswache für die Nacht wird diesmal auf alle fünf verteilt, da Giorgio zufrieden festgestellte, dass Theresa hierfür durchaus einsatzbereit ist. Sie haben zusätzliche Positionslichter gesetzt um vorbeifahrende Schiffe rechtzeitig zu warnen. Giorgio hat vor dem Schlafen, noch mal den Wetterbericht gehört, der für das westliche Mittelmeer nur von schwachen Winden mit Stärke zwei bis drei spricht, aber eine völlige Windstille mit keinem Wort erwähnt.
Die letzte Wache, von sechs bis acht hat Pia übernommen und sitzt nun, mit einem leichten Strandkleid bekleidet, am Tisch neben dem Ruderhaus und kämpft mit der Müdigkeit. Plötzlich trifft eine heftige, völlig unvermittelte Böe auf das Schiff, bläht, mit leichtem Knall sofort die Segel auf Die Catalina legt sich Backbord leicht auf die Seite und nimmt unvermittelt Fahrt auf. Pia hat sich so erschrocken, dass sie einen Moment braucht, um zu reagieren. Als sie sich dann gefangen hat, ist der Spuk schon wieder vorbei. Es bleibt jedoch ein leichter Wind aus Nordwest, der das Schiff vorwärts bringt und sie schnell ins Ruderhaus treibt, um den Kurs neu zu berechnen und die Catalina in die geplante Richtung zu bringen.
Der Himmel ist jetzt Wolkenverhangen. Nur ab und zu leuchtet die Sonne milchig weiß zwischen den Wolkentürmen hindurch. Es fasziniert sie, in welcher Geschwindigkeit sich auf dem Meer das Wetter ändern kann.Vom Rest der Familie ist noch nichts zu sehen, also beschließt sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die Catalina macht jetzt ordentlich Fahrt und sie achtet darauf, den vorgegebenen Kurs einzuhalten. Schon wird das Meer deutlich unruhiger. Die Wellen haben bereits Höhen von über einem Meter erreicht. Auch der Wind nimmt weiter zu und bläßt mit Stärke vier. Das Schiff pflügt nun mit über zehn Knoten durch die Fluten. Pia überlegt, ob sie nicht doch lieber Giorgio holen soll, da ihr das Wetter langsam etwas unheimlich wird.
Sie hört den Wetterbericht ab, der nun für die spanische Mittelmeerküste ein leichtes Unwetter mit Windgeschwindigkeiten von sieben bis acht in Böen voraussagt. Sie holt vorsichtshalber zunächst das Großsegel ein.
Kaum ist das Segel eingefahren, öffnet der Himmel seine Schleusen. Es schüttet wie aus Eimern. Sie versucht noch die Sachen vom Tisch und den Deckchairs in Sicherheit zu bringen und wird dabei schnell bis auf die Haut nass. Ihre Rundungen zeichnen sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab. Sie fühlt sich wie bei einem wet T-Shirt Wettbewerb in obskuren Discotheken. Weil sie jetzt nicht auch noch frieren will, zieht sie das nasse Kleid aus und steht, nur mit ihrem Slip bekleidet, am Ruder und versucht die Catalina auf Kurs zu halten. Die Wellen lassen das Schiff ordentlich tanzen, was Giorgio offensichtlich aufweckt. Er erscheint kurz darauf an Deck, schaut sich staunend um und fängt schallend an zu lachen, als er Pia fast im Evas Kostüm am Ruder sieht. „Mensch Pia, wenn jetzt ein Kreuzfahrtschiff vorbeikäme, würde das glatt kentern, weil alle Passagiere nur auf der Steuerbordseite hängen würden, um Dich zu bewundern. Hat Dir der Sturm die Kleider vom Leib gerissen? Aber Spaß beiseite, was ist passiert.
Warum hast Du mich nicht früher geweckt?“ „Wollte ich ja, aber ich muss doch hier Kurs halten.“ meint sie und erzählt von den jüngsten Wetterkapriolen. „Für solche Fälle hab ich doch extra eine Sprechanlage einbauen lassen. Du musst nur hier drauf drücken, schon kannste mit mir sprechen.“ „Woher soll ich das denn wissen, haste mir nie gezeigt!“ beschwert sich Pia. „Ach Du hast bloß nicht zugehört. Jetzt mach, dass Du unter Deck kommst, nimm eine heiße Dusche und zieh Dir trockene Sachen an, sonst erregst Du hier noch Neptun!“ lacht er.
Da der Wind immer weiter zunimmt, entscheidet Giorgio auch noch das Besansegel einzuholen und nur mit der Fock zu segeln um die Catalina nicht zum Spielball der Wellen zu machen.Jetzt tauchen auch Max, Theresa und Flo auf und peilen die Lage. Giorgio erteilt sofort knappe Kommandos und ruft: „Flo, Du sicherst im Salon und in der Kombüse alles, was herumfliegen kann, prüfe auch, ob alle Luken dicht sind und lass Kolumbus unter Deck. Pia soll Dir dabei helfen. Ab sofort trägt jeder eine Schwimmweste, auch Kolumbus. Max und Theresa, Ihr legt Euer Sicherheits-geschirr an und sichert alle losen Teile an Deck.“ Ay, ay Sir, kommt es dreistimmig zurück. Der Wind hat schon Stärke acht erreicht und treibt das Schiff, obwohl nur noch das Focksegel gesetzt war, pfeilschnell durch die Wellen. Giorgio überkommt fast das Gefühl, auf einem Surfbrett die Wellen abzureiten. Da der Wind jetzt ziemlich genau von achtern kommt, können sie glücklicherweise mit den Wellen segeln.
Er will, so lange wie möglich diesen Kurs beibehalten und erst im letzten Moment eine Halse nach Steuerbord wagen um die Wellenberge, die sich bereits auf über drei Meter auftürmen, nur so kurz wie möglich Mittschiffs zu haben. Dennoch kann er nicht verhindern, dass das Schiff immer wieder in Wellentäler stürzt und das Gefühl aufkam, in einer Achterbahn zu fahren. Trotz aller Anspannung ist Giorgio die Ruhe in Person. Bei diesem stürmischen Wetter zeigt die Catalina ihre hervorragenden Segeleigenschaften.
Es macht ihm riesigen Spaß, die Wellenberge zu durchpflügen. Auch Theresa zeigt an seiner Seite keinerlei Angst und ist eifrig mit Kurs Berechnungen beschäftigt. Max hat sich zu ihnen gesellt und sucht ständig den Horizont nach anderen Schiffen ab. Er hat alles, was an Deck irgendwie lose war, festgezurrt oder unter Deck gebracht. Giorgio muss nun den Kurs leicht korrigieren. Der Wind erwischt sie jetzt mehr seitlich und sorgt dafür, dass die Catalina stärker von Brechern erfasst wird und stärkere Schlagseite bekommt. Auch das Deck wird überspült. Ohne Sicherungsleinen wäre es lebensgefährlich, sich an Deck zu bewegen. Er dreht das Schiff weiter in den Wind und schon richtet die Catalina sich etwas mehr auf. Aber nun geht die Achterbahnfahrt in eine neue Runde. „Zur Zeit können wir nur zwischen Pest und Cholera wählen!“ ruft Giorgio sarkastisch. Zeitweise haben sie Böen bis Stärke zehn und alle Hände voll zu tun, das Schiff einigermaßen unbeschadet durch diesen Sturm zu bringen. Zwischen dem Heulen des Windes und dem Tosen des Meeres, mischt sich jetzt auch noch das Ächzen der Masten und das helle Schlagen und Klappern der Takelage. Giorgio hat das Gefühl, dass die alte Dame jetzt erst richtig in ihrem Element ist und im Sturm erst auflebt.
Am Nachmittag ebbt der Sturm endlich ab. Die Wellenberge werden langsam wieder zu Hügeln.
Giorgio und Max haben die ganze Zeit im Ruderhaus verbracht, ab und zu von Theresa besucht, die sie mit Getränken und belegten Broten versorgt. „Flo hat die Seekrankheit erwischt und sich mit Kolumbus, der mit ihr litt, in ihre Kabine zurückgezogen. Pia kümmert sich um die Beiden und wundert sich, dass ihr die Schaukelei nichts ausmacht.“ Gegen fünf kommt endlich die Sonne wieder zum Vorschein. Es weht nur noch ein laues Lüftchen in Stärke drei, aber die Wellen lassen erkennen, dass hier vor kurzem noch ein heftiger Sturm tobte.
Kabbeliges Wasser läßt die Catalina unruhig hin und her tanzen und erfordert Giorgios volle Aufmerksamkeit. Pia kommt an Deck und fordert energisch die Ablösung von Giorgio. „Du bist seit heute Morgen ununterbrochen am Ruder, jetzt ist Pause angesagt. Ich löse Dich ab und Du kannst Abendessen. Da unser Smutje ausgefallen ist, habe ich Brote gemacht. Also lass es Dir schmecken.“ Sie schiebt ihn energisch Richtung Niedergang.
Ein paar Minuten später löst Theresa Max ebenfalls mit sanfter Gewalt ab. Die beiden Mädchen versuchen das Schiff so ruhig wie möglich zu halten und nehmen sogar geringe Kursabweichungen in Kauf. Die Abendsonne hat längst alles wieder getrocknet.
Theresa holt Flo jetzt an Deck, weil sie der Meinung ist, das sie an der frischen Luft schneller ihre Seekrankheit überwinden wird. Aber kaum ist Flo an Deck und sieht den auf und ab tanzenden Horizont, rennt sie zur Reling, um erneut Neptun zu opfern. „Immer auf der Wind abgewandten Seite, Flo, sonst gibt’ s ein Unglück!“ ruft Pia hinter ihr her. Nach einer Viertelstunde an Deck geht es Flo deutlich besser und sie kann schon wieder lachen.
Die Wellen werden flacher und das Schlingern läßt weiter nach. Nach einer neuen Kursberechnung stellt Pia erstaunt fest, dass sie trotz des heftigen Sturms aus der richtigen Richtung nur etwa achtzig Seemeilen weitergekommen, aber ungefähr dreißig Seemeilen nach Südost abgedriftet sind. Sie korrigiert also den Kurs auf Westsüdwest und hat bereits wieder alle Segel gesetzt. Da der Wind auf Nordwest gedreht hat, nimmt die Catalina zügig Fahrt auf. Nichts erinnert mehr an das Chaos der vergangenen Stunden. Alle geniessen jetzt die klare Nachtluft und einen wunderbaren Sternenhimmel, wie ihn nur der Süden hervorbringen kann. Flo hat sich gut erholt, auch Kolumbus nagt bereits wieder genüsslich an einem Knochen herum.
Über Seefunk hört Max gerade, dass zwei Segelyachten seit dem Sturm vermisst werden. Die Eine ungefähr dreißig Seemeilen weiter westlich und die Andere etwa vierzig Seemeilen südlich von ihnen. „Mensch, das ist doch genau auf unserem Kurs, da müssen wir doch helfen!“ ruft Pia aufgeregt. „Natürlich nehmen wir die Suche auf. Ich werde die spanische Küstenwache über unsere Position informieren und versuchen, eine genauere Positionsbeschreibung der Yacht zu bekommen. Ab sofort müssen wir das Meer absuchen. Einer an Backbord, einer an Steuerbord und einer am Bug. Gott sei Dank haben wir gute Sicht, der Himmel ist wolkenfrei und der Mond scheint auch,“ gibt Giorgio ruhig und sachlich seine Anweisungen. An Max, Theresa und Flo verteilt er Nachtsichtgeräte und überläßt Pia das Ruder.
Alle suchen angestrengt den Horizont ab, als Giorgio zurückkommt und erklärt: „ Es soll eine zwölf Meter Yacht sein, mit vier jungen Leuten an Bord. Das Schiff heißt „Luisa C“ und kommt aus Sizilien. Der letzte Notruf kam ungefähr von hier.“ Er zeigt auf einen Punkt in der Seekarte, der nur etwa ein Grad südlich von ihrem Kurs ist und etwa zwanzig Seemeilen voraus liegt. „ Wenn von der Yacht noch was übrig ist, oder Menschen im Wasser treiben, müssten wir sie doch eigentlich mit etwas Glück finden!“ hofft Flo. „Wir werden noch etwa zehn Meilen mit vollem Zeug segeln, dann das Großsegel einholen, da wir bei langsamer Fahrt leichter suchen können.„Ein Erzfrachter und ein Containerschiff sind auch in der Nähe und beteiligen sich an der Suche, brauchen aber noch etwa zwei Stunden.
Die Küstenwache hat zwei Schnellboote losgeschickt. Die brauchen mindestens noch eineinhalb Stunden und suchen dann den westlichen Bereich ab. Wir sollen im östlichen Gebiet suchen!“ hat Giorgio erfahren. Sie suchen pausenlos intensiv mit ihren Nachtgläsern die riesige Wasserfläche ab, bis ihnen die Augen schmerzen, können aber absolut nichts entdecken. Pia denkt daran, wie furchtbar es sein muss, so ganz allein im dunklen Wasser zu treiben, festgeklammert an ein Holzstück oder einen Rettungsring und dem Tod ins Auge zu blicken. Die Angst, in dieser dunklen, riesigen Wasserwüste nicht gefunden zu werden und elendig absaufen zu müssen, würde sie wahnsinnig werden lassen.
Es ist bereits zwei Uhr Nachts, keiner von ihnen denkt an Schlaf oder an aufgeben. Das Seegebiet, das sie bisher abgesucht haben markiert Giorgio in der Seekarte und ändert dann den Kurs auf etwas weiter südöstlich. Der Mond steht jetzt genau über ihnen und taucht alles in ein gespenstisches Licht. Plötzlich schreit Theresa: „Ich sehe was, aber ich kann nicht erkennen, was es ist!“ Sie zeigt aufgeregt auf eine Stelle leicht nördlich von ihnen. Sofort stürzen Max und Flo herbei und starren auf die bezeichnete Stelle. „Ja, da ist tatsächlich was, Giorgio, wir müssen zwei Strich Backbord.“ Max deutet auf die ausgemachte Stelle. Giorgio holt alle Segel ein und startet die Maschine um besser navigieren zu können.
Langsam kommen sie näher, Max kann durch sein Glas erkennen, dass es sich um eine völlig ramponierte Rettungsinsel handelt. Das Dach ist zerfetzt und es ist kein Lebenszeichen auszumachen. Sie fürchten das Schlimmste. „Sucht bitte weiter die Umgebung ab, ich glaube nicht, dass da noch jemand drin ist, aber vielleicht ist in der Nähe noch was zu sehen. Max, mach das Dingi klar, wir fahren rüber!“ ruft Giorgio seinem Ältesten zu.
Als sie bis auf Fünfzig Meter heran gekommen sind, lassen sie das Beiboot zu Wasser. „Pia, Du übernimmst hier das Kommando, ich klär mit Max drüben die Lage.“ Schon steuert er mit Vollgas die Rettungsinsel an. Dort bietet sich ihnen ein erbärmliches Bild. Die Rettungsinsel ist mit allen möglichen Gegenständen und Kleidungsstücken übersät, aber ein menschliches Wesen ist nicht zu sehen. Max klettert rüber und befestigt eine Leine an ihrem Boot. Dann will er sich zu dem Kleiderstapel hinunterbeugen um nach eventuellen Hinweisen zu suchen, als er unter dem Stapel ein leises Wimmern hört. Fast völlig verdeckt von dem ganzen Zeug legt er ein junges Mädchen von vielleicht neunzehn Jahren frei, die ihn mit dunklen Augen, völlig apathisch ansieht und vor sich hin wimmert.„Giorgio, hier ist ein Mädchen, sie lebt aber sie ist, glaube ich verletzt!“ ruft er und schaut sich prüfend weiter um. Auf der anderen Seite entdeckt er jetzt noch ein Mädchen, vielleicht zwei oder drei Jahre älter. Sie war entweder tot oder bewusstlos. Beide haben nur Bikinis an und darüber Rettungswesten. „Max, komm rüber, wir ziehen die Insel zur Catalina und hieven sie über die Badeplattform an Deck!“
An der Catalina angekommen hat Pia bereits die Plattform heruntergelassen und den Heckstrahler eingeschaltet. Vorsichtig ziehen sie die Mädchen hoch, die Reste der Rettungsinsel gleich hinterher. Im Schein der Lampe sehen sie, dass die Ältere der Beiden eine klaffende Wund am Oberarm hat, auch etliche Blutergüsse und Hautabschürfungen. Max prüft den Puls und merkt, das er sehr schwach ist, aber dass sie noch lebt. Auf den ersten Blick hat sie keine weiteren Verletzungen, ist aber noch ohne Bewusstsein. Auch die Jüngere hat viele Schnittwunden und Blutergüsse.
Sie schleppen beide Mädchen in die leeren Heckkabinen, hinter der Kombüse. Pia zieht ihnen vorsichtig die Rettungswesten aus und versucht, mit dem einen Mädchen behutsam auf Deutsch Kontakt aufzunehmen. Keine Reaktion, also versucht sie es auf Englisch. Nach einer kleinen Ewigkeit flüstert die Jüngere, auch auf Englisch, dass sie Gina heißt und aus Rom stammt. Flo bringt ihr zur Beruhigung erst mal einen Tee. Max kommt mit seinem Sanitätskoffer und kümmert sich jetzt um Ginas Wunden.
Langsam beruhigt sich Gina und erzählt ihnen, dass sie mit ihrer Freundin Loretta, ihrem Freund Antonio und Silvio, dem Freund von Loretta von Sizilien aus nach Barcelona segeln wollten und dann in diesen Sturm gekommen sind. Weil er so plötzlich kam, konnten sie nicht mehr rechtzeitig die Segel reffen. Eine heftige Böe hat das Boot einfach umgeworfen. Sie hatten gerade noch Zeit, die Rettungsinsel ins Wasser zu bringen, einen Notruf abzusetzen und einige Dinge zusammen zu suchen, als die Gasflasche explodierte und ihr Boot in Stücke riss. Die beiden Jungen wurden ins Wasser geschleudert. Sie und ihre Freundin konnten sich gerade noch an der Rettungsinsel festhalten. Sie selbst ist bei der Explosion von einem herumfliegenden Teil am Arm getroffen worden. Ihre Freundin wurde von irgendeinem Teil am Kopf getroffen und ist seither ohnmächtig. Sie hatte Loretta mit viel Mühe in die Rettungsinsel schieben könnten.
Von den beiden Jungen fehlt seitdem jede Spur. Gina hat entsetzliche Angst, dass die beiden nicht mehr Leben könnten. Giorgio, der die Sachen aus der Rettungsinsel geborgen hat und jetzt dazu kommt, fragt Gina, ob die beiden Jungen wenigstens Schwimmwesten angezogen hätten. „Ja, das war das erste was wir gemacht haben, als der Sturm losbrach,“ antwortet sie. „Also, dann besteht auch noch Hoffnung, dass sie gefunden werden. Pia und Theresa, Ihr versorgt die Mädchen, so gut es geht. Flo, Max und ich halten weiter Ausschau nach den Jungs und suchen das Wasser ab.“
Schon läuft er den Niedergang hoch, an Deck. Als erstes informiert er per Seefunk die Küstenwache über die Ereignisse und gibt ihre genaue Position an. Er teilt ihnen mit, dass sie jetzt nur noch nach zwei Personen, die nur mit Schwimmwesten im Wasser treiben würden, Ausschau halten und bittet darum alle weiteren Rettungskräfte in dieses Gebiet zu schicken. Dann sucht er mit Flo und Max wieder die Wasseroberfläche ab, was nicht einfach ist, da ein einzelner Mensch, noch dazu bei Dunkelheit in dieser Wasser Wüste nicht leicht auszumachen ist. Unter Deck versorgen Pia und Theresa indessen die Schiffbrüchigen, ziehen beiden die nassen Bikinis aus und geben ihnen aus eigenen Beständen trockene T-Shirts und Unterwäsche. Gina ist im Bad, hat heiß geduscht und föhnt sich jetzt ihre langen, fast schwarzen Haare trocken. Theresa versucht unterdessen, Ginas Freundin Loretta mit nassen Tüchern wieder zum Leben zu erwecken. Ihr fällt trotz der zerzausten Haare und der verlaufenden Schminke auf, das beide Mädchen recht hübsch sind. Loretta hat relativ kurze, dunkelbraune Haare und ein ausdrucksvolles Gesicht. Beide sind groß und schlank. Vom Aussehen her, typische Italienerinnen. Es dauert noch eine gute Viertelstunde bis Theresas Bemühungen Erfolg zeigen und Loretta die Augen aufschlägt. Sie schaut sich verwirrt um, sieht dann aber ihre Freundin Gina und ist etwas beruhigter. Theresa stellt sich und Pia auf spanisch vor, da Spanisch ihre Muttersprache ist, die sie deutlich besser als englisch kann. Außerdem erklärt sie, dass Italiener und Spanier sich gegenseitig ganz gut verstehen können. Sie erzählt ihr, was passiert ist und wo sie sich befindet.
Loretta setzt sich auf und fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf. Sie erzählt, dass sie von irgend etwas am Kopf getroffen wurde und seitdem nichts mehr wisse. Pia fühlt ihren Hinterkopf ab, bemerkt nun eine große Beule und verpasst ihr kalte Kompressen zum abschwellen. Loretta sieht Gina an und fragt plötzlich angstvoll nach ihren beiden Freunden. Als sie hört, dass die noch nicht gefunden wurden, will sie sofort an Deck und mit suchen. „Nichts da, Ihr werdet in der Koje bleiben und wieder zu Kräften kommen. Am besten, Ihr schlaft erst einmal. Wir werden uns jetzt auch an der Suche beteiligen“ verkündet Pia energisch. Beide sehen sie aus traurigen Augen an, wagen jedoch keinen Widerspruch.
Giorgio hat den Motor wieder ausgestellt und das Focksegel ausgefahren, weil er hofft, das die Catalina so in die gleiche Richtung treiben würde, wie die beiden Vermissten. Nach mehr als einer Stunde, es wird langsam wieder hell am Horizont, entdeckt Pia einen kleinen roten Punkt auf der Steuerbordseite und ruft aufgeregt. „Giorgio, da ist was, ich glaub dass könnte ne Schwimmweste sein. Nach einem Blick durch sein Glas gibt er ihr Recht und ruft Max zu. „Segel einholen und Beiboot klarmachen!“ Wieder klettern sie in das Dingi und fahren auf den roten Punkt zu. Es ist tatsächlich einer der Jungen, der leblos, mit dem Gesicht nach oben, in seiner Schwimmweste hängt. Sie ziehen ihn behutsam an Bord und fahren so schnell wie möglich zur Catalina.
Pia und Flo stehen schon bereit und hieven ihn gemeinsam auf die Badeplattform. Theresa hat den Erste Hilfe Koffer geholt. Sie stellt bei dem Jungen einen sehr schwachen Puls fest. Max fängt sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen und Mund zu Mund Beatmung an, wie er es beim Bund gelernt hat. Nach drei Minuten wird er von Pia abgelöst, die den Jungen in eine stabile Seitenlage dreht. Nach kurzer Zeit kommt ein großer Schwall Wasser aus seinem Mund. Der Puls wurde stärker und er schlägt langsam die Augen auf. Giorgio ist erleichtert und entscheidet: „Max und ich bringen den jungen Mann in die andere Kabine, er ist bestimmt unterkühlt und muss erst mal warm gehalten werden. Ihr Beide sucht bitte weiter das Wasser ab, vielleicht finden wir den zweiten auch noch irgendwo hier. Pia kommt mit und kann ihn dann weiter versorgen. Wir kommen gleich zurück und helfen bei der Suche!“
In dem Moment sieht Flo auf der Steuerbordseite, nicht allzu weit entfernt, ein graues Schiff der spanischen Küstenwache langsam vorbeiziehen und weiß, dass die sich auch an der Suche beteiligen. Sie drehen aber bald nach Nordwesten ab und sind kurz darauf außer Sichtweite. Nach einer Stunde kommt Pia an Deck und berichtet, dass es sich um Antonio, den Freund von Gina handelt. Ihm ist übel, da er viel Wasser geschluckt haben musste. Er hat eine lange, blutende Wund am linken Oberschenkel und ein gebrochenes Handgelenk. Max hat die Wunde versorgt und das Gelenk notdürftig geschient. „Er muss in ein Krankenhaus, Giorgio. Loretta hat wohl auch mehr abbekommen als gedacht. Sie klagt über starke Schmerzen unter der rechten Brust. Ich hab mir das angesehen und vermute, dass sie sich ein paar Rippen gebrochen hat.“
„Ich habe eben mit der Küstenwache gesprochen. Die fragen, ob es uns möglich ist, wenn nichts lebensbedrohliches vorliegt, die drei Geretteten mit nach Javea zu nehmen. Am Kai würden sie dann von Krankenwagen abgeholt. Sie selbst suchen jetzt verstärkt, mit zwei weiteren Schiffen, nach dem vierten Mann.“ „Also, dann vermute ich, setzten wir wieder alle Segel und donnern mit Volldampf Richtung Javea,” meint Max. „Sehr richtig, wir halten zwar weiter nach dem vierten Mann Ausschau, aber die intensive Suche überlassen wir jetzt den anderen und sehen, dass wir die drei so schnell wie möglich ins Krankenhaus kriegen.“ Pia hat Antonio in mehrere Wolldecken gehüllt, ihm warmen Tee eingeflößt und war ganz glücklich, dass er jetzt eingeschlafen war. Sie schätzt ihn auf ungefähr fünfundzwanzig, merkwürdigerweise mit blonden Haaren, markantem Gesicht und schlankem Körper.
Er ist ein durchaus interessanter Typ, aber nach Italiener sieht er nicht unbedingt aus, überlegt Pia. Sie geht in die Nachbarkabine und sieht, dass Loretta offensichtlich eingeschlafen war und Gina, die ihre Lebensgeister schon wieder beisammen hat, in einer Modezeitschrift blätterte. Als Pia sie so sah, stellt sie fest, dass die Beiden schon gut zu einander passen und wünscht sich in diesem Moment auch wieder einen festen und zuverlässigen Freund an ihrer Seite. Diese sehnsuchtsvollen Gedanken schiebt sie schnell wieder beiseite und überprüft nochmal die Verbände. Gina sieht sie dankbar an: „Ich bete zu Gott, dass auch Silvio noch gefunden wird. Ich bin Euch so dankbar für unsere Rettung und weiß gar nicht, wie wir das wieder gutmachen können. Ich möchte Dich und Deine ganze Familie nach Rom einladen. Meine Familie würde sich sehr freuen”. Sie sieht Pia fragend an. Plötzlich fällt ihr ein, dass sie ihre Familie noch nicht benachrichtigt hat und fragt sie, ob sie telefonieren darf. „Sicher darfst Du, aber ich würde mir vorher doch lieber was anziehen, Du machst ja alle Männer verrückt!“ lacht sie. Als Gina zurückkommt erzählt sie, dass das gekenterte Boot ihrem Vater gehörte und sie mit ihren Freunden eine Segeltour zu ihrer Tante nach Barcelona machen wollte.
Ihre Eltern sind bereits in großer Sorge und sehr erleichtert, als sie von der Rettung ihrer Tochter und der beiden Freunde hören. Jetzt bangen sie mit ihr um das Leben von Silvio. Das Boot ist unwichtig, dass kann man ersetzen. „Mein Vater hat an Euch alle eine offizielle Einladung ausgesprochen. Ihr müsst bald kommen, es wird ein großes Fest geben, “ Verkündet sie überschwänglich. Pia dankt ihr artig für die Einladung, erklärt ihr aber, dass es in nächster Zeit damit nichts werden wird, da sie sich auf einer Weltumsegelung befinden und in den nächsten zwei bis drei Jahren sicherlich nicht nach Italien kommen. Gina ist sehr interessiert und fragt Pia jetzt Löcher in den Bauch, nach dem woher und wohin. Sie will alles zu ihrer Reiseroute wissen und vieles mehr. „Finde ich toll, so etwas mit seiner Familie machen zu können“, meint sie. „Am liebsten würde ich mit Euch kommen, aber ich studiere in Rom im zweiten Semester Meeresbiologie Mein Papa würde das nach diesem Unfall bestimmt auch nicht erlauben.“ „Wir haben dass auch nur machen können, weil es zeitlich bei uns allen gut gepasst hat,“ erklärt Pia.
In dem Moment kommt Giorgio in die Kabine. „Ich habe eben von der Küstenwache die Nachricht bekommen, dass auch Euer vierter Mann gefunden wurde. Allerdings ist er wohl durch die Explosion schwer verletzt worden. Sie haben einen Hubschrauber angefordert, der ihn gleich in eine Spezialklinik nach Valencia bringt. Mehr weiß ich auch noch nicht.“ Als der Name Silvio gefallen war, wacht auch Loretta auf und hört Giorgio verschlafen zu. Sie wird jedoch hellwach und hat vor Freude Tränen in den Augen. „Che dio ce la Mandi Bueno!“ ruft sie, ins italienische verfallend, warf sich Giorgio an die Brust und fängt hemmungslos an zu weinen. Er drückt sie an sich, läßt sie weinen und merkt, dass die ganze Anspannung der letzten Stunden langsam aus ihrem Körper weicht.
Gegen vier Uhr Nachmittags kommt die spanische Küste in Sicht. Eine halbe Stunde später haben sie die Steilküster der Costa Blanca vor sich. „Ich rufe jetzt mal meinen Patenonkel an.“ Theresa verschwindet im Salon und kommt nach ein paar Minuten mit der Nachricht zurück: „Wir können mit der Catalina direkt am Hauptkai anlegen. Er hat das mit dem Hafenmeister gedeichselt, die Küstenwache hat den auch schon informiert. Drei Krankenwagen warten am Kai, außerdem Vertreter der Küstenwache, der Guardia Civil und der Nautic Versicherung. Ich fürchte, da wartet jede Menge Papierkram auf uns, Giorgio.“ „Na ja, in so einem Fall muss das wohl sein, der Vorfall muss ja schließlich aufgeklärt werden, allein schon wegen der Versicherungen.“ vermutet Giorgio.
Als sie dann um die Hafenmole herum steuern, sehen sie am Kai eine größere Menschenmenge stehen, die offensichtlich auf ihre Ankunft wartet. Giorgio steuert mit Hilfe des Querstrahlruders langsam an den Kai des kleinen Hafens. Flo und Max werfen die Bug beziehungsweise Heckleinen an Land, wo sie von hilfreichen Händen an den Pollern vertäut werden. Kaum haben Pia und Theresa die Gangway runter gelassen, kommen zuerst die Ärzte und Sanitäter an Bord und laufen hinter Giorgio her, zu den Kabinen. Gleich danach springen zwei Beamte der Küstenwache und der Guardia Civil an Bord und überschütten die Catalina Crew mit einer Million Fragen, die Theresa übersetzen muss. Mitten in dem Gewimmel am Kai hat Theresa jetzt ihren Patenonkel, Olaf Thomsen entdeckt und winkt ihm fröhlich zu. Giorgio sah den Patenonkel in der Menge stehen. Er erinnert ihn mit seinem markanten Kopf und der imposanten Erscheinung sofort an Alessandro Palmiotta.
Nun versuchen noch etliche andere Leute an Bord zu kommen. Theresa hört von ihrem Patenonkel, dass es Pressefritzen wären, die aus erster Hand von der glücklichen Rettung berichten wollen. Auch das Fernsehen ist da und nimmt bereits das Schiff und die Besatzung ins Visier. Giorgio, dem dieser Rummel gar nicht recht ist, beordert Max mit Kolumbus an die Gangway, um die Meute davon abzuhalten, auf das Schiff zu klettern. Das aufgeregte Gebell von Kolumbus hält die Presseleute sofort auf Distanz. Pia geht zu Theresa an Land und beantwortet so gut es geht, mit Hilfe von Theresa und ihrem Patenonkel die vielen Fragen der spanischen Presse.
In diesem Moment kommen die Sanitäter mit Antonio auf der ersten Trage, die Gangway herunter, gefolgt von Gina, die selbst gehen kann und erschrocken auf die vielen Menschen blickt. Direkt dahinter weitere Sanitäter mit Loretta auf der zweiten Trage.Gina umarmt jeden einzelnen der Catalina Crew. Pia flüstert sie zu: „Pia, ich danke Dir und Deiner Familie von ganzem Herzen für unsere Rettung und Eure Hilfe. Meine Eltern lassen Euch grüßen und Danke sagen für alles. Meine Familie will sich noch direkt bei Euch melden.“ Dann humpelt sie, mit schmerzverzerrtem Gesicht Richtung Krankenwagen. Auch Loretta bedankt sich bei jedem Einzelnen: „Meine Eltern lassen auch herzlich danken. Sie möchten Ihnen gern eine Freude machen und fragen, was Ihnen denn gefallen würde?“ „Uns macht Freude, wenn Ihr bald wieder gesund und wohlbehalten zurück in Italien seid.“ antwortet Giorgio lächelnd. „Sie sind ein schwerer Fall, Giorgio, aber wir werden uns schon was einfallen lassen!“ lächelt Loretta gequält zurück.
Nachdem die Presse endlich verschwunden ist und auch das Fernsehen ausreichend Material für ihre TV Spotts zusammen hat, können Giorgio, Flo und Max endlich Herrn Thomsen an Bord begrüßen.Der Käpt´n bittet ihn in den Salon und will ihn zu einer Flasche Wein einladen, aber Herr Thomsen entgegnete: „Herr Lindner, ich danke Ihnen herzlich für die Einladung, aber meine Frau hat für uns alle ein kleines Abendessen vorbereitet, weil sie meint, dass Ihnen nach all der Aufregung etwas Landgang und fester Boden unter den Füssen gut tun wird. Daher möchte ich meinerseits eine Einladung aussprechen und hoffe, dass Sie die annehmen!“ erklärt er feierlich.Nach einem kurzen Blick über seine Crew erklärt Giorgio: „Herzlichen Dank für die Einladung Herr Thomsen, wir nehmen gern an. Unser letzter Törn von Marseille bis hier war zwar nicht so lang, aber dafür heftig. Darum haben wir gegen einen Landgang nichts einzuwenden.“ Sie machen sich in Windeseile landfein und quetschen sich dann zu sechst in den Thomsenschen Jeep.
Die Fahrt geht an der herrlichen, breiten Bucht von Javea entlang und dann ein gutes Stück Hügel aufwärts durch üppige Pinienwälder. Nach einigen Minuten biegt ihr Gastgeber links ab, Richtung Küste. Der Weg gibt Atemberaubende Blicke über die Steilküste und das Meer frei. Nach einer weiteren Linkskurve fährt er auf ein großes, schmiedeeisernes Tor zu, welches sich wie von Geisterhand öffnete. Ein Blumen umsäumter Weg tut sich auf, der dann nach ungefähr siebzig Metern vor einer, im Maurischen Stil errichteten, schneeweißen Villa mit blauen Klappläden, endet. Ihr Gastgeber ist jetzt im Ruhestand und lebt mit seiner Frau die meiste Zeit des Jahres hier. In seiner aktiven Zeit, war er Gewürzhändler in Hamburg und mit der Familie Lauritzen bereits über dreißig Jahre befreundet. Er hat viele gemeinsame Projekte mit Theresas Vater durchgezogen, da Kaffee und Gewürze oft aus den gleichen Ländern kommen. Durch diese Freundschaft ist er auch Theresas Patenonkel geworden.
Die Thomsen´s wohnen in einer prachtvollen Villa im Ortsteil Mar Azul, die er selbst vor zwanzig Jahren entworfen hat. Sie haben einen tollen Blick auf das Meer.
Das Haus ist von einem tropischen Garten umgeben, in dem es wunderbar in allen erdenklichen Farben blüht und duftet. In diesem Moment wird die Haustür von innen geöffnet. Heraus tritt eine elegant wirkende, ältere Dame. Mit strahlendem Lächeln begrüßt sie zuerst Theresa, dann stellt ihr Mann die Familie Lindner vor. Giorgio bedankt sich herzlich bei ihr für die nette Einladung. Auch innen strahlt das Haus gediegene Eleganz und Stil aus. Die Einrichtung ist überwiegend in hellem Pinienholz. Marmorböden, pastellfarbene Wände und bodentiefe Fenster lassen Großzügigkeit aufkommen. Den Blick über eine große Terrasse, auf den Blumengeschmückten Garten und einem leicht geschwungenen Pool auf das Meer, kann man als paradiesisch bezeichnen. Der Pool ist mit einem speziellen Überlauf ausgestattet, so dass man das Gefühl bekommt, direkt ins Meer zu schwimmen.
„Jetzt verstehe ich, warum Sie den größten Teil des Jahres hier leben. Das ist ja wirklich ein traumhaftes Fleckchen Erde.“ begeistert sich GiorgioDie Dame des Hauses hat den langen Tisch auf der Terrasse gedeckt, von wo aus man einen herrlichen Blick auf das erleuchtete Javea hat. Thomsen´s sind beide Segel interessiert und wollen natürlich ganz genau wissen, wie das mit der Erbschaft ist, mit dem heftigen Sturm und der Rettung der Schiffbrüchigen. Vor allem aber, wie die weiteren Pläne der Weltumsegelung aussehen. Theresa hat die beiden, mit Giorgios Einverständnis, für den nächsten Tag auf die Catalina eingeladen. Thomsen´s freuen sich schon, das Schiff in Ruhe besichtigen zu dürfen.
Nach dem üppigen Essen, setzen sie sich an den Pool zu einem guten Rioja zusammen. Theresas Patenonkel erzählt allerlei Anekdoten aus seinem bewegten Gewürzhändler Leben, vor allem in den Mittelamerikanischen Ländern. Da einige dieser Länder auf der geplanten Route der Weltenbummler liegen, saugen sie alle Tipps, die sie bekommen können, dankbar auf. Nach einem ebenso netten, wie informativen Abend fährt Herr Thomsen die Crew der Catalina zurück zum Schiff und freut sich schon auf den nächsten Tag. Am Morgen, gegen acht Uhr, werden sie von einem penetranten Klopfen am Niedergang geweckt. Kolumbus, der seinen Schlafplatz in Flo´s Kabine hat, veranstaltet ein Riesenspektakel. Flo schlurft, noch ziemlich verschlafen und nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet, was mehr zeigt als verbirgt, durch den Salon zum Niedergang.
Sie öffnet die Tür und sieht davor einen elegant gekleideten, gut aussehenden Mann um die dreißig. Es ist ein südländisch aussehender Typ mit schwungvollem Oberlippenbärtchen, der etwas verdutzt, aber auch leicht amüsiert auf Flo´s offenherzige Erscheinung schaut.Er stellt sich als Ettore Pagani aus Milano vor und ist für die Versicherungsgesellschaft hier, die die Yacht von Ginas Vater versichert hat. Er will wegen des Unfalls recherchieren. Flo bekommt einen roten Kopf, bedeckt notdürftig ihre Blößen und beeilt sich, ihren Vater zu holen. Giorgio liegt noch im Bett, ist aber schon wach, als Flo in seine Kabine gestürmt kommt um den Besucher anzumelden. Er brummt unwirsch: „Warum muss denn dieser Versicherungsheini so früh kommen. Wir können doch zu dem Unglück auch nicht mehr sagen, außer, dass wir die Drei aus dem Wasser gefischt haben.“ Er zieht sich mürrisch einen Bademantel über und geht in den Salon. Fast eine geschlagene Stunde bombardiert Signore Pagani ihn mit allen möglichen Fragen und schiebt, einigermaßen zufrieden gegen neun Uhr wieder ab.
„Jetzt müssen wir uns beeilen, hier sieht es ja noch aus, wie bei Hempels unterm Sofa. In einer Stunde kommen die Thomsen´s“, ruft Giorgio. Flo will für ihre Gäste ein Mittagessen zaubern und ist jetzt schwer in der Kombüse zugange, während der Rest der Mannschaft mit Aufräumen der Kabinen, des Salons und auf Deck beschäftigt ist, um wieder eine gemütliche Atmosphäre zu zaubern. Pünktlich um zehn Uhr tauchen ihre Gäste am Kai auf. Olaf Thomsen ruft mit tiefer Stimme: „Ahoi! wir bitten, an Bord kommen zu dürfen!“ Er klettert bereits, unter dem missbilligenden Blick seiner Frau, die Gangway hoch. Theresa, die noch mit dem Ordnen der Deckchairs beschäftigt ist und ihn hört, ruft lachend zurück: „Die Bitte ist gewährt, herzlich Willkommen an Bord!“ Pia und Max kommen jetzt an Deck, begrüßen ihre Gäste herzlich und fangen sofort mit der Schiffsführung an. Nach einem ausgiebigen Rundgang durch das ganze Schiff, versammeln sie sich im Salon.
Ihre Gäste sind von der Catalina schwer angetan. „Es ist ja alles vorhanden, von der Waschmaschine über den Tiefkühlschrank bis zum Fernseher und alles ist so elegant!“ staunt Frau Thomsen.“ Nachdem sie mit einem Sherry angestoßen haben, fragt Herr Thomsen, ob er sie zu einer kleinen Spritztour ins schöne Hinterland der Costa Blanca, wo Spanien noch ursprünglich ist, einladen darf. „Jetzt müssen wir leider Einspruch einlegen Herr Thomsen, unsere Florentine hat ein Mittagessen vorbereitet. Wir möchten Sie heute einladen, mit uns an Bord zu essen!“ entgegnet Giorgio. „Das ist ja wunderbar, ich habe schon lange nicht mehr auf einem Schiff gegessen, geschweige denn auf so einem schönen Segler!“ freut sich seine Frau.
Pia und Max haben den Tisch am Ruderhaus gedeckt und Flo bringt auch sofort als Vorspeise eine Gazpacho Andaluz, eine erfrischende, kalte Gemüsesuppe. Als Hauptgericht versucht sich Flo, auf Wunsch der Familie, erneut an einer Bouillabaisse, die auf allseitige Begeisterung stößt. Zum Abschluss serviert Flo eine original Hamburger rote Grütze, nach altem Familienrezept von Frau Herzig. Das Essen zieht sich bis in den Nachmittag, die Stimmung ist prächtig, man ist längst beim Du angelangt, als Renate, die Frau des Gewürzhändlers, fragt: „Ihr bleibt doch noch ein paar Tage, damit wir noch einiges gemeinsam unternehmen können?“
„Liebe Renate“ beeilte sich Giorgio zu sagen. „Morgen früh werden wir noch Wasser, Proviant und Diesel bunkern, aber dann werden wir weiterziehen. Wir haben schließlich noch einen langen Weg vor uns!“ grinst er. „Schade, Giorgio, aber ich kann Euch verstehen, Ihr lebt ja jetzt nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel!“ und lacht.
Theresa freut sich, Max das Land, wo ihre Mutter herkommt, zeigen zu können. Man verständigt sich deshalb darauf, dass Pia, Theresa und Max mitfahren, während Flo mit ihrem Vater alles Notwendige für die Weiterreise organisiert. Mittags wollen sie wieder an Bord sein.“Kolumbus muss aber auch mit, dem tut es bestimmt gut, sich mal richtig auszutoben!“ ruft Olaf, der von dem Schäferhund schwer begeistert ist, was offensichtlich auch auf Gegenseitigkeit beruht, da Kolumbus ständig um Olaf herum schwänzelt. „Ihr macht mich noch richtig eifersüchtig!“ ruft Flo mit gespieltem Ernst, da Kolumbus sonst ihr kaum von der Pelle weicht.
Nach ihrer interessanten, ereignisreichen Tour am nächsten Tag kommen Theresa, Max, Pia und Kolumbus gegen ein Uhr Mittags ziemlich müde zur Catalina zurück. Flo und ihr Vater haben in der Zwischenzeit alle, für die Weiterreise notwendigen Dinge besorgt und verstaut.Selbst das Dieselbunkern ist kein Problem, da direkt hinter ihrem Schiff eine Bunkerstation ist und sie sich der langen Schläuche dort bedienen können. Olaf hat ihnen noch einen Stapel verschiedener spanischer Zeitungen mitgebracht, in denen über ihre Heldentaten ausführlich, sogar mit vielen Fotos, berichtet wird. Die Catalina war gut getroffen und auch ein Großfoto von Max und Kolumbus an der Gangway ist dabei. „Ich werde die Berichte nachher alle vorlesen“ verspricht Theresa und umarmt ihren Patenonkel und Renate herzlich und bedankt sich für die schöne Zeit in Javea. Diesem Dank können Giorgio und der Rest der Crew sich nur anschließen, haben sie doch in der kurzen Zeit hier neue Freunde gefunden.
Weil er diese Reise bisher so unbeschreiblich zufrieden und glücklich erlebt hat, ertappt er sich seit kurzem dabei, auch seinen Onkel Victor in diese Zwiegespräche mit einzubeziehen. Er ist schließlich für diese gewaltige Veränderung in ihrem Leben verantwortlich, wofür ihm Giorgio unendlich dankbar ist. Deshalb liebt er diese Nachtwachen, anstatt ihn müde werden zu lassen, stärken ihn solche Momente und geben ihm neue Kraft.
Theresa und Max haben ihre Wache nacheinander erledigt und sich, mit einer Flasche Barolo und zwei Gläsern bewaffnet, in die Kabine zurückgezogen und machen es sich in dem weichen, breiten Bett gemütlich. Sie kuscheln sich aneinander und schwärmen noch einmal von dem schönen Ausflug, mit Renate und Olaf. Vor allem Theresas Augen leuchten, wenn sie an die hübschen Dörfer mit den weiß getünchten Häusern, die romantischen Brunnen und die kleinen Blumengeschmückten Plazzas denkt, wo als Schattenspender in der Mitte eine schöne, große Palme steht. Das ist in ihren Augen noch ein Stück heile Welt. Theresa denkt an ihre Mutter, die als Kind diese Welt noch erlebt hat. Sie ist zwar nicht hier, sondern in der Nähe von Toledo geboren, hat ihre Ferien jedoch immer in Javea verbracht. Theresa kann sich gut vorstellen, wie ihre Mutter als Teenager ihre ersten Flirt Versuche an so einer Plazza begann. Bei dem Gedanken wird sie leicht sentimental und kuschelt sich noch näher an Max heran.
Der denkt darüber nach, wie schön es doch sein muss, so wie Theresa zwei Heimatländer zu haben, die jeweilige Mentalität und die Sprache zu kennen und sich in beiden Ländern sofort zu Hause zu fühlen. In diesem Moment drückt sich Theresa so eng an ihn, dass ihm die Luft wegbleibt und er spontan seinen Arm um ihre Hüften legt. Thea, wie sie nur in ganz romantischen Momenten und nur von Max genannt werden darf, stößt einen wohligen Seufzer aus, umschlingt Max jetzt und sucht seine Lippen für einen langen und fordernden Kuss. Diesen Kuss erwidert Max nur allzu gern, da er weiß, dass Theas Küsse ihn regelmäßig in den siebten Himmel katapultieren. Er kennt kein Mädchen, was so liebevoll, einfühlsam und dennoch leidenschaftlich küsst, wie Thea und führt das auf ihr spanisches Temperament zurück.
Nun fangen sie an, sich leidenschaftlich zu liebkosen. Thea beginnt leise, wohlig zu stöhnen. Sie setzt sich kurz auf, strahlt Max an und flüstert, „Was habe ich doch für ein schönes Leben. Diese tolle Reise mit dem Mann den ich liebe an meiner Seite.“ Erneute, leiden-schaftliche Küsse führen dazu, das den beiden warm, um nicht zusagen heiß wird. Sie verlieren sich in innigen Zärtlichkeiten und heftiger Erregung.
Die Welt um sie herum ist vergessen. Sie lieben sich so intensiv und einfühlsam, wie sie es in der ganzen Zeit ihres Zusammenseins noch nie erlebt haben. Beide haben das Gefühl, dass ihre Liebe zueinander von Tag zu Tag stärker und erfüllter wird. Besonders diese Reise und die gemeinsamen Vorbereitungen dafür, haben sie zusammen geschweißt und viele Gemeinsamkeiten erkennen lassen. Erschöpft aber glücklich umarmt Max Thea, die sich wohlig zufrieden an ihn schmiegt und flüstert. „Ich hoffe, dass unsere Liebe nie endet und wir uns auch in zwanzig Jahren noch so lieben können.“ „Es ist so schön mit Dir und wenn ich jetzt nicht so müde wäre, könnt ich gleich noch mal.“ lächelt sie ihn an. „Meine ganz, ganz große Liebe“ flüstert Max zurück, „Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben. Du bist die tollste Frau der Welt, ich möchte immer für Dich da sein und auch in Hundert Jahren werden wir noch wilden Sex haben!“ ist er überzeugt.
Am nächsten Morgen, strahlt die Sonne bereits auf das Schiff und ihre Besatzung herab. Flo hat ein zünftiges Seemanns Frühstück mit Speck und Eiern gezaubert. Beim Frühstück teilt Giorgio seiner Crew erfreut mit, dass sie nach seinen Berechnungen bereits am Abend in Malaga einlaufen werden. „Wenn wir nicht wieder in eine Flaute kommen,” fügt er vorsichtig hinzu. „Damit uns nicht langweilig wird und wir im Hafen einen guten Eindruck machen, ist heute Schiff aufklaren und Deck schrubben angesagt!“ Ein leicht sadistisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Er stellt sich auf Protestgeschrei seiner Mannschaft ein. Um so erstaunter ist er, als er nur ein williges „Ay ay Sir,“ hört. Die restliche Strecke nach Malaga verläuft ohne Zwischenfälle, immer in Sichtweite der Küste. Das Schiff ist zwischenzeitlich blitzblank und strahlt mit der Sonne um die Wette.
Gegen fünf Uhr Nachmittags kommt der Hafen von Malaga in Sicht. Diese wunderschöne alte, andalusische Maurenstadt liegt eingebettet von den Bergen der Montes de Malaga. Zwei Flüsse, die dort ins Meer fließen, teilen die Stadt in drei Teile. Im östlichen Teil liegt die Altstadt mit dem urigen Hafenviertel El Palo, das mit unzähligen Restaurants und Szenetreffs gespickt ist. Auf der Ostseite liegt noch ein kleinerer Yachthafen, in dem auch die Catalina ihren Liegeplatz bekommt. Das heißt, sie liegen nicht an der Kaimauer, sondern an Dukdalben, also Pfählen, mitten im Hafenbecken. Sie müssen jeweils mit ihrem Beiboot übersetzen, was sie ja von Korsika schon gewohnt sind. Sie haben, wegen der Schiffsgröße keinen Platz am Kai bekommen. Giorgio ist aber nicht böse darüber, da die Liegegebühren hier fast nur die Hälfte kosten. Als sie im Hafen festmachen, sehen sie hoch über sich,
majestätisch auf einem Felsen thronend das Castillo de Gibralfaro. Ein altes Mauren Kastell aus dem vierzehnten Jahrhundert. Am Abend wunderschön beleuchtet. Giorgio sitzt mit seiner Crew um den Kartentisch und beratschlagt das Programm der nächsten drei oder vier Tage. Theresa und Giorgio wollen unbedingt mit einem Mietwagen einen Abstecher nach Granada machen um sich dort die Alhambra anzusehen. Nach den Infos, die Theresa von ihrer Mutter hat, muss man diese Maurenburg einfach gesehen haben.
Auch Pia, Max und Flo wollen sich das nicht entgehen lassen. „Hier in der Gegend gibt es doch die berühmten weißen Dörfer.“ spielt Max wieder den Fremdenführer. „Das wäre doch auch noch was. Die Eltern eines Schulfreundes haben dort vor Jahren ein Haus gekauft und Leo war immer ganz begeistert.“ legt er nach. Flo rollt schon mit ihren, dunklen Augen und giftet genervt: „Du und Deine blöden Sehenswürdigkeiten. Wenn wir uns die Alhambra reinziehen, reicht das doch. Lasst uns lieber noch Malaga ansehen, hier gibt’ s bestimmt tolle Läden, oder Pia?“ Sie wirft einen Hilfe suchenden Blick zu ihrer Schwester. Da Giorgio ahnt, was kommt, verkündet er lieber schnell seinen Vorschlag. „Also, Morgen werden wir hier in Malaga bleiben. Jeder kann dass machen oder Besichtigen, was er möchte. Übermorgen werden wir nach Granada fahren. Wir brauchen mit Sicherheit dafür den ganzen Tag. Am dritten Tag fahre ich mit dem, der mit will, hier ein bisschen in der Gegend herum und werde mir auch ein paar schöne Stunden am Strand gönnen. Die weißen Dörfer sind dann auch auf dem Programm. Außerdem möchte ich mir auf jeden Fall das Geburtshaus von Picasso nebst Galerie ansehen. Ihr könnt von mir aus Shoppen gehen, biss die Schwarte, äh ich meine der Geldbeutel kracht.“ Seine Vorschläge stoßen auf Breite Zustimmung aller Beteiligten und der Familienfrieden ist wieder hergestellt.
Am nächsten Morgen machen sich Giorgio, Theresa und Max früh auf den Weg in die Stadt. Sie haben sich als erstes das Castillo Gibralfaro vorgenommen, da man von dort oben einen fantastischen Überblick über die Stadt hat und gut weitere Besichtigungsziele festlegen kann. Flo und Pia wollen etwas länger schlafen, gemeinsam die Kombüse aufklaren und anschließend zu einem ausgedehnten Stadtbummel aufbrechen. Sie sind gerade mit dem Aufbrezeln fertig, als Pia siedend heiß einfällt, dass der Rest der Mannschaft ja bereits mit dem Beiboot an Land getuckert war. Das Dingi liegt jetzt gut vertäut am Kai. „Und wie kommen wir jetzt rüber?“ fragt Flo mit leichter Panik in der Stimme.
Sah sie doch ihre Shoppingtour buchstäblich in Wasser fallen. Auch Pia hat in dem Moment keinen Schimmer, was sie nun machen sollen und schaut recht ratlos drein. Plötzlich strahlt Flo wieder und ruft: „Mensch wir haben doch in dem Schapp hinter der Badeplattform noch ein aufblasbares Boot und Paddel sind auch dabei!“ Schon läuft sie zum Heck, untersucht den Verschlag und wird schnell fündig. Heraus kommen ein Gummiboot mit einem einlegbaren Holzboden, sowie zwei stabile Ruder und die dazugehörige Fußpumpe. Sofort setzt sie die Pumpe in Gang. Im Nu ist das Boot aufgeblasen und liegt Abfahrbereit im Wasser. Kolumbus will unbedingt mit und ist schon halb im Boot. Pia und Flo brauchen eine Weile, ihm klarzumachen, dass er das Schiff bewachen muss. Das passt ihm gar nicht. Er versucht es mit seinem besten traurigem Hundeblick. Als alles nichts nützt und die Mädchen hart bleiben, trollt er sich beleidigt auf das Oberdeck. „Na da haben wir ja noch mal Glück gehabt, aber Du ruderst jetzt.“ bestimmt Pia. Flo ist zu fast allem bereit, Hauptsache, sie kann shoppen. Fünf Minuten später stehen sie am Kai und vertäuen ihre Nussschale neben dem Dingi der Catalina.
Am Abend kommen Giorgio, Theresa und Max mit einem größeren Geländewagen zurück, in dem alle für ihre morgige Tour bequem Platz haben. Sie sind von der Schönheit der Stadt, mit ihren vielen Plazzas, sowie ihrer Umgebung begeistert und haben neben dem Picasso Geburtshaus auch noch das Museo Picasso und den maurischen Königspalast Alcazaba aus dem elften Jahrhundert besichtigt Ein ausgiebiger Stadtbummel mit Kaffeehaus Besuch rundet ihr Besichtigungsprogramm dann ab.
Die beiden Mädchen klappern fast sämtliche Boutiquen und ein paar Feinkostgeschäfte der Haupt Einkaufsstraße, Calle Larios sowie der Seitenstraßen ab und kommen, mit etlichen Tüten bewaffnet, todmüde zurück. Flo ist nicht mehr in der Lage, ein Abendessen zuzubereiten. Theresa opfert sich und macht aus den, von Flo und Pia mitgebrachten Spezialitäten, eine leckere Tapas Platte.
Um sieben Uhr Morgens sind sie wieder auf den Beinen, um möglichst früh die hundertzwanzig Kilometer nach Granada zu bewältigen. Diesmal darf auch Kolumbus mit, was er ihnen mit Freudentänzen und heftigem Schwanzwedeln dankt.Die Fahrt ins Andalusische Hinterland führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Auch jetzt, Ende April sind die Berge der Sierra Nevada größtenteils noch schneebedeckt. Granada liegt am Fuße dieses größten Spanischen Gebirges in einem weitläufigen Tal. Von weitem können sie schon die Imposante, mächtige Festung der Alhambra auf einem gegenüberliegenden Hügel erkennen. „Ich schlage vor, dass wir da zuerst hinfahren, da die Alhambra mit Sicherheit am interessantesten ist und die meiste Zeit benötigt!“ schlägt Giorgio vor. Max gibt wieder den Reiseführer, diesmal ohne Protest der drei Damen. „Die Alhambra, oder auch rote Burg ist eine der bedeutendsten Stadtburgen Spaniens mit einer Grundfläche von über dreizehn Hektar. Das schönste Beispiel islamischer Kunst überhaupt. Die Festung besteht aus vielen Gebäuden und ist von einer riesigen Festungsmauer umgeben. Die ausgedehnten Gartenanlagen des Generalife gehören zu den schönsten Arabischen Gärten überhaupt. Auch die zahlreichen Mosaiken in den verschwenderischsten Farben machen die Alhambra zu einer der berühmtesten und meistbesuchten Sehenswürdig-keiten der Welt,“ doziert er zufrieden. Der Rest der Familie sagt gar nichts und ist gespannt, was sie nun erwartet.
Nach fünf Stunden ausgiebiger Besichtigung, sind sie schwer begeistert und ergriffen vor so viel kunstvoller Schönheit. Vor allem Giorgio berauscht sich an der Jahrhunderte alten Kunst und Architektur. „Jetzt ist mir aber nach einer Stärkung!“ läßt Flo wissen, alle stimmen ein und laufen den Berg hinunter in die Stadt, auf der Suche nach einer gemütlichen Taverne. wo man auch Kolumbus mitnehmen darf, was in Spanien nicht überall möglich ist. Nach wenigen hundert Metern werden sie fündig und lassen sich in die bequemen Rattan Sessel einer urigen Taverne fallen. Der dicke Wirt, der sogar etwas Deutsch kann, empfiehlt ihnen Ajo Blanco eine kalte Mandelsuppe, gefolgt von der Tortilla al Sacramonte einer typischen Spezialität dieser Stadt, einer besonderen Form des spanischen Omelett. Flo und Max gönnen sich noch Pestinos, eine der süßen Nachspeisen. Anschließend, nicht mehr ganz so frisch und unternehmungslustig schlendern sie durch La Alcaiceria, den uralten arabischen Seidenmarkt, der tatsächlich die Geschäftigkeit eines arabischen Basars verkörpert. Dann denken sie an den Rückweg und kommen gegen halb sieben im letzten Tageslicht wieder im Hafen an.
Am Kai stehen, wie bisher überall auf ihrer Reise, etliche Touristen und schauen sich die Fischerboote, aber vor allem die Catalina an. Manch neidvolle Blicke treffen ihr Schiff. Da die Catalina unter italienischer Flagge läuft, trauen die meisten, offensichtlich englischen und deutschen Urlauber sich nicht, die Besatzungsmitglieder anzusprechen und so bleiben ihnen lästigen Fragen meistens erspart. Als sie am Schiff ankommen, springt zuerst Max auf die Badeplattform um das Beiboot fest zu machen. Kolumbus will mit einem Riesensatz hinterher, rutscht aber mit den Vorderpfoten ab und landet mit lautem Platsch im Wasser. Er zappelt und winselt heftig, macht dann Schwimmbewegungen, aber leider in seiner Panik, vom Schiff weg. Giorgio und die Mädchen, die noch im Beiboot sind, versuchen ihn heran zu ziehen. Max hat sich einen Bootshaken gegriffen, um ihn am Halsband packen zu können. Er ist aber schon zu weit weg. Giorgio bleibt nicht anderes übrig, als den Motor wieder zu starten und hinter dem zappelnden Kolumbus her zu spurten. Er war jetzt so verstört, das er alle Versuche, ihn ins Boot zu ziehen, erfolgreich abwehrt. Pia kann die Panik, die Kolumbus erfasst hat, nicht mehr mit ansehen und springt kurz entschlossen ins Wasser. Sie versucht ihn zu beruhigen und kann ihn endlich am Halsband packen und hinter sich her ziehen. „Halt Dich an der Leine fest, wir ziehen Dich bis zur Catalina!“ ruft Giorgio. Kaum angekommen zieht Max den Hund mit dem Bootshaken, während Flo und Theresa vom Boot aus und Pia von unten versuchen, vierzig Kilo nassen Schäferhund an Bord zu hieven. Kaum auf der Badeplattform, stellt Kolumbus fest, das vier seiner Leute noch nicht nass sind und fängt sofort an, dass zu ändern, indem er sich kräftig schüttelt. So haben schließlich alle was von seinem unfreiwilligen Bad.
Tags darauf machen sich Giorgio, Max und Theresa mit Kolumbus auf, die weißen Dörfer zu besuchen und unterwegs an einem schönen Strand zu baden. Der Hund hat sein unfreiwilliges Bad offensichtlich schon vergessen und springt fröhlich und schwungvoll ins Beiboot. Pia und Flo wollen sich nun doch das Museo Picasso ansehen, nachdem der Rest der Familie davon so geschwärmt hat. Außerdem haben sie Lust, sich an eine Plazza zu setzten, etwas zu trinken und einfach das spanischen Leben und Treiben zu genießen.
Am folgenden Vormittag legt Giorgio, um den speziellen Wunsch der drei Damen zu erfüllen, Richtung Marbella ab. Er hat mit dieser Schickeria Hochburg überhaupt nichts am Hut, aber gegen seine Mädels hat er keine Chance. Max steht am Ruder und ruft: „Kurs West, West, Süd!“ Die Ankunftszeit in Marbella hat Giorgio auf ungefähr fünf Uhr Nachmittags berechnet. Er besteht darauf, vor der Mole von Porto Banus auf Reede zu liegen, weil er nicht bereit ist, die übertriebenen Liegegebühren im Hafen zu zahlen. Während des kurzen Törns haben die Kinder das Deck aufgeklart, da sie mit ihrem Schiff bei den Schönen und Reichen einen guten Eindruck machen wollen. „Du Pap´s“. Allein diese Anrede läßt Giorgio schon zusammenzucken, „Du Pap´s, können wir nicht wenigstens unter vollen Segeln so weit wie möglich an unseren Liegeplatz heran robben, dass macht doch einfach mehr her!“ versucht Flo ihren Vater zu bezirzen. „Ich mach mich doch nicht zum Popanz von diesen Neureichen. Wir segeln so lange, wie es sinnvoll ist und wenn es keinen Sinn mehr macht, werden wir unseren Volvo anschmeißen und unter lautem Geknatter zu unserem Liegeplatz rauschen!“ erwidert er leicht grantelt. Zu Flo´s Beruhigung ist tatsächlich Segeln bis kurz vor ihrem Ankerplatz möglich. Auch das Segel einholen klappt wie am Schnürchen. Der Käpt´n versucht die Catalina mit Hilfe des Echolots so nah wie möglich an die Hafeneinfahrt von Puerto Banus zu bringen, damit der Weg mit ihrem Dingi nicht zulang wird.
Als ihr Schiff dann fest verankert ist und die Mannschaft Zeit zum Luftholen hat, muss selbst Giorgio zugeben, dass das tiefblaue Meer mit den strahlend weißen Häusern von Puerto Banus dahinter, ein wirklich schöner Anblick ist. Dennoch hat er eine tiefe Abneigung gegen diesen Tummelplatz der Reichen und Neureichen, da ihm Leute, die nicht arbeiteten und dem lieben Gott den Tag stehlen, zutiefst zuwider sind. Es bedarf schon der Überredungskunst aller Besatzungsmitglieder, ihn zu bewegen, mit ihnen hier an Land zu gehen. Pia wirft ein: „Giorgio, was macht das für einen Eindruck, wenn nur die Besatzung ohne ihren Kapitän an Land geht!“ Theresa versucht es mit „Giorgio, ich war mit meinen Eltern schon zweimal hier, ich kann Dir versichern, es gibt auch hier ne Menge netter Leute und nicht nur Spinner. Außerdem macht es Spaß, diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten mal zu besichtigen!“ Flo und Max haben auch entsprechende Kommentare bereit und schließlich gibt Giorgio sich geschlagen und brummt. „Okay, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Also Abfahrtzeit ist in einer halben Stunde!“
Ein dreistimmiger Schrei der Entrüstung kam von den Mädchen. „Wir müssen uns doch noch aufhübschen, oder denkst Du, wir können uns so, wie wir sind, dort blicken lassen. Wir brauchen mindestens eine Stunde und das ist schon knapp!“ Alle drei sehen ihn mit funkelnden Augen an. Die Männer blicken sich vielsagend an. Giorgio beeilt sich zu korrigieren. „Okay, es ist jetzt zehn vor fünf, um sechs legt das Boot ab. Mit oder ohne Euch!“ Die Mädchen sind wie der Blitz unter Deck verschwunden.
Als ihr Dingi dann am Kai von Puerto Banus anlegt, kommt sofort ein schlanker und teuer gekleideter Mann auf sie zu. Theresa schätzt ihn auf Ende Dreißig. Er spricht Giorgio auf englisch an und stellt sich zunächst vor: „Mein Name ist Enrico Cortaz, ich bin der Präsident vom Segelclub Puerto Banus. Ich nehme an, Sie sind der Capitano von diesem schönen Schiff?“ blickt er fragend Giorgio an. An seine guten Manieren denkend, beeilt Giorgio sich, seine Crew und sich selbst ebenfalls vorzustellen. Senór Cortaz war mit dem, was er sah und hörte offenbar zufrieden und spricht dann auf deutsch weiter:
„Ah, Sie kommen aus Deutschland, wir haben mehrere Schiffe aus Deutschland hier, aber kein Segler ist so schön und prächtig, wie Ihr Schiff. Warum liegen Sie draußen auf Reede? Ihr Schiff muss in den Hafen, es wäre uns eine Ehre, sie hier als Gast begrüßen zu können. Ist doch tolle Werbung für unseren Hafen.“ fügt er verschmitzt hinzu. Pia denkt sofort an den zusätzlichen Zeitaufwand, wenn die Catalina noch mal umgesetzt würde und antwortet schnell: „Senór Cortaz, wir bedanken uns für Ihre Einladung, aber da wir morgen früh schon weitersegeln, wollen wir hier nicht so viele Umstände machen!“ Sie strahlt ihn mit ihrem schönsten Lächeln an. Senór Cortaz schmilzt dahin, wie Butter in der Sonne. „Dann gestatten Sie mir wenigstens, Sie heute Abend zum Dinner in unseren Club einzuladen, Sie müssen meinen Freunden und mir unbedingt Ihre Erlebnisse mit diesem schönen Schiff erzählen!“ Er hat jetzt nur noch Augen für Pia und riskiert einen vorsichtigen Blick in ihren offenherzigen Ausschnitt.
Da Max den Hilfe suchenden Blick von Pia erkannt hat und daran dachte, dass sie ja eigentlich von Marbella etwas sehen und nicht die ganze Zeit in einem feinen Segelclub smal talk machen wollen, beeilt er sich zu sagen: „Das ist sehr nett, Senór Cortaz, aber wir sind bereits mit Geschäftsfreunden meines Vaters in der Stadt verabredet. Deshalb können wir Ihre Einladung leider nicht annehmen. Aber bei unserem nächsten Törn in diese Gegend, kommen wir gern darauf zurück!“ Senior Cortaz sieht nun betrübt in die Runde. Beim Anblick von Pia legt sich seine Stirn noch mehr in traurige Falten. „Nun, man kann dann nichts machen, aber Sie müssen mir versprechen, beim nächsten Mal, Sie segeln in den Hafen und lassen sich von mir zum Dinner einladen, okay?“ Er sieht wieder etwas hoffnungsvoller drein und verabschiedet sich dann höflich von ihnen. Zum Schluss drückt er Pia schmachtend die Hand, schaut ihr tief in die Augen und flüstert; „Sehen wir uns hoffentlich bald wieder, Senorina. Wenn Sie kommen, ich lege Ihnen Marbella zu Füßen?“ Mit einem letzten tiefen Blick auf ihren Ausschnitt verschwindet er Richtung Clubhaus.
Als sie dann endlich in einem gemütlichen Restaurant an der Plazza de los Naranjos bei einer Pizza sitzen, lästert Max: „Pia, mir tut es leid, dass ich Dich von Deinem Verehrer weg gelotst habe. Aber wir können Dich ja auch hier lassen und auf dem Rückweg so in zwei bis drei Jahren wieder abholen. Dann hast Du Zeit, Deinen reichen Playboy richtig kennen zu lernen!“ Flo springt sofort auf den Zug auf und wirft grinsend ein: „Wer weiß, vielleicht ist sie dann sogar schon verheiratet, hat ein paar Bambini´s und fühlt sich Pudelwohl beim Jet Set!“ „Ihr seid Idioten, alle Beide. Wenn ich mich nicht geopfert hätte, würdet Ihr jetzt nicht hier sitzen, sondern in dem piekfeinen Club jede Menge blöde Fragen beantworten müssen. Außerdem hat der Mann doch Geschmack bewiesen, wenn er sich für mich entschieden hat, oder?“ Sieht sie halb beleidigt, halb belustigt in die Runde. Nach dem Essen mit einem gutem Rioja, ziehen sie Schaufenster bummelnd durch die engen Gassen und werfen, kurz vor Mitternacht noch einen kurzen Blick in eine der angesagten Discotheken in der Nähe des Hafens.
Giorgio staunt über das flippige Discovolk. Auch die jüngere Generation, die ja aus Hamburg bereits einiges gewöhnt ist, bekommt große Augen, angesichts der schrillen Aufmachung der Damenwelt. „Da ist die Hamburger Disco Szene ja nur Kindergeburtstag.“ spricht Flo aus, was alle denken. Nach ein paar Drinks verziehen sie sich Richtung Dingi und machen, dass sie auf die Catalina kommen. Nach ausgiebigen Frühstück, sitzt Giorgio am Kartentisch und berechnet den Kurs und die Dauer ihres nächsten Törns. Jetzt wollen sie nach Casablanca in Marokko und damit für lange Zeit Europa ade sagen.
Nachdem Kombüse und Deck aufgeklart und die Anker eingeholt sind, dreht Giorgio die Catalina in Richtung offenes Meer und gibt das Kommando: „Setzt Segel!“ Schon kommt das nächste Kommando: „Kurs Süd, Süd, West!“ „Ay, ay, Sir gibt Max, der am Ruder steht zurück.
Kapitel 12
12. Schau mir in die Augen, Kleines
Am Horizont auf der Backbordseite können sie im Morgendunst bereits das Rifgebirge von Marokko erkennen. Giorgio hat für den Törn nach Casablanca ungefähr einen Tag berechnet. Der Wetterbericht bringt für die Straße von Gibraltar Nordwestwind der Stärke Fünf, was bedeutet, dass sie heftig kreuzen, oder sogar den Motor benutzen müssen. Nach der Meerenge würde der Wind für sie günstiger stehen, da dann ihr Kurs wieder Richtung Süd, Süd, West geht.
Die Straße von Gibraltar gehört zu den am meisten befahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Da bald ein reger Schiffsverkehr einsetzt und Giorgio zwischenzeitlich erfahren hat, dass hier eine extrem starke Westströmung herrscht, hervorgerufen durch fast eineinhalb Meter Gefälle vom Atlantik zum Mittelmeer, die Segelschiffen schon seit Jahrhunderten das Leben schwer gemacht hat. Also beschließt er, sobald sie in die Schifffahrtsroute kommen, die Segel einzuholen und mit Motor weiter zu fahren. Die Meerenge ist teilweise nur vierzehn Kilometer breit. Es wäre viel zu gefährlich, hier zu kreuzen.
Sie haben einen grandiosen Blick, auf der Backbordseite auf das Marokkanische Gebirge und auf der Steuerbordseite auf den Felsen von Gibraltar. Flo hat sich ein starkes Fernglas geholt und hofft, die Affen auf dem Felsen erkennen zu können, aber leider wird das nichts. Sie brummt enttäuscht, „Da muss ich wohl mit Euch Affen vorlieb nehmen.“ Die Strömung ist tatsächlich so stark, dass sie selbst mit ihren beiden Motoren nur langsam vorwärts kommen und die Passage wesentlich länger dauert, als gehofft. Gegen sieben Uhr Abends haben sie es endlich geschafft, die Strömung wird deutlich schwächer, die Kontinente treten an beiden Seiten zurück und Giorgio kann nun auf Kurs Süd, Süd, West steuern. Bald darauf wird auch der Schiffsverkehr weniger, so dass sie das Großsegel setzen können. „Mehr Tuch wäre nicht sinnvoll, da wir sonst zu schnell werden und ich nicht mitten in der Nacht in Casablanca ankommen will.“ Also teilt Giorgio die Nachtwachen ein und berechnet, dass sie bei dieser Geschwindigkeit etwa gegen sechs Uhr Morgens den Hafen ansteuern können.
Gegen drei Uhr Nachts schiebt Max Wache. Er steht am Ruder und achtet darauf dass die Catalina nicht vom Kurs abkommt. Ab und zu wirft er einen Blick auf das Echolot um auch gegen Untiefen gewappnet zu sein. Das Schiff liegt ruhig und er hört nichts außer der Gischt der Wellen und dem Wind, der durch die Segel streicht und die Takelage leise zum Knarren brachte. Er denkt gerade an Theresa, wie glücklich sie miteinander sind, als er in der Ferne Motorengeräusch hört, was schnell näher kommt. Er weiß erst nicht, woher das Geräusch kommt und kann auch keine Positionslampen sehen, geschweige denn sonst irgendwas. Ein Blick auf den Radarschirm läßt erkennen, dass das fremde Schiff von achtern Backbord kommt und offensichtlich über sehr starke Motoren verfügen muss.
Da die Nacht absolut dunkel ist, weder vom Mondlicht noch von den Sternen erhellt wird und er in der Richtung der Motorengeräusche absolut nichts auf dem Meer erkennen kann, wird ihm die Sache langsam unheimlich. Er beschließt Giorgio schnellstens per Sprechfunk zu wecken. Schließlich sollen auch an der Westafrikanischen Küste häufiger Piratenüberfälle vorkommen. Normalerweise viel weiter im Süden an der Mauretanischen und an der Nigerianischen Küste, aber man kann ja nie wissen. „Giorgio! Hallo Giorgio! Wach auf und komm schnell auf die Brücke, hier stimmt was nicht, Giorgio, bitte beeile Dich!“ Er ist jetzt überzeugt, es mit Piraten zu tun zu haben, da das Motorengeräusch nur noch höchstens dreihundert Meter entfernt ist. Er kann immer noch keine Positionslichter ausmachen. „Max, ich komme.“ hört er ein Krächzen aus dem Mikro. Eine Minute später stand Giorgio neben ihm und Max klärt ihn über die Lage auf.
Drüben werden zwischenzeitlich die Motoren gedrosselt und ein starker Scheinwerfer auf die Catalina gerichtet. „Max schalt sofort die Suchscheinwerfer am Großmast, am Bug und am Heck ein und weckt schnell die anderen, ich fürchte, Du könntest Recht haben, mit der Seeräuber Vermutung. Bringt die Waffen mit und zieht Euch vorsichtshalber Schwimmwesten an. Flo soll dafür sorgen, dass Kolumbus sich ruhig verhält. Wenn ihr hoch kommt, haltet Euch auf der abgewandten Seite auf und lasst Euch nach Möglichkeit nicht sehen.“ Gibt Giorgio ruhig aber präzise Anweisungen.
Die drei großen Scheinwerfer tauchen das Meer und das gegenüber fahrende Schiff jetzt in gleißendes Licht. Giorgio erkennt einen schnellen, wendigen Kajütkreuzer von ungefähr fünfzehn Meter Länge. Der Rumpf und auch die Aufbauten sind ganz in schwarz gehalten. Am Bug ist weder ein Name noch irgendeine Kennzeichnung zu erkennen. Ebenso wenig am Heck eine Beflaggung. Es ist auch niemand an Deck zu sehen. Giorgio nimmt nun ein Megaphon und ruft auf Englisch rüber: „Wer sind Sie und was wollen Sie!“ Mit der anderen Hand ist er bereits am Sprechfunkgerät und funkt über die internationalen Seerettungsfrequenz 16 die marokkanische Küstenwache an.„Achtung! Hier spricht das Segelschiff Catalina, Heimathafen Porto Maurizio, Italien. Wir werden von einer namenlosen, schwarzen Motoryacht bedrängt. Das Boot fährt ohne Positionslichter neben uns her, hat keinerlei Registrierung oder Flagge und reagiert nicht auf Rufe. Können Sie uns helfen?“ Dann gibt er noch ihre Position durch und wartet auf Antwort.
Ihm gehen in Sekundenbruchteilen die wildesten Gedanken durch den Kopf. Er macht sich jetzt Vorwürfe, seine Familie solch einer Gefahr auszusetzen. Allerdings hat er in diesen Gewässern auch nicht mit Überfällen gerechnet. Zwischenzeitlich ist Max mit Pia und Theresa fast geräuschlos neben ihm aufgetaucht. Max flüstert, dass sich Flo mit Kolumbus am Niedergang verschanzt hat und auf Zuruf sofort auftauchen kann. Alle halten sich im Schatten der Deck Aufbauten versteckt. Giorgio versucht es erneut mit dem Megaphon „Hallo, wer sind Sie und was wollen Sie von uns?“
Er hat das Megaphon kaum zur Seite gelegt, als die marokkanische Küstenwache sich meldet und mitteilt, dass sie keine schwarze Motoryacht kennen, ihnen die Situation jedoch auch merkwürdig vorkommt und vorsichtshalber ein Schnellboot schicken, was nur ungefähr vierzig Seemeilen entfernt patrouilliert. In etwa fünfzig Minuten können die bei der Ihnen sein. Die Besatzung der Catalina solle vorsichtig versuchen, die Yacht solange hinzuhalten. „Die haben Nerven, ich bin froh, wenn die endlich abhauen!“ entrüstet sich Giorgio.
In dem Moment taucht hinter den Yacht Aufbauten ein dunkel gekleideter Mann auf, in dessen Hand eine Waffe blitzt. Er sieht zu ihnen rüber, sagt aber kein Wort..„Wie viele sind das bloß?“ fragt Pia und nimmt vorsichtshalber eine der Pistolen, die Max mitgebracht hat, an sich. Giorgio ist froh, dass alle seine Kinder, gegen seinen damaligen Rat, vor zwei Jahren eine Schießausbildung beim Schützenverein Hamburg Walddörfer gemacht haben. Er weiß, dass sie im Ernstfall eine Waffe benutzen und auch treffen können. Zwischenzeitlich kommt das unheimliche Boot immer näher an die Bordwand der Catalina heran und ist jetzt höchstens noch dreißig Meter entfernt. Giorgio greift wieder zum Megaphon und warnt jetzt in schärferem Ton: „Wenn Sie uns nicht den Grund ihres Auftauchens nennen, drehen Sie ab und verschwinden Sie. Sollten Sie näher kommen, machen wir von unseren Waffen Gebrauch!“
Er hat sich in Hamburg vor ihrer Reise ausreichend mit Waffen eingedeckt.
Da sie durchaus auch in brenzlige Momente kommen können und für alle mitgeführten Waffen Berechtigungsscheine benötigen. Dass diese brenzligen Momente jedoch so schnell eintreffen, damit hat keiner von ihnen gerechnet. Er hofft, dass seine Worte wenigstens ein bisschen Eindruck machen und diese schwarzen Ganoven vorerst auf Abstand halten kann. Offensichtlich ist das nicht der Fall, denn in diesem Augenblick taucht eine zweite, genauso dunkel gekleidete Gestalt auf. Auch dieser Kerl ist offensichtlich bewaffnet. „Es müssen also mindestens drei sein“ stellt Theresa gerade fest, als der erste schwarze Kerl plötzlich auch ein Megaphon in der Hand hält und rüber brüllt: Stopp your ship, Stopp your ship now!“
Jetzt hat auch Max eine Schnellfeuerpistole in der Hand. Giorgio legt sein Schnellfeuergewehr, mit dem er große Distanzen erreichen kann, griffbereit neben den Steuerstand. „Den Gefallen werden wir euch bestimmt nicht tun, sondern das Gegenteil. Max start sofort beide Maschinen und hohlt alle Segel ein. Mit Motorkraft sind wir wendiger. Ich hoffe nur, dass die Küstenwache bald auftaucht!“ knurrt Giorgio und sieht in diesem Moment einen dritten Kerl auftauchen, der eine starke Leine in der Hand hält, an deren Ende deutlich ein Enterhaken zu sehen ist.
Die Yacht ist jetzt bis auf etwa zehn Meter an die Catalina herangekommen. Der Kerl mit der Leine fängt an, diese wie ein Lasso zu schwingen um den Haken an ihrer Reling zu verankern. Mit einem hässlichen, metallischen Klirren verhakt sich die Leine an der Reling. Die erste Verbindung zu ihrem Schiff besteht. In diesem Moment taucht Floh, ebenfalls ganz in schwarz gekleidet, wie aus dem Nichts auf, hechtet zu dem Haken an der Reling und haut mit einem Gegenstand, den Giorgio vom Ruderhaus nicht erkennen kann, auf die Leine ein. Sie schafft es, die Leine mit einem Hieb zu durchzuschlagen, sodass der Haken auf Deck fiel und die Leine ins Wasser rutscht.
Schon ist Flo wieder im Niedergang verschwunden. Giorgio dreht das Schiff jetzt scharf nach Steuerbord um aus der Gefahrenzone heraus zu kommen und gibt zusätzlich einen Warnschuss ab. „Die nächste Kugel trifft!“ brüllt er auf Englisch hinüber. Da zwischen beiden Bordwänden ein Höhenunterschied von über zwei Metern zu Gunsten der Catalina besteht, sind sie auf jeden Fall im Vorteil. Der Vorteil der Seeräuber ist, dass sie eindeutig das schnellere Schiff haben und im Nu die Drehung der Catalina nachvollziehen und schon wieder längsseits sind. Der Heisere ruft erneut: „Stopp your ship, but quick!“ und fuchtelt wild mit seiner Waffe umher.
Schon fliegt der nächste Haken auf ihr Schiff, diesmal weiter vorn, direkt vor dem Niedergang. Max ahnt was nun kommt und er richtet vorsichtshalber seine Waffe auf die Ganoven um Flo Feuerschutz zu geben. Das ist offensichtlich nicht nötig, da Flo sich auf dem Bauch liegend, langsam an die Reling robbt und von der Yacht nicht gesehen wird. Sie schafft es erneut mit einem Hieb die Leine zu durchtrennen.
Diesmal hängt allerdings bereits einer der Seeräuber daran und versucht geschickt und schnell an der Bordwand hochzuklettern. Als Flo zuschlug, war er schon fast oben, und fliegt mit einem lauten Schrei ins Wasser. Flo hat sich wieder zurückgezogen und Giorgio ruft geistesgegenwärtig: „Pia, mach schnell das Licht aus, dann brauchen sie länger den Kerl wieder ins Boot zu holen!“ Schon sind alle Lampen auf der Catalina erloschen und man hört nur die verzweifelten Schreie des verhinderten Enterers. Die schwarze Yacht stoppt und macht sich daran, nach ihrem Kumpel zu suchen. Die Catalina hat dadurch etwas Luft bekommen.
Der Heisere stößt unterdessen wilde arabische Flüche aus. Giorgio kann sich denken, wen er damit meint. Er dreht nun auf volle Kraft voraus und hofft dadurch genügend Vorsprung zu bekommen. „Langsam könnte die Küstenwache eintrudeln, sonst liefern wir uns hier doch noch eine wilde Schießerei und das möchte ich eigentlich nicht erleben!“ Giorgio denkt an seine Kinder und die Verantwortung, die er für sie und natürlich auch für Theresa hat. Er wird jäh aus seinen Gedanken gerissen, da der Motor der schwarzen Yacht aufheult und das Boot mit Volldampf hinter ihnen her jagt.
„Verteilt Euch auf dem Deck, aber bleibt unbedingt in Deckung. Theresa, Du übernimmst das Ruder. Wir werden denen, wenn sie näher kommen, mal tüchtig einheizen. Scharf geschossen wird aber nur im Notfall oder in Notwehr. Ich möcht nicht noch in ein Mordverfahren der marokkanischen Justiz verwickelt werden. Die Lampen schaltest Du erst wieder ein, wenn sie direkt längsseits liegen, Theresa!“ gibt Giorgio knappe Anweisungen. „Und Du Flo, halt den Hund unter Deck, damit er nicht abgeschossen wird, schnapp Dir eine Waffe und bleib am besten am Niedergang!“ Giorgio verschanzt sich jetzt am Großmast, Max am Heck und Pia am Bug hinter der Ankerkiste.
Die Ganoven kommen schnell näher, verfügten offensichtlich über sehr starke Motoren. Kaum sind sie auf einer Höhe mit der Catalina und ungefähr zehn Meter von deren Bordwand entfernt, als der Heisere mit seiner Waffe einen gezielten Schuss auf das Ruderhaus abgibt, jedoch noch keinen Schaden anrichtet. Der zweite Typ fängt jetzt an, Schüsse in die Luft zu feuern und schreit zu ihnen rüber: „Stopp your engine now, but very quick, or we kill you all!“ Giorgio richtet seine Waffe nun direkt auf das Maschinenhaus und hofft, dort den größten Schaden anrichten zu können. Er zielt gerade, als er einen leisen Zuruf von Max hörte: „Giorgio, die Küstenwache kommt auf der Steuerbordseite schnell näher!“ Erleichterung liegt in seiner Stimme. „Bleibt in Deckung, und schießt in die Luft. ich hoffe, dass die Ganoven damit abgelenkt werden und das Schiff nicht so schnell sehen.“ antwortet Giorgio. Max läßt sich dass nicht zweimal sagen und feuert nun direkt über die Köpfe der Angreifer. Er kann dadurch seine angestaute Anspannung etwas abbauen.
Die Seeräuber haben das Schiff der Küstenwache noch nicht bemerkt, obwohl es jetzt bereits bis auf eine viertel Seemeile heran ist. Sie haben sich auch hinter Aufbauten verschanzt und ballern wild in Richtung Catalina. Eine Kugel prallte von der Ankerwinsch ab. Der Querschläger verirrte sich dann auf dem Meer. Eine andere trift den Pfosten vom Ruderhaus und kommt damit Theresa gefährlich nahe. Auch Giorgio hält, durch permanentes Feuern, die Ganoven in Schach und beobachtet erfreut, dass das Küstenwachschiff nun schon so nahe ist, dass er für die Seeräuber kaum noch Chancen sieht, rechtzeitig zu verschwinden.
Jetzt hören sie eine Stimme durch ein starkes Megaphon auf Arabisch und Englisch rufen: „Sofort Feuer einstellen, hier spricht die Küstenwache des Königreichs Marokko. Stellen Sie sofort das Feuer ein, legen die Waffen sichtbar an Deck und kommen sie mit erhobenen Händen an die Reling.“ Kaum war dieser Satz verklungen, als der starke Motor der schwarzen Yacht aufheult. Die Seeräuber versuchen sich seewärts in Sicherheit zu bringen.
Die Männer der Küstenwache rechnen offensichtlich damit, denn ihr Schiff nimmt sofort Fahrt auf und jagt hinterher. Da ihr Schiff offensichtlich noch stärkere Motoren hat und über eine großkalibrige Bordkanone verfügt, ist die Jagt nach einer halben Seemeile durch einen gezielten Schuss vor den Bug bereits zu Ende. Kurze Zeit später kommen drei Beamte an Bord der Catalina und unterziehen die Besatzungsmitglieder einem umfangreichen Verhör. Sie schildern, wie sie diesen Überfall erlebt haben und Giorgio zeigte die Schäden, die die Ballerei auf der Catalina angerichtet hat, die aber zum Glück gering ausfallen. Sie erfahren, dass auf der schwarzen Yacht fünf Personen waren, die jetzt in Arrestzellen auf dem Küstenwachboot ihrer Strafe entgegen schmoren.
Theresa fragt, ob es sich wirklich um Piraten handelt, oder nur um gewöhnliche Kriminelle. Die Uniformierten, die in ihrer blau weiß roten Uniform mit goldenen Litzen fesch und majestätisch aussehen, erklären. „Genau können wie das noch nicht sagen, es können Drogenschmuggler sein, aber auch eine Bande, hinter der wir schon lange her sind und die sich tatsächlich der Seeräuberei verschrieben hat. Aber wir werden es bald wissen. Wir haben da so unsere Methoden!“ Pia will sich diese Methoden lieber nicht im Detail ausmalen, obwohl sie einen der drei eigentlich ganz süß findet, mit seinem schwarzen Oberlippenbärtchen, der markanten Nase und den dunklen, lustig funkelnden Augen. Sie schätzt ihn auf ungefähr dreißig und mindestens 185 cm groß.
Wenn wir jetzt alleine wären, könnte der mir schon gefährlich werden, sinniert sie. Aber im nächsten Moment denkt sie ärgerlich: Du dumme Kuh, wir sind dem Tod gerade erst von der Schippe gesprungen und du hast nichts als Kerle im Kopf.
Nachdem das Protokoll unterschrieben ist, verabschiedeten sich die Beamten und erklären, dass für weitere Verhöre, einige Kollegen in Casablanca noch einmal an Bord kommen werden, sie aber nun ihre Fahrt fortsetzen können. Der mit dem Schnauzer lächelt Pia zum Abschied freundlich an, drückt lange ihre Hand, schaut ihr tief in die Augen und flüstert auf Deutsch „Auf Wiedersehen.“ Pia bekommt einen roten Kopf und ist zu keiner Reaktion fähig. Da der Rest der Familie diese Abschiedsszene natürlich mitbekommen hat, feixen sie, kaum das die Beamten weg sind. „Wir sind noch nicht mal in Casablanca, aber bei Pia heißt es jetzt bereits, schau mir in die Augen Kleines. Das lässt ja in dieser Stadt einiges erwarten!“lästert Max. Alle, außer Pia, lachen und langsam weicht die Spannung der letzten Stunden von ihnen.„Jetzt seht aber zu, dass ihr noch eine Mütze voll Schlaf bekommt, in zwei Stunden sind wir im Hafen!“ ruft Giorgio energisch. Die letzte Ruderwache übernimmt er selbst.
Casablanca, die größte marokkanische Stadt mit fast drei Millionen Einwohnern und auch dem größten Hafen des Landes, taucht gegen halb sieben langsam aus den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne vor ihnen auf und macht mit den vielen weißen Häusern seinem Namen alle Ehre. Die Crew ist schon wieder an Deck versammelt, da nach der nächtlichen Aufregung an Schlaf sowieso nicht zu denken ist. Flo und Pia stehen am Bug und staunen über die Größe des Hafens. Es herrscht reger Schiffsverkehr. Mehrere große Fracht- und Containerschiffe laufen ein oder aus, zwischendrin wimmelt es nur so an Barkassen, Schleppern, arabischen Dschunken und kleinen Ruderbooten mit Außenborder. Giorgio hat sich bereits gestern Abend von der Hafenkommandantur einen Liegeplatz zuweisen lassen und ist froh, trotz des Gewimmels, dass zugewiesene Hafenbecken auf anhieb zu finden.
Diesmal müssen sie in einem Frachthafen anlegen, in einer Lücke zwischen einem mittelgroßen Stückgutfrachter, von dem gerade ein Kran nagelneue LKWs und Busse abläd und einem portugiesisches Segelschulschiff, was noch um einiges größer als die Catalina ist. Eine herrliche Dreimastbark mit schneeweißem Rumpf und dunkelblauen Decks Aufbauten. „Na dann sind wir ja in bester Gesellschaft!“ äußert sich Max zufrieden. „Jetzt mach ich erst mal ein kräftiges Frühstück, das können wir nach der Nacht wohl brauchen!“ verkündet Flo, während Giorgio mit den Hafenbehörden den Papierkrieg erledigt. Als er zurückkommt sieht er ziemlich griesgrämig drein und berichtet, dass die Kriminalpolizei alle gegen zwei Uhr Nachmittag noch mal wegen des Überfalls vernehmen möchte. „Damit ist der ganze Tag zerrissen, aber es muss wohl sein,“ mault er. Pia fragt sich hoffnungsvoll, ob wohl der süße Offizier von letzter Nacht dabei sein würde? Sie muss wohl etwas zu offensichtlich geträumt haben, denn Max, der die Mimik seiner Schwester natürlich kennt, grinst sie an und lästert: „Na Pia, wenn Dein neuer Verehrer auch mitkommt, hast Du ja bestimmt genug Programm für heute Abend, oder?“ Pia merkt ärgerlich, dass sie schon wieder einen roten Kopf bekommt und würde ihren Bruder am liebsten über Bord werfen.
Auf dem Kai und in den dahinter liegenden Lagerschuppen ist ein typisch orientalisches Gewusel. Alle möglichen Waren werden an den unterschiedlichsten Stellen gestapelt. Hafenarbeiter, Verkäufer und Geschäftsleute aller Art laufen scheinbar ziellos durcheinander. Trotz der frühen Stunde sind auch schon zahlreiche Huren auf der Suche nach Kundschaft. Etliche Straßenhunde schnüffeln, sehr zum Ärger von Kolumbus, die auf dem Kai gelagerten Kisten ab. Er steht oben an der Reling und bellt sich die Seele aus dem Leib. Über allem liegt eine herbe Duftmischung aus Gewürzen, Maschinenöl und Kaffee und benebelt einem die Sinne.
Die jetzt im Mai schon recht heiß scheinende Sonne und die Aufregung der letzten Nacht tun ihr Übriges, die Besatzung der Catalina schläfrig an Deck herumliegen zu lassen. Um fliegende Händler davon abzuhalten, auf das Schiff zu kommen, haben sie die Gangway vorsichtshalber hochgezogen. Pünktlich um zwei fuhr ein Polizeiwagen vor. Drei Polizisten steigen aus. Max läßt die Gangway herab und die Drei kommen an Bord. Pia registriert enttäuscht, dass ihr Typ nicht dabei ist, überhaupt, was sind das für Uniformen. Die können mit denen der Küstenwache überhaupt nicht mithalten. Vielleicht ist es auch besser so. Der Typ ist sicher verheiratet, hat bereits sieben Kinder. Außerdem, was will ich mit einem Kerl hier in Marokko. Sie fragt sich in diesem Moment selber, ist das nur ein Flirt oder bin ich etwa verliebt. Sie weiß auch keine Antwort darauf und ärgert sich selbst über ihr Gefühlschaos.
Die drei Beamte nehmen im Salon Platz. Die Crew der Catalina musste ausführlich über ihre nächtlichen Erlebnisse berichten und die Einschusslöcher zeigen. Die hohe Obrigkeit schreibt alles fein säuberlich auf und nach fast zwei Stunden wird wieder ein Protokoll unterschrieben. Die drei Herren verabschieden sich zufrieden. Sie erfahren allerdings noch, dass es sich bei ihren nächtlichen Besuchern tatsächlich um die lang gesuchte Piratenbande handelt. Außer den fünf Ganoven auf der Yacht können noch drei weitere an Land verhaftet werden. Ein riesiges Lager mit gestohlener Ware aller Art wird dabei entdeckt. So ganz nebenbei hören sie auch noch, dass diese Kerle bereits vier Morde auf dem Gewissen haben und eine ausgeraubte spanische Yacht samt Besatzung bis heute verschwunden ist.
„Mensch, was haben wir für ein Glück gehabt, dass wir da so gut raus gekommen sind. Wenn ich daran denke, was das für Kerle sind und was die mit uns gemacht hätten, wenn sie unser Schiff geentert hätten, mag ich mir gar nicht vorstellen!“ stöhnt Pia und ihr läuft nachträglich ein kalter Schauer den Rücken runter. „Vermutlich wären Giorgio und ich über Bord geworfen worden und Euch würden sie wahrscheinlich an irgendeinen orientalischen Harem verschachern und allein damit ein Vermögen verdienen. Der Catalina hätten sie sicherlich einen anderen Anstrich und einen neuen Namen verpasst und mit gefälschten Papieren weiter verkauft. So wären wir und unser Schiff auf nimmer Wiedersehen verschwunden und kein Hahn hätte mehr nach uns gekräht!“ Auch Max schauert es bei dem Gedanken.
Giorgio blickt ernst auf seine Kinder und Theresa und meint: „Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass unsere Reise nicht nur vergnüglich ist, sondern auch ernste Gefahren auf uns lauern können. Je weiter wir fahren und je mehr wir in andere, fremde Kulturen eindringen, um so mehr kann auch passieren. Wir müssen ständig aufpassen, unsere Wachen ernst nehmen und unsere Verteidigungsmöglichkeiten immer in Stand halten. Vielleicht sollen wir uns auch über zusätzliche Sicherungs-maßnahmen Gedanken machen. Wenn Ihr also Ideen habt, dann raus damit. Zum Schluss muss ich Euch jedoch sagen, dass ich sehr stolz auf Euch bin. Ihr habt in dieser kritischen Situation einen kühlen Kopf behalten, klug und besonnen reagiert und seid keine unnötigen Risiken eingegangen. Wenn wir uns bei zukünftigen Gefahren auch so verhalten, haben wir gute Chancen, dass wir lebend nach Hause kommen!“
Am späten Nachmittag einigen sie sich darauf, noch die zweitgrößte Moschee der Welt, nach der Moschee in Mekka, zu besichtigen.
Die Hassan II Moschee ist auf einem riesigen Areal über den Klippen ins Meer gebaut (siehe Bild vorher) und bietet über 100.000 Gläubigen Platz zum Beten. Diese monumentale Architektur interessiert Giorgio, aber auch seine Kinder besonders. Sie haben ein Taxi gerufen und fahren durch eine westlich geprägte, moderne Großstadt mit breiten, palmengesäumten Avenuen und schönen blumengeschmückten Plätzen. Flo und Theresa sind etwas enttäuscht, weil die Stadt nur wenige marokkanische Elemente zeigt. In den Vorstellungen der Mädchen hat die Stadt so gar nichts von Tausend und Einer Nacht. „Und hier soll Humphrey Bogart der Ingrid Bergmann ins Ohr geflüstert haben, schau mir in die Augen, kleines, wie unromantisch!“ entrüstet sich Flo. Giorgio lacht und erklärt: „Der Film spielte vor fast sechzig Jahren und da war das hier noch wesentlich stärker vom französischen Kolonialismus geprägt und sah nicht so modern aus wie heute. Außerdem wurde das meiste im Studio in Hollywood gedreht und nur wenige Einstellungen hier in der Stadt.“
Das Taxi fährt direkt vor die Moschee und der freundliche Fahrer gibt ihnen noch den Typ, mit einem Fahrstuhl auf das höchste Minarett zu fahren, da man von da oben einen herrlichen Blick über ganz Casablanca hat. Der Bau ist gewaltig. Die Welten-bummler sind erschlagen von der massigen Architektur. Überall sind kleine und größere Plätze mit Brunnen oder Wasserbecken, unterbrochen von Gebetssälen mit prachtvollen Säulen. Das höchste Minarett hat ganz oben, drei riesige goldene Kugeln. Direkt darunter ist eine Aussichtsplattform. Da Sie nur Teilbereiche der Moschee besichtigen dürfen, fahren sie mit dem Fahrstuhl nach oben und genießen den Blick über das Meer und die Stadt. Auf der Westseite können sie einen phantastischen Sonnenuntergang beobachten, auf der Ostseite kriecht langsam die Dunkelheit herauf. Zahllose Lichter lassen über Casablanca doch noch so etwas wie Romantik aufkommen. Plötzlich erhellt ein, nach Osten gerichteter Laserstrahl den Himmel. Ein Wächter erklärte ihnen, dass dieser Strahl genau nach Mekka gerichtet ist. Die Laserkanone steht auf einem gegenüber liegenden Minarett und taucht die ganze Kuppel in ein warmes gelbes Licht.
Wieder unten, erkundigt sich Max bei einem Einheimischen, wo man den in Casablanca noch so etwas wie arabisches Flair finden könne und bekommt die Empfehlung, zur neuen Medina zu fahren. Dort gibt es einen schönen Souk für Kunsthandwerk. Aber auch Schuhe, Gemüse, Fische und alles Mögliche und Unmögliche sind dort zu haben. Also schwingen sie sich wieder in ein Taxi und lassen sich durch das Abendgewühl kutschieren. Kaum im Stadtteil Habbous angekommen, tauchen Giorgio und seine Crew in das reale arabische Leben ein. Ein Gewimmel an Menschen und eine wahren Reizüberflutung an Farben und Gerüchen. In engen Gassen stapeln sich Lederwaren neben Fischen, Blumen, Kupferwaren, Gewürzen, Schuhen und Gemüse. Es ist ein scheinbar wildes Durcheinander, was jedoch offensichtlich einer eigenen und geordneten Logik folgt. Alle fünf sind von diesem Treiben, den Farben und Gerüchen fasziniert. Die Marokkaner, zum größten Teil Männer, wiederum von der Schönheit der Mädchen schwer beeindruckt und starren sie unentwegt und recht unverfroren an.
Giorgio und Max passen höllisch auf, dass sie nicht auch noch begrabscht werden und nehmen die drei zwischen sich. „Giorgio, wenn wir unsere Reisekasse aufbessern wollen, haben wir jetzt Gelegenheit dazu. Wir würden für jede einzelne unserer Mädels bestimmt mehr als fünfzig Kamele bekommen!“ feixt Max. Die Mädchen, die nicht so recht wissen, ob sie weinen oder lachen sollen, werfen Max einen vernichtenden Blick zu und Pia giftet schlagfertig: „Ich stelle mir gerade vor, wie Ihr mit einhundertfünfzig Kamelen auf unserem Kahn weitersegelt. Aber für Dich Max wäre dass sicherlich die angemessenere Gesellschaft!“ alle lachen.
Das Warenangebot ist verlockend, die Mädchen handeln wie die Kesselflicker und kaufen sich jede ein paar Schuhe und eine Tasche. Flo und Giorgio stöbern für ihre große Atlantiküberquerung in Gewürzen, Tees und anderen exotischen, Köstlichkeiten. Da Flo sich mit Gewürzen vorher beschäftigt hat, weiß sie genau, was sie für ihre Küche, äh Panrty braucht. Die Händler haben angesichts des weiblichen Charmes auch nicht den Hauch einer Chance und akzeptieren fast jeden vorgeschlagenen Preis der Mädels. Max hat plötzlich eine Idee und kauft unter unverständlichen Blicken seiner Familie zwei große Kanister Schmierseife. „Was willst Du denn damit?“ blickt Theresa ihn ratlos an. Er schaut vielsagend und meint: „Das ist eine Abwehrmaßnahme für die nächsten Piraten. Damit schmieren wir bei einem Angriff die Bordwand und die Reling ein. Dann werden die beim entern ihre wahre Freude haben“ grinst er verschmitzt. Flo bemerkt trocken: „Manchmal bist Du doch nicht so blöd, wie Du aussiehst!“
Giorgio ruft nun besorgt, mit Blick auf die immer größer werdende Männermeute um seine Mädchen herum: „Jetzt lasst uns zurück zum Schiff fahren, bevor Ihr tatsächlich noch in irgend einem Harem landet. Ihr werdet schließlich noch gebraucht.“ Auch Flo, Pia und Theresa fühlen sich, angesichts diese Menge an Kerlen um sie herum, etwas unwohl und sind nur allzu gern bereit, diesem Trubel zu entkommen. Zurück am Schiff führt Kolumbus einen Freudentanz auf und macht sich sofort über die Fleischbrocken her, die sie ihm mitgebracht haben. Erst auf den zweiten Blick fallen ihnen zwei Polizisten auf, die jeweils vor und hinter der Catalina, leicht verdeckt offensichtlich Wache stehen. Giorgio geht zu einem hin und fragt ihn, was los ist. Er erfährt, dass sich die Küstenwache noch nicht sicher sei, alle Ganoven erwischt zu haben. Sie haben daher die Anweisung, das Schiff bis zum Auslaufen zu Bewachen und vor Rache Anschlägen zu schützen. Das wäre eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Wie beruhigend, dann können wir ja diese Nacht unter Polizeibewachung schlafen und brauchen keine Wache!“ wirft Theresa ein. „Kommt gar nicht in Frage“ kontert Giorgio. „Wir wissen nicht, wie ernst die Beiden ihre Aufgabe nehmen oder ob die geschmiert sind. Außerdem kann sich ja auch jemand von der Wasserseite heranschleichen, was unsere beiden Uniformträger überhaupt nicht mitkriegen würden. Also die Deckswache bleibt wie gehabt. Wir werden morgen früh noch Proviant auf dem Zentralmarkt einkaufen und sobald alles verstaut ist, lautet das Motto Leinen los und ab zu den Kanaren. Dann sollen die hier Piraten jagen, so lange sie wollen, aber ohne uns!“
Am Morgen brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Flo, Pia und Giorgio machen sich auf zum Zentralmarkt von Casablanca, dem Marche Municipale am Boulevard Mohammed V. Hier können sie günstig frische Fische und Meerestiere aller Art sowie Lebensmittel und Getränke einkaufen. Sie nehmen ihren kleinen Anhänger mit, da Giorgio der Meinung ist, dass sie vieles für ihre Atlantiküberquerung bereits hier und nicht erst auf den Kanaren einkaufen sollten, weil es hier mit Sicherheit deutlich billiger als auf Teneriffa oder La Palma ist und die Auswahl sicher auch größer.Das Angebot ist riesig, schnell stapeln sich Wasserkanister, Cola, Reis, Nudelpakete, Olivenöl, Obst und vieles mehr auf dem Anhänger. Zum Schluss kaufen sie noch fangfrische Fische, die Flo an Bord einfrieren will. Als sie dann gerade dabei sind, ihre Einkäufe unter Deck zu verstauen, kommen zwei amtlich aussehende Anzugträger an Bord und stellen sich als Staatsanwalt Mohammed el Kabir des Königreichs Marokko und Gerichtsschreiber Yussuf Boiuni vor. Giorgio schaut etwas verblüfft und knurrt leise „Was wollen die noch, wir haben doch alles bereits zweimal zu Protokoll gegeben. Beamte scheinen überall auf der Welt gleich nervig zu sein.“ Der Staatsanwalt meint ungerührt, dass es notwendig wäre, alles für die Gerichtsverhandlung noch mal genau zu protokollieren, da sie ja wegen ihrer Weltreise während der Verhandlung nicht als Zeugen aussagen können. Also müssen ihre Aussagen möglichst genau und umfassend sein, damit der Piratenanwalt nicht noch einen Freispruch konstruieren kann.
Sie setzen sich alle an den großen Tisch am Ruderhaus und wiederholen erneut die Erlebnisse der vorletzten Nacht. Die ganze Prozedur dauert geschlagene drei Stunden. Giorgio wird langsam unruhig, da sie ja eigentlich seit zwei Stunden auf See sein wollten. Nachdem die Staatsdiener sich endlich gegen halb drei verabschieden, nicht ohne hinreichende Komplimente über die Catalina zu versprühen, drängt Giorgio sofort zum Aufbruch. Er befiehlt seiner Crew das Schiff klar zum Auslaufen zu machen, während er selbst beim Hafenkommandanten den Papierkrieg erledigen will. Erfreut kommt er nach kurzer Zeit zurück und berichtet, dass die Hafengebühren vom marokkanischen Staat übernommen werden, da wir ja nur für die Ermittlungen den Hafen anlaufen mussten. Giorgio erwähnt natürlich nicht, dass sie das sowieso vorgehabt haben. „Maschinen an und Leinen los!“ ruft er und steuert das Schiff langsam aus dem Hafenbecken in Richtung Atlantik.
Er hat gerade den Kurs Südsüd West festgelegt, als er einen Funkspruch der marokkanischen Küstenwache bekommt. Die teilte ihnen mit, dass sie für die nächsten einhundert Seemeilen vorsichtshalber Geleitschutz bekommen. Tatsächlich schiebt sich das Küstenwachboot in ungefähr sechzig Meter Entfernung neben die Catalina. Mehrere Offiziere winken herüber. Als Pia durch das Glas sieht, ist sie wie vom Donner gerührt, da sie drüben ihren schnauzbärtigen Verehrer erkennt. Der winkt fröhlich herüber und wirft ihr Kusshändchen zu. Max hat das natürlich sofort gemerkt und lästert. „Pia sollen wir Dich mit dem Dingi rüber fahren? Dass ist die letzte Gelegenheit, doch noch an einen Arabischen Märchenprinzen zu kommen. Als Zweitfrau nimmt der Dich bestimmt!“ Bevor Pia etwas entgegnen kann, ist Flo zur Stelle. „Pia, gib dem Quatschkopf gar keine Antwort, der ist es gar nicht Wert, dass sich zivilisierte Mitteleuropäer mit ihm unterhalten!“ Pia hat ihre Gefühle diesmal besser unter Kontrolle, lächelt nur und winkt zurück.
Ein interessanter Mann wäre er ja schon, aber es soll halt nicht sein. Andere Mütter haben auch nette Söhne, sagt sie sich und schließt damit dieses Kapitel innerlich ab. Kaum hat sie zu Ende gedacht, löst sich ein schnelles Beiboot vom Schiff der Küstenwache und fährt zu ihnen herüber. Pias Verehrer ist jedoch nicht dabei, sondern zwei Offiziere in ihren schmucken Uniformen. Einer entert den Segler und erzählt in gutem Englisch, dass diese Eskorte und auch die Bewachung im Hafen notwendig ist, da das beschlagnahmte Schiff der Piraten, trotz guter Bewachung, aus dem Gewahrsam der Hafenpolizei gestohlen wurde. Damit ist klar, dass sie noch nicht alle Bandenmitglieder gefasst haben. Das ist der Küstenwache äußerst peinlich und der Grund dafür, keinerlei Risiken einzugehen und deshalb diese Eskorte zur Verfügung zu stellen. Giorgio vermutet Korruption hinter diesem Schiffsdiebstahl, äußert dies jedoch nicht laut, sondern bedankt sich artig für den Geleitschutz und hilft dem Offizier wieder in sein Beiboot.
„Mensch Giorgio, was haben wir Glück gehabt, wenn das so eine große Bande ist, was hätte alles noch passieren können!“ entfährt es Theresa erleichtert. Zwischenzeitlich haben sie alle Segel gesetzt und Glück mit dem Wind. Er kommt mit Stärke vier aus Nordwest und treibt die Catalina mit zehn Knoten in Südwestliche Richtung. La Palma ist nun ihr nächstes Ziel.
Giorgio telefoniert gerade mit Henriette Herzig, um mit ihr die Flugzeiten für die versprochene Reise nach La Palma abzusprechen. Er ist wie vom Donner gerührt, als er von ihr hörte, dass sie nicht kommen könne, weil sie sich bei ihrem Umzug nach Amrum die Bandscheibe angeknackst hat und nun das Bett für mindestens noch drei Wochen hüten muss. Giorgio ist sichtlich traurig und wünscht ihr gute Genesung. Als Pia, Flo und Max das hören, sind sie sehr geknickt, da sie sich auf ihren Mutterersatz Henriette gefreut haben. „Die hat bestimmt zu viele Kisten geschleppt!“ vermutet Flo´s.
Also ist der nächster Hafen Puerto Tazzacorte auf der Westseite von La Palma. Giorgio rechnet für die Reise, wenn das Wetter so bleibt, ungefähr 4-5 Tage ein. Er hat vor, bis in Höhe Agadir noch in Sichtweite der marokkanischen Küste zu segeln und dann auf Westkurs zu gehen um die Sahara Winde aus Osten auszunutzen. Bis Agadir haben sie noch den marokkanischen Geleitschutz neben sich. Obwohl sie nicht an einen zweiten Überfall glauben, haben sie dadurch doch ein Gefühl der Sicherheit. Die Nacht vergeht ohne besondere Vorkommnisse und ist zum Segeln wie geschaffen. Das Schiff pflügt ruhig durch die leichte Dünung. Ihr Begleitschiff dampft gleichmäßig neben ihnen her. Als im Osten das erste Tageslicht über den Horizont kommt, hat die Catalina bereits die Höhe von Agadir erreicht. Giorgio, der gerade Wache hat, dreht jetzt das Schiff auf Kurs West… Über Funk informiert er das Begleitschiff. Nach ein Paar Seemeilen dreht das Küstenwachboot unter lautem tuten des Signalhorns und heftigem Winken ab.
Pia, der das Winken insbesondere gilt, schlummert jedoch noch in ihrer Koje und wird erst von dem Tuten aus dem Schlaf gerissen. Sie ahnt sofort, was das bedeutet, ist im Nu aus der Koje, wirft sich ihren Bademantel über, springt den Niedergang hoch, an Deck. Da ihr Verehrer jedoch nur Giorgio an Deck erkennen kann, greift er zum Megaphon und brüllt in holprigen Englisch herüber: „Lovely greetings for your nice daughter!“ Giorgio winkt dankend zurück. Pia, die vom Großmast halb verdeckt wird, läuft es angesichts dieser offenen Verehrung heiß den Rücken runter. Sie traut sich nun doch hinter dem Mast hervor und winkt heftig hinüber, bis die Schiffe sich soweit von einander entfernt haben, dass die Menschen an Deck nur noch als winzige Punkte zu erkennen sind. Dann läuft sie, sich ein paar Tränen aus den Augen wischend, schnell den Niedergang runter, in ihre Kabine. Giorgio staunt, dass es seine Älteste offensichtlich doch stärker erwischt hat, als vermutet. Er ist froh, dass der Rest der Familie nichts mitbekommen hat und nicht auf Pia´s Kosten gelästert wird.
Nach anfänglichem, leichten Kreuzen erwischen sie den Sahara Wind und segeln gemütlich Richtung Westen. „Wenn uns nicht noch eine Flaute erwischt, müssen wir übermorgen Abend da sein!“ hofft der Skipper. Neptun meint es jedoch gut mit ihnen. Sie erreichen tatsächlich am übernächsten Tag gegen vier Uhr Nachmittags La Palma. Die über zweitausend Meter hohen Berge ragen langsam vor ihnen auf. Sie können sogar schon die fruchtbaren Hänge, mit Bananen, Avocado und Ananasplantagen erkennen. Max steuert die Westseite der Insel an und sucht den einzigen Hafen auf dieser Seite, Puerto Tazzacorte. Von der Wasserseite macht die Insel einen eher unwirklichen Eindruck. Mit den schroffen, steil zum Meer hin abfallenden Felsen und
vielen, teilweise unter der Wasseroberfläche liegenden Grotten, erinnert alles an eine Mondlandschaft. Weiter oben ist La Palma jedoch sehr fruchtbar und ermöglicht jede Art von Landwirtschaft. Nach einer weiteren Stunde kommt auf der Steuerbordseite das Aridanetal in Sicht, mit Bananen und Weinanbau. Dieses weitläufige Hochtal, zieht sich langsam die Hänge herunter und beherbergt sowohl den Hafen, den sie ansteuern wollen, wie auch die zweitgrößte Stadt der Insel, Los Llanos.
Die Westseite von La Palma ist trockener und wärmer. Auch die Familie Emden hat sich auf dieser Seite in einem alten Kanarischen Haus angesiedelt. Als der kleine Hafen in Sicht kommt, beginnt der Sonnenuntergang über dem Meer und taucht die Landschaft in, orangefarbenes Licht.
Puerto Tazzacorte ist noch kleiner als der Hafen von Javea und besteht nur aus einer mächtigen Mole, die das Hafenbecken von den gewaltigen Wellen des Atlantiks abschirmt. Jetzt liegen drei Fischerboote und eine 15 Meter Yacht aus England im Hafen, die offensichtlich auch eine Atlantiküberquerung vor sich hat. Sie bekommen einen Liegeplatz im vorderen Teil der Mole zugewiesen und sind noch mit dem Anlegemanöver beschäftigt, als schon ihr Empfangskomitee in Form von Ehepaar Emden auftaucht und sie herzlich begrüßt. Beide staunen über die Größe und Schönheit der Catalina, die sie ja noch nicht gesehen hatten und warten ungeduldig, bis die Gangway endlich herabgelassen wird. Kaum an Bord, überreicht Frau Emden einen großen Korb mit frischen Bananen, Zitronen, Avocados und Apfelsinen. Sie meint treuherzig: „Damit sie auf dem langen Weg über den Atlantik nicht verhungern.“
Giorgio und seine Crew laden die Beiden zu einem Glas Wein ein und spielen den Fremdenführer auf ihrem Schiff. Frau Emden ist vor Staunen und Begeisterung völlig sprachlos. Das will bei ihr was heißen. Anschließend laden Dr. Emden nebst Gattin die ganze Familie Lindner inklusive Kolumbus zum Essen in ihr Haus ein. Sie werden in einen großen Van verfrachtet und Dr. Emden schraubt sich die kurvige Straße hoch in Richtung Las Manchas. Dieses kleine Dörfchen liegt ruhig und idyllisch oberhalb von Los Llanos und verfügt über einen prachtvollen Blick über das Aridane Tal, die Stadt und den Atlantik.
Das Häuschen des Anwalts entpuppt sich als altes, typisches Kanarisches Bauernhaus. Eigentlich sind es drei Häuser, die mit viel Geschick und Geschmack durch Anbauten zu einem Haus zusammengefügt wurden. Gerade die Mischung zwischen den alten, schön restaurierten Gebäuden und den modernen Verbindungselementen, machen den Reiz aus und vergrößeren das Ganze auf immerhin 200 Qm. Wohnfläche. Eine riesige Terrasse zieht sich um die Westseite, nur unterbrochen von den herrlichsten Blumen und Agaven. Für Schatten sorgen eine mächtige Zeder und zwei alte, schöne Palmen. Auch innen ist das Haus geschmackvoll im kanarischen Stil eingerichtet. Es hat so gar nichts gemein mit der etwas biederen Einrichtung ihrer Hamburger Wohnung. Hinter dem Haus versteckt sich zwischen Hibiskus Hecken und Oleander ein schöner Pool und gibt einen tollen Blick auf die Berge und die Caldera del Taburiente frei, einem der größten Krater der Welt, der heute Nationalpark ist und zum Wandern einlädt.
Frau Emden hat ein typisch Kanarisches Essen vorbereitet, bestehend aus geschmortem Kaninchen in einer Rotweinsoße mit Gofio und einem großen gemischten Salat. Dazu einen Tenenguia, ein leichter Weißwein, der ganz im Süden der Insel angebaut wird. Sie sitzen auf der Terrasse, lassen sich das Essen schmecken und sehen auf das Lichtermeer unter ihnen. Dabei wundern sie sich, dass alle Lampen ein orangefarbenes Licht verströmen und fragen Dr. Emden nach dem Grund. „Auf dem Roque de los Muchachos liegt eines der berühmtesten Observatorien der Welt.
Damit die da oben in die Sterne sehen können, soll das Licht hier unten möglichst gering sein. Man hat festgestellt, das orangefarbenes Licht lange nicht so hell wie gelbes abstrahlt und die Sternengucker werden nicht gestört,“ doziert er glücklich, sein Wissen endlich mal anbringen zu können. Dann müssen die Weltenbummler ausgiebig über ihre bisherigen Erlebnisse, seit ihrer Abreise aus Hamburg berichten und haben in den Emdens dankbare Zuhörer.
Erst gegen Mitternacht bringt Dr. Emden sie zurück zur Catalina. Beim Aussteigen fragt er Giorgio noch: „Wie lange bleiben Sie auf unserer schönen Insel?“ „Da wir unseren Kahn noch für den Törn über den großen Teich klarmachen und einiges an Vorräten und Materialien bunkern müssen, denke ich so drei bis vier Tage!“ entgegnet Giorgio und registriert ein Strahlen auf dem Gesicht seines Nachbarn. „Dann möchten wir Ihnen Übermorgen gern mal die Insel zeigen und laden Sie zu einer Spritztour ein, einverstanden?“ „Die Einladung nehmen wir gern an und freuen uns drauf!“ entscheidet Giorgio schnell, ohne die Reaktion seiner Crew abzuwarten. Kaum an Bord, regt sich Flo auf und zischt ihren Vater an: „Warum bestimmst Du eigentlich über unsere Köpfe hinweg, was wir hier machen wollen, wir leben doch nicht in einer Diktatur!“ schmollt sie. „Nun reg Dich wieder ab, ich will nur allen Diskussionen zuvorkommen. Ihr habt doch gewusst, dass Emdens uns die Insel zeigen wollen. Sie schwärmen doch so lange von La Palma. Außerdem sind sie nett, hilfsbereit und als Nachbarn gibt es weiß Gott schlechtere. Im Übrigen kannst Du froh sein, dass Du noch mal etwas anderes siehst, denn die nächsten Wochen hast Du nichts als Wasser um Dich herum. Habt Ihr auch etwas dagegen?“ blickt er fragend den Rest der Crew an.
„Nein Pap´s, ist schon in Ordnung, die kennen sich ja hier gut aus und können uns bestimmt Interessante Sachen zeigen. Außerdem sind sie gar nicht so übel“ meint Pia versöhnlich. Auch Theresa und Max nicken. „Ich will doch hier noch mal in die Disco, bevor wir über den großen Teich schippern!“ mault Flo. Max kichert und tippt sich an die Stirn: „Mann, bist Du blond. Du glaubst doch nicht im ernst, dass es hier auf der Insel ne gute Disco gibt. Selbst wenn, dann geht man ja wohl abends in die Disco und nicht tagsüber. Emdens haben uns für tagsüber eingeladen, falls Du das nicht geschnallt haben solltest!“ „Blöder Hammel“ ist der einzige Kommentar für ihren Bruder. Sie rauscht beleidigt, in ihre Kabine.
Am kommenden Morgen ist die Stimmung an Bord wieder prächtig. Flo hat ein tolles Frühstück gezaubert und sogar so etwas wie eine Entschuldigung raus gequetscht, was ihr bestimmt nicht leicht gefallen ist.Giorgio ist bereits in seine Seekarten und Wetterprognosen vertieft und bittet Theresa und Flo eine Liste für ihre Einkäufe zu erstellen. „Überprüft alles genau, auch Medikamente und Verbandszeug, Werkzeug, Ersatzteile und was wir sonst noch alles in den nächsten Wochen brauchen können. Wir gehen diese Liste nachher alle gemeinsam durch. Pia und Max machen bitte am Vormittag noch einen ausführlichen Sicherheitscheck!“ Zwei Stunden später ist der Check zur Zufriedenheit der beiden abgeschlossen. Sie berichten Giorgio das mit dem Rumpf, den Maschinen, Stromaggregaten, Diesel, Wassertanks, der Elektrik und natürlich der Takelage und den Segeln alles im grünen Bereich ist. „Allerdings sollten wir noch zusätzlich Wasser und Diesel bunkern, die Tanks sind nicht voll und die Schwimmwesten müssen noch mit Notbeleuchtung nachgerüstet werden. Für unsere Rettungsinsel brauchen wir noch Taschenlampen und Batterien für das Sprechfunkgerät, Seenot Raketen fehlen auch noch. Alles andere ist da und voll einsatzbereit!“ meldet Pia.
Theresa und Flo haben eine drei Seiten lange Proviantliste geschrieben, die jetzt gemeinsam besprochen wird. Neben den üblichen Lebensmitteln sind auch diverse Medikamente, gegen alle möglichen Krankheiten und Verletzungen dabei. „Wir brauchen unbedingt noch ein Mittel gegen Seekrankheit“ verlangt Giorgio. „Wofür das denn, außer Flo haben wir doch alle kein Problem mehr mit Seekrankheit“ wirft Max ein. „Bisher nicht, aber Ihr habt auch noch keine Atlantik Überquerung gemacht, das ist was anderes als die Pfützen durch die Ihr bisher gesegelt seid. Es kann ganz schön zur Sache gehen,“ warnt der Skipper. „Außerdem habe ich beschlossen, dass wir noch einen weiteren Satz Rettungswesten kaufen. Eine große solide Angel will ich auch noch haben. Eine halbe Stunde später ruft Giorgio Dr. Emden an, der sich angeboten hat, sie mit seinem Van zum Einkaufen in die richtigen Geschäfte zu fahren.
Pia und Max kümmern sich um Frischwasser und Diesel, während Giorgio mit Theresa, Flo und Dr. Emden nach Los Llanos zum einkaufen fährt. Obwohl der Van einiges laden kann, wird der Platz angesichts der Fülle von Lebensmitteln, Obst, Gemüse, Getränken, Medikamenten und sonstigen Gerätschaften langsam knapp. Ganz zum Schluss quetscht Giorgio noch die fünf neuen Automatikschwimmwesten obendrauf. In den Wagen passt nun keine Maus mehr.Der Anwalt fährt wie auf rohen Eiern die Serpentinen hinunter, Richtung Hafen. Eine weitere Stunde dauert das Ausladen und verstauen der Vorräte. Flo freut sich, so viele Kühl- und Lagermöglichkeiten zu haben. Pia und Max haben zusätzlich noch zehn zwanzig Liter Kanister mit Trinkwasser herangeschleppt, außerdem zwei Kanister Maschinenöl und fünf zwanzig Liter Kanister Diesel als eiserne Reserve. Alles wird zur besseren Ballastverteilung in der Bilge verstaut.
Wasser- und Dieseltank sind jetzt gut gefüllt. Giorgio blickt zufrieden auf seine Lieben und verkündet. „Morgen früh werden wir uns von Emdens die Insel zeigen lassen. Morgen Abend machen wir ein ausführliches Briefing für unseren Törn über´n Teich. Übermorgen früh gegen sechs Uhr werden wir in See stechen!“ verkündet der Käptn.
Um acht Uhr am Morgen stehen ihre Nachbarn fröhlich am Kai und freuen sich sichtlich darauf den, noch etwas verschlafenen, Seefahrern ihre schöne Insel zeigen zu können. Die Fahrt führt sie über eine kurvige Höhenstraße mit phantastischen Ausblicken in Richtung Süden nach Fuencaliente. Dort ist das Vulkangebiet mit den jüngsten Vulkanen der Kanaren. Frau Emden hat extra ein rohes Ei mitgenommen um ihnen zu zeigen, dass man dieses Ei in einer der Erdspalten kochen kann. Tatsächlich, nach etwa vier Minuten zieht sie triumphierend ein gekochtes Ei heraus. Weiter geht es, nun auf der Ostseite der Insel Richtung Inselhauptstadt St. Cruz. Die Stadt selbst hat etliche alte Kanarische Häuser mit schönen Holzbalkonen zu bieten. Die Mädchen genießen den Bummel durch die kleinen Gässchen mit ihren Bars, Geschäften und Restaurants. Dr. Emden will ihnen unbedingt den originalgetreuen Nachbau der Santa Maria, dem Schiff von Kolumbus zeigen, der in einem kleinen Park am Stadtrand aufgebaut ist. „Mensch, die war ja kleiner als unser Kahn, nur höher!“ stellt Flo staunend fest.Weiter geht die Fahrt Richtung Norden zum Roque de los Muchachos, dem höchsten Berg der Insel, wo sich das, von Dr. Emden erwähnte Observatorium befindet.
Mit einem der Astronomen ist Dr. Emden befreundet und hat für sie extra eine Führung durch die Sternwarte arrangiert. Da das Observatorium für Besucher normalerweise nicht zugänglich ist, schon etwas Besonderes. Alfonso Becker, ein Deutsch Chilene begrüßt sie herzlich und beginnt sofort eine einstündige, spannende Führung durch den Weltraum. Er bietet den Weltenbummlern Einblicke in das Universum, die sie sich so bisher nicht vorstellen konnten. Sie sind begeistert. Frau Emden stößt immer wieder verzückte Schreie aus. Am Ende der Führung werden sie ganz still. Pia bringt es mit ihrer Bemerkung auf den Punkt. „Da sieht man erst, wie klein und bedeutungslos wir mit unserer Erde in diesem riesigen Universum sind. Ich glaub, es grenzt schon an Arroganz, wenn wir glauben der einzige Planet zu sein, auf dem Leben ist.“
„Dass wir bisher noch kein Leben im All gefunden haben, bedeutet nicht, das es keins gibt!“ erklärt Alfonso und fügt hinzu: „Die meisten Wissenschaftler sind sogar von Leben in anderen Galaxien überzeugt!“„Warum hat man das Observatorium gerade hier hin gebaut?“ will Flo wissen. „Weil diese Insel, mitten im Atlantik am wenigsten vom Lichtschmutz befallen ist. Hier auf über zweitausend Meter Höhe haben wir die besten Lichtverhältnisse um auch sehr entfernte Galaxien beobachten zu können. Diese Forschungsstation arbeitet International. Es sind über zwanzig Länder daran beteiligt.“ „Aha und wenn doch irgendwann die kleinen grünen Männchen auf die Erde kommen, erfahren Sie es als erste?“ fragt Max etwas respektlos. Alfonso Becker lacht. „Na klar, hier oben sind über vierzig Sprachen vertreten, irgendeine werden die Männchen schon verstehen.“
Sie bedanken sich für die tolle Führung und sehen anschließend noch über den Kraterrand fast zweitausend Meter tief in die Caldera hinunter. Dieser Blick ist nicht weniger spektakulär als die Blicke in´s Weltall.
Mit neun Kilometern Durchmesser ist er einer der größten senkrecht Krater der Welt. Ganz unten mit Wäldern und Flüssen durchzogen. „Das ist das bekannteste Wandergebiet auf der Insel“ erklärt Elisabeth. Danach fahren sie über die fruchtbare Hochebene von Tijarafe zurück ins Aridanetal nach Puerto Tazzacorte. Am Schiff angekommen, bedanken sich Giorgio herzlich für den schönen, interessanten Ausflug. Auch Flo ist jetzt angetan von der Insel und hat das Gefühl, den Emdens mit ihrer anfänglichen Maulerei Unrecht getan zu haben.
Giorgio läd die Beiden noch zu einem letzten Glas Wein ein. Dann geht es endgültig ans verabschieden. Alle wünschen sich gegenseitig Glück und gute Reise. Frau Emden zerquetscht ein paar Tränen, als sie von Bord geht. „Kommt alle gesund wieder!“ ruft sie unter heftigem Winken. Die Schiffsbesatzung winkt und bellt zurück.
„In einer halben Stunde treffen wir uns auf Deck zum Briefing!“ ordnet Käpt´n Giorgio an und hört ein dreifaches: „Ay,ay, Sir!“ Als alle versammelt sind, beginnt Giorgio, der auf dem großen Tisch jede Menge Seekarten ausgebreitet hat, mit dem Briefing, soll heißen, das Vorhaben, die Lage und die Aufgaben werden besprochen, die jeder Einzelne zu übernehmen hat. „Wir sind jetzt, Anfang Juni bereits spät dran, den in spätestens vierzehn Tagen beginnt in der Karibik die Hurrikan Saison.
Ich habe mich nach reiflicher Überlegung und vielen Telefonaten mit unserem Club in Hamburg trotzdem entschlossen, noch los zu segeln. Wenn wir uns möglichst südlich halten, können wir die Gefahr einigermaßen umgehen. Die Hurrikans entstehen fast alle Nordwestlich der Kapverden. Da sind sie aber noch nicht mehr als ein kräftiger Sturm. Wir sollten also sehen, dass wir dieses Gebiet möglichst schnell hinter uns bringen. Da wir die Passatwinde ausnutzen, ist es eigentlich zu schaffen.“ Er zeigt auf den Seekarten seine geplante Route. „Ich habe für die ganze Reise von hier bis Barbados zwischen vierzehn und zwanzig Tagen angesetzt, vorausgesetzt, wir erleben keine Flaute. Eine Atlantiküberquerung mit einem Segler ist aber kein Kinderspiel, sondern eins der letzten richtigen Abenteuer, was hoffentlich jedem klar ist. Vor allem sind die Kreuzseen und Squalls eine nicht zu unterschätzende Gefahr.“
„Was´n das?“ will Flo wissen. „Kreuzseen sind Wellen, die plötzlich quer zur üblichen Dünung kommen und durch irgendein weit entferntes Tiefdruckgebiet entstanden sind. Diese Wellen, meist sind es drei hintereinander, können teilweise ganz schön heftig sein und das Schiff schon mal in Schieflage bringen. Auf jeden Fall muss alles zu jeder Zeit gut gesichert sein. Was gebraucht wird, muss nach Gebrauch sofort wieder verstaut werden. Squalls treten meist sehr plötzlich Nachts auf und sind kurze, aber heftige Unwetter mit viel Regen und teilweise heftigsten Windböen.
Bei den ersten Anzeichen müssen wir daher sofort einen Großteil der Segel bergen und nur die Genua oben lassen. Da ein Squall selten länger als zwanzig Minuten dauert, kann das ganz schön stressig werden. Pia, Dich möchte ich bitten, täglich unsere Etmale zu berechnen. Am besten immer um Zwölf Uhr Mittags!“ „Was sind denn Etmale?“ fragt Theresa erstaunt.
„Lass mich, Pap´s!“ Pia will unbedingt ihre frisch erworbenen Kenntnisse anbringen. „Also, ein Etmal ist die Strecke, die man innerhalb von 24 Stunden in Seemeilen zurücklegt. Das wird meistens mittags gemessen und dann genau zwischen Deinem Mittagsstandort und dem des Vortags mit Hilfe von GPS berechnet!“ „Toll, wie Du aufgepasst hast!“ lästert Max und applaudiert. Giorgio macht ungerührt weiter: „Die Etmale müssen wir so berechnen, dass wir wegen der Untiefen und Riffe vor den Karibischen Inseln den Landfall auf jeden Fall tagsüber hinbekommen. Ich möchte trotz Tiefenmesser und Echolot nicht nachts zwischen den Riffen herumirren müssen.
Nun der nächste Punkt. Bei schwererem Sturm bleibt die Küche kalt. Es ist viel zu gefährlich, bei unruhiger See mit kochenden Töpfen zu hantieren. Es gibt dann nur Kaltverpflegung. Außerdem müssen wir alle bei unruhiger See ein Auge auf Kolumbus haben. Wenn es zu schlimm wird, muss er angeschnallt werden. Außerdem bekommt Kolumbus an Deck immer seine Rettungsweste umgeschnallt. Jeder von uns muss darauf achten. Wir alle werden, sobald es etwas unruhiger wird, unsere neuen Rettungswesten anlegen. Ist das klar?“ „Ay, ay, Sir!“„Dann sollt Ihr Euch angewöhnen, auf Vorrat zu schlafen, da es durchaus sein kann, dass Ihr Nachts nicht zum schlafen kommt, oder wir wegen des Wetters eine Doppelwache einteilen müssen. Sonst behalten wir unseren Wachplan bei, da er sich bewehrt hat.
Für die Küche, die Vorräte und die Einteilung derselben ist Flo zuständig und verantwortlich. Sie führt Buch über die Vorräte. Jeder, der irgendwas haben will, muss sich an sie wenden. Es gibt, außer bei den persönlichen Vorräten, keine Selbstbedienung mehr. Für die Technik und die Sicherheit an Bord ist Max zuständig. Außerdem ist er unser Schiffsarzt bei ernsthafteren Verletzungen, da er beim Bund die beste Ausbildung dafür bekommen hat. Theresa ist für das Aufklaren des Schiffes verantwortlich, vor allem auch dafür, dass bei schwererer See nichts ungesichert herumfliegt. Weil Du Dich bisher so geschickt angestellt hast und wohl jetzt auch seefest bist, ernenne ich Dich hiermit zum Vollmatrosen, der überall wo es nötig ist, Hand anlegt. Theresa wird vor Stolz und Freude rot. Pia schließlich ist für den Kurs, die nautischen Berechnungen und das Funken zuständig, also praktisch mein erster Offizier. Zum Schluss noch das Wichtigste. Ich erwarte, dass keiner unnötige Risiken eingeht. Sicherheit steht vor allem anderen. Jeder passt auch mit auf jeden auf. Wenn wir diese Regeln eisern befolgen, werden wir hoffentlich einen schönen und entspannten Törn haben. Soweit alles klar Männer, oder habt Ihr noch Fragen?“
Haben sie im Moment nicht. Giorgio kann in den Gesichtern seiner Lieben Vorfreude, aber auch eine gewisse Skepsis ablesen und denkt, es geht ihnen auch nicht anders als mir, nur darf ich mir das nicht anmerken lassen. Er ist sehr stolz auf seine Mannschaft. Wie sie so da sitzen in ihren Bikinis und Badeshorts, mit tief sonnengebräunten Körpern und einem gelösten Gesichtsausdruck, wie er es bei ihnen vorher noch nie erlebt hat, weiß er erneut, dass diese Reise für sie alle das Richtige ist.
„So, jetzt noch schnell eine Kleinigkeit essen und dann ab in die Kojen. Morgen früh um sechs stechen wir in See!“ verkündet er.
Nächsten Freitag geht´s weiter….
13. Meer, Meer und noch mehr Meer